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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bados; Badrinath; Badus; Baduwi; Baële; Baen; Baëna; Baert; Baesa; Baeyer

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Bados - Baeyer.

bis 1535, von seinem Geburtsort Assche bei Brüssel Ascensianus, von den Franzosen aber Josse Bade genannt; ist besonders dadurch bemerkenswert, daß sich aus von ihm gedruckten Büchern die ältesten bekannten Abbildungen von Buchdruckpressen (von 1507), deren er sich als Druckerzeichen bediente, erhalten haben.

Bados, ein roter Bordeauxwein.

Badrinath, Gebirgsort in Britisch-Ostindien, Distrikt Gharwal, liegt in 3075 m Höhe im obersten Gangesthal, am Fuß der 7126 m hohen gleichnamigen Berggruppe, hat einen altberühmten Wallfahrtstempel der brahmanischen Hindu mit heißen Quellen von 54° C. und wird jährlich von ca. 50,000 Pilgern besucht. Einer der wenigst beschwerlichen Pässe nach dem chinesischen Tibet führt hier vorbei.

Badus, Berg, s. Sankt Gotthard.

Baduwi, Volksstamm, s. Bantam.

Baële (Ennedi), Land und Volk im Afrika, nordöstlich vom Tsadsee. Das Land ist von Gustav Nachtigal beschrieben worden und besteht aus mehreren nach WSW. abgedachten Thälern mit steppenartigem Charakter. Die Bewohner, den Tibbu (s. d.) verwandt (ca. 20,000 Seelen), sind Nomaden, Besitzer großer Herden von Ziegen, Schafen und Kamelen, die sich in Sitten und Sprache an ihre südöstlichen Nachbarn, die Zogâwa, eng anschließen. Im übrigen stehen sie den Sudân-Nomaden nach, wie sie denn z. B. zum großen Teil noch heidnisch geblieben sind. Sie leben in Polygamie, die durch keine religiöse Verordnung beschränkt ist, haben eine eigentümliche Totenbestattung und beschäftigen sich mit Flechtindustrie, betreiben aber vorwiegend Viehzucht und Verfrachtung von Salz, das aus ihrem Gebiet nach Wadai und Dar Fur ausgeführt wird. Vgl. Nachtigal, Sahara und Sudân, Bd. 2 (Berl. 1881).

Baen (spr. bahn), Jan de, holländ. Porträtmaler, geb. 1633 zu Haarlem, hatte J. ^[Jacob] Backer zum Lehrer und bildete sich daneben nach van Dyck. Karl II. von England zog ihn an seinen Hof. Später kam er nach dem Haag und starb daselbst 1702. Er erfreute sich eines großen Rufs, und die vornehmsten Personen saßen ihm. Seine charakterlosen und steif aufgefaßten, auch koloristisch reizlosen Bildnisse rechtfertigen diesen Ruf jedoch nicht.

Baëna, Bezirksstadt in der span. Provinz Cordova, mit einem Palast, Schloßruinen, römischen Stadtresten und (1878) 13,336 Einw., welche Industrie, Getreide- und Ölhandel betreiben.

Baert, Jean, berühmter franz. Seeheld, s. Bart.

Baesa (Baasa), dritter König von Israel, 925 bis 901 v. Chr., ein Kriegsoberster aus dem Haus Isaschar, ermordete den König Nadab und das ganze Haus Jerobeams, huldigte dem Götzendienst und lebte in fortwährendem Streit mit Asa, dem König von Juda, der gegen ihn den Syrer Benhadad zu Hilfe rief. Sein Sohn Ela und die ganze Familie Baesas wurden nach seinem Tod von Simri umgebracht.

Baeyer, 1) Joseph Jakob, preuß. Offizier und Geodät, geb. 5. Nov. 1794 zu Müggelsheim bei Köpenick, trat 1813 als freiwilliger Jäger beim 3. ostpreußischen Infanterieregiment ein, machte die Feldzüge von 1813, 1814 und 1815 mit, avancierte während derselben zum Offizier, besuchte die von Gneisenau in Koblenz errichtete Kriegsschule und wurde vom General v. Müffling erst in Koblenz, dann in Erfurt mit topographischen Arbeiten beschäftigt und 1821 zum Generalstab kommandiert. 1826 begann er, an der Kriegsschule Vorlesungen zu halten; gleichzeitig unterstützte er 1831-36 als Kommissar des Generalstabs den Astronomen Bessel in seinen Gradmessungen bei Memel zur Verbindung der preußischen und russischen Triangulierung. Inzwischen wurde B. zum Chef der trigonometrischen Abteilung des Generalstabs ernannt, avancierte 1832 zum Generalmajor und wurde 1835 Mitglied der Studienkommission. 1858 ward er als Generalleutnant zur Disposition gestellt und mit der Ausführung des von Preußen übernommenen Anteils einer europäischen Längengradmessung unter dem 52. Parallelkreis betraut. Als er 1861 den Vorschlag einer mitteleuropäischen Gradmessung machte, vereinigten sich alle mitteleuropäischen Staaten zu gemeinsamer Ausführung dieses Unternehmens, das durch den Beitritt auch der übrigen europäischen Staaten (außer England) zu einer europäischen Gradmessung sich erweiterte. Für die Zwecke derselben wurde 1864 in Berlin ein unter Baeyers Präsidium stehendes Zentralbüreau errichtet und 1869 in ein permanentes Geodätisches Institut umgewandelt. Unter den zahlreichen Schriften Baeyers sind vornehmlich zu nennen: "Die Gradmessung in Ostpreußen" (mit Bessel, Berl. 1838); "Nivellement zwischen Swinemünde und Berlin" (das. 1840); "Die Küstenvermessung und ihre Verbindung mit der Berliner Grundlinie" (das. 1849); "Die Verbindungen der preußischen und russischen Dreiecksketten bei Thorn und Tarnowitz" (das. 1857); "Über die Größe und Figur der Erde" (das. 1861); "Das Messen auf der sphäroidischen Erdoberfläche" (das. 1862); "Wissenschaftliche Begründung der Rechnungsmethode des Zentralbüreaus der europäischen Gradmessung" (das. 1869-1871, 3 Hefte); "Vergleichung einiger Hauptdreiecksketten der königlichen Landestriangulation mit der Besselschen Methode" (das. 1879) und "Über die Nivellementsarbeiten im preußischen Staat und die Darstellung ihrer Resultate in richtigen Meereshöhen" (das. 1881). Unter Baeyers Leitung veröffentlicht das Geodätische Institut seit 1863 jährlich einen "Generalbericht über die europäische Gradmessung", die Verhandlungen der Konferenzen der Kommissare und "Publikationen" in einzelnen Heften.

2) Adolf, Sohn des vorigen, Chemiker, geb. 31. Okt. 1835 zu Berlin, studierte 1853-59 daselbst, in Heidelberg und Gent Physik und Chemie, habilitierte sich 1860 in Berlin als Privatdozent, wurde bald darauf Lehrer der organischen Chemie an der Berliner Gewerbeakademie, 1866 außerordentlicher Professor, 1869 Lehrer der Chemie an der Kriegsakademie und 1870 Mitglied der technischen Deputation für Gewerbe. 1872 ging er als Professor für Chemie nach Straßburg und 1875 als Nachfolger Liebigs nach München, wo nach seinen Angaben ein neues großartiges Laboratorium gebaut wurde. Im Februar 1885 wurde B. in den erblichen Adelsstand des Königreichs Bayern erhoben. Baeyers zahlreiche Arbeiten haben gewisse Gruppen der organischen Chemie wesentlich ausgebaut und dem chemischen Verständnis erschlossen. Nach einigen Untersuchungen über Kakodylverbindungen durchforschte B. die Harnstoff- und Harnsäuregruppe, die Kondensationsprodukte des Acetons etc. Eine Reihe von Arbeiten beschäftigte sich mit den Kondensationsprodukten, welche durch Einwirkung von Aldehyden auf Kohlenwasserstoffe und Phenole und besonders von Phthalsäureanhydrid auf Phenole und Oxyphenole entstehen. Die Bildung dieser "Phthaleine" führte zur Entdeckung des Eosins, welches jetzt in großen Mengen für die Färberei dargestellt wird. Seit 1866 beschäftigte sich B. mit der Körpergruppe, zu welcher das Indigblau gehört, und es gelang ihm die künstliche Synthese des Indigoblaus in solcher Form,