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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bastards - Bastia

pflanzen an sich; fährt man auf diese Weise fort, so kann man einen Mischling aus einer noch größern Anzahl Pflanzen erhalten. Die Kreuzung bietet, also ein Mittel, um von einigen nahe verwandten Arten einer Gattung eine Anzahl der mannigfaltigsten Formen zu erzielen. Durch derartige Prozesse sind zum großen Teil die zahllosen Abänderungen vieler Zierpflanzen, wie Aurikeln, Azaleen, Kamelien, Georginen, Levkojen, Nelken, Pelargonien u.s.w. hervorgebracht worden. Doch sind nicht alle Familien gleichmäßig befähigt, Bastarde zu bilden; es giebt eine größere Anzahl, in denen die Hybridation sich sehr leicht vollzieht, so die Familien der Geraniaceen, Rosaceen, Kompositen, Solaneen, Salicineen und viele andere; bei andern hingegen, wie z.B. bei den Doldengewächsen, sind B. eine Seltenheit. Unter den höhern Kryptogamen sind bis jetzt nur wenige Bastarde, und auch diese zum Teil nur ungenau bekannt geworden.

Indes können B. auch durch das von den Gärtnern angewandte Veredeln oder Pfropfen (s. Veredelung) entstehen; allerdings sind bis jetzt nur wenige Fälle dieser Art bekannt geworden. Man hat z.B. durch Veredeln einer mit gefleckten (panachierten) Blättern versehenen Art der Gattung Abutilon auf eine andere derselben Gattung angehörende Art eine Hybridation insofern erzielt, als die Sprossen, die an dem betreffenden Stamme sowohl über als unter der Veredelungsstelle hervorbrachen, ebenfalls gefleckte Blätter zeigten; bei Veredelung einer blauen Kartoffelsorte durch die Augen einer weißen Sorte wurden nicht rein weiße Kartoffeln gebildet, sondern es entstanden blau und weiß gefleckte Knollen. Es muß dabei angenommen werden, daß die Unterlagen, denen Reiser oder Augen anderer nahe verwandter Arten aufgepfropft werden, einen Einfluß auf die Ausbildung der betreffenden Reiser oder Augen haben, und auch umgekehrt, daß die letztern, wie in dem Falle bei Abutilon, ihre Eigenschaften der Unterlage mitteilen können. (S. Verwachsung.)

Die Litteratur über die B. ist ziemlich umfangreich; die wichtigsten Schriften darüber sind: Koelreuter, Vorläufige Nachricht von einigen das Geschlecht der Pflanzen betreffenden Versuchen und Beobachtungen (4 Tle., Lpz. 1701-66); Gärtner, Versuche und Beobachtungen über die Bastarderzeugung im Pflanzenreiche (Stuttg. 1849); Wichura, Die Bastardbefruchtung im Pflanzenreiche, erläutert an den Bastarden der Weiden (Bresl. 1865); Focke, Die Pflanzenmischlinge (Berl. 1881).

Bastards, s. Hottentotten.

Bastardschloß, eine meist nur für eintourige Schlösser der Einfachheit wegen angewendete Konstruktion, die indes infolge der Art der Riegelbewegung weniger haltbar ist und dem unbefugten öffnen geringern Widerstand entgegensetzt als ein gutgebautes Schloß der gewöhnlichen Art. Im Gegensatz zu diesem besitzt das B. keine eigentliche Zuhaltung, sondern der Riegel liegt in zurückgezogenem Zustande mit einem an ihm befindlichen Einschnitt auf einem kleinen, auf dem Schloßblech festgenieteten Eisenstück. Beim Auf- oder Zuschließen hebt der Schlüsselbart den Riegel über dieses seiner Bewegung entgegenstehende Hemmnis hinweg, verschiebt ihn entsprechend und läßt ihn sodann in seine normale Lage zurückkehren, was durch eine am Riegel angebrachte Feder geschieht.

Bastardwechsel, s. Kellerwechsel.

Bastardwespe (Bemdex Latr.), eine Gattung der Grabwespen (s. d.), in Deutschland nur durch eine Art (Bembex rostrata F.) vertreten. Diese ist schwarz und gelb, 20-30 mm lang und nistet im Sande. Abweichend von den meisten andern Grabwespen versorgt sie ihre Larven nicht auf einmal mit Futter, sondern trägt ihnen anhaltend Fliegen zu.

Bastarner, ein german. Stamm, der bei dem Vorrücken der Germanen aus Nordeuropa nach Süden zuerst seine Heimat an der Weichsel verlassen zu haben scheint. An der Theiß, den Karpaten und am untern Donaudelta in ziemlich weiter Linie ausgebreitet, treten sie seit 182 v. Chr., zur Zeit der macedon. Könige Philipp V. und Perseus, in der Geschichte auf. Wiederholt in den Kämpfen der Römer an der untern Donau und an den Karpaten erwähnt (169 v. Chr. streiten sie als Bundesgenossen des Perseus, 88-81 des Mithridates gegen die Römer), erhielten sie sich als ein starker Stamm bis tief in das 3. Jahrh. n. Chr. hinein. Sie verschwinden aus der Geschichte, als auf Veranlassung des röm. Kaisers Probus 279 n. Chr. 100000 ihres Volks in dem röm. Thrazien Wohnsitze unter der roman. Bevölkerung angenommen hatten.

Bastband, in der Weberei ein bandförmiges Fadengebilde, das durch Zusammenkleben von baumwollenen nach Art der Kettenfäden (s. d.) in der Weberei angeordneter Gespinstfäden gebildet ist; diese Fäden haften also nur durch ein Klebmittel zusammen, nicht durch Einschlagfäden. Das B. wird zum Zusammenbinden verwendet und ersetzt so die aus natürlichem Bast hergestellten Streifen, die Bindfäden und andere biegsame Gebilde.

Baste, s. Basta (Trumpf).

Bastei, ältere Bezeichnung für Bastion (s. d.).

Bastei, eine in der Sächsischen Schweiz auf dem rechten Elbufer zwischen Rathen und Wehlen 170 m über dem Elbspiegel steil aufsteigende zerklüftete Sandsteinmasse, die als besonders schöner Aussichtspunkt häufig besucht wird; mit Hotel und (im Sommer) Postagentur und Telegraph.

Bastern (frz. batârdes) oder Lumpen, in der Zuckerindustrie die größern Formen, in welche der Sirup der Raffinerie nach dem Verkochen gefüllt wird; der hierbei gewonnene Zucker heißt Baster- oder Lumpenzucker.

Basterne (frz., vom lat. basterna, eine von Maultieren getragene Sänfte), bedeckter Ochsenwagen.

Bastet, Göttin, s. Bubastis.

Basthüte, s. Bast.

Bastia. 1) Arrondissement im franz. Depart. Corse, hat 1388,26 qkm, (1891) 81598 E., 94 Gemeinden und zerfällt in die 20 Kantone: Bastia-Terranova (8471 E.), Bastia-Terravecchia (15326 E.), Borgo (114,12 qkm, 2340 E.), Brando (73,33 qkm, 3535 E.), Campile (47,66 qkm, 4316 E.), Campitello (98,75 qkm, 2815 E.), Cervione (49,70 qkm, 2073 E.), Lama (91,38 qkm, 1633 E.), Luri (87,75 qkm, 5160 E.), Murato (64,77 qkm, 2293 E.), Nonza (70,12 qkm, 2932 E.), Oletta (67,08 qkm, 2450 E.), Pero-Casevecchie (45,90 qkm, 2585 E.), Porta (58,05 qkm, 5061E.), Rogliano (74,59 qkm, 4634 E.), San Florent (61,06 qkm, 2211E.), San Martmo-di-Lota (30,27 qkm, 2241 E.), San Nicolo (42,10 qkm, 2272 E.),San Pietro-di-Tenda (192,45 qkm, 2013E.), Vescovato (84,31 qkm, 6637 E.). - 2) Hauptstadt des Arrondissements B., früher Hauptstadt der Insel Corsica und Bischofssitz, der Insel Elba gegenüber, an der Linie B.-Ajaccio der Cors. Lo-^[folgende Seite]