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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bergjuden; Bergk; Bergkalk; Bergkalmücken; Bergknappe; Bergknappschaft; Bergkork; Bergkrankheit; Bergkrystall

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Bergjuden - Bergkrystall

bahn über Cassel und Gerstungen die Verbindung mit der Thüringischen Eisenbahn (s. d.). Das Unternehmen der B. E. blieb auch nach der Verstaatlichung der königl. Eisenbahndirektion zu Elberfeld unterstellt; einzelne Linien wurden den Bezirken der Direktion in Köln zugeteilt, so die Linien im Ruhrkohlengebiet, die seit dem 1. April 1890 mit den Linien desselben Gebietes der Köln-Mindener und der Rhein. Bahn von dem Betriebsamte zu Essen der königl. Eisenbahndirektion (rechtsrheinischen) zu Köln verwaltet werden. (S. Preußische Eisenbahnen.)

Bergjuden, später als die zahlreichen andern, welche in den verschiedenen Völkern des Kaukasus aufgingen, im Kaukasus eingewanderte Juden; sie sollen am Ende des 8. oder zu Anfang des 9. Jahrh. in die Gegend nördlich von Derbend, und erst zu Ende des 16. Jahrh. nach dem benachbarten Madshalis gekommen sein. Ein anderer Zuzug fand um 1170 aus Jerusalem und Bagdad statt. Die B. leben etwa 30000 Köpfe stark in kleinern oder größern Gemeinden zerstreut. Die größte Gemeinde findet sich in Kula, Gouvernement Baku.

Bergk, Theod., Philolog, geb. 22. Mai 1812 zu Leipzig, Sohn des als Übersetzer und populärphilos. Schriftsteller bekannten Johann Adam B. (geb. 1773 zu Havnichen bei Zeitz, gest. 27. Okt. 1834 zu Leipzig), studierte zu Leipzig Philologie, wurde 1835 Lehrer an der Lateinschule des Waisenhauses zu Halle, 1838 am Gymnasium zu Neustrelitz, 1839 am Joachimsthalschen Gymnasium zu Berlin, 1840 am Gymnasium zu Cassel. 1842 wurde er zum ord. Professor der Philologie an die Universität Marburg berufen. Nach der Märzrevolution war er während des Jahres 1848 teils in Frankfurt als einer der 17 Vertrauensmänner, teils auf dem kurhess. Landtage in gemäßigt-liberalem Geiste thätig. 1852 übernahm er eine Professur zu Freiburg i. Br. und 1857 in Halle, legte 1869 sein Amt aus Gesundheitsrücksichten nieder und begab sich nach Bonn, wo er auch als akademischer Docent thätig war. Er starb 20. Juli 1881 zu Ragatz. Besondere Verdienste hat sich B. um die Kritik und Erklärung der griech. Dichter erworben. Seinen Ruf begründete er mit einer Ausgabe des Anakreon (Lpz. 1834), den «Commentationes de reliquiis comoediae atticae antiquae» (ebd. 1838) und der Sammlung der Bruchstücke des Aristophanes (Berl. 1840). Diesen Arbeiten folgte die Ausgabe der «Poetae lyrici Graeci» (3 Bde., Lpz. 1843; 4. Aufl. 1882 fg., eine Art Auszug aus denselben die «Anthologia lyrica», 1853; 4. Aufl., besorgt von Hiller, ebd. 1889); ferner eine Untersuchung über des Aristoteles «Libellus de Xenophane, Zenone et Gorgia» (Marb. 1843), «Beiträge zur griech. Monatskunde» (Gieß. 1845), die Ausgaben des Aristophanes (2 Bde., 3. Aufl., Lpz. 1872) und des Sophokles (ebd. 1858; 2. Aufl. 1868), «Beiträge zur lat. Grammatik» (gegen Ritschl, 1. Heft, Halle 1870), «Griech. Litteraturgeschichte» (Bd. 1, Berl. 1872; Bd. 2‒4, hg. von Hinrichs und Peppmüller, ebd. 1883‒87; Register 1894), die kritische Bearbeitung des «Monumentum Ancyranum» (Gött. 1873),«Inschriften röm. Schleudergeschosse» (Lpz. 1876). Von 1843 bis 1853 gab er mit Cäsar die «Zeitschrift für Altertumswissenschaft» heraus. Seine «Kleinen philol. Schriften» erschienen in 2 Bänden (Halle 1885‒86); dem 2. Band ist «Das Leben Th. Bergks» vorgedruckt. Ferner erschienen nach seinem Tode «Fünf Abhandlungen zur Geschichte der griech. Philosophie» (Lpz. 1883) und «Zur Geschichte und Topographie der Rheinlande in röm. Zeit» (ebd. 1882).

Bergkalk oder Kohlenkalk, die in den Meeren der Steinkohlenperiode zur Ablagerung gelangten Kalksteine (s. Subcarbon). Seine Hauptverbreitung hat der an Resten einer Meeresfauna oft außerordentlich reiche B. in Belgien, Irland, Wales, Rußland und Nordamerika. Manche Kalksteine in Rußland u. s. w. bestehen gänzlich aus Fusulinen, ziemlich großen Foraminiferen.

Bergkalmücken, ein Teil der Urbewohner des Altai (s. d., Bd. 1, S. 457 a).

Bergknappe, s. Bergmann.

Bergknappschaft, s. Knappschaft.

Bergkork, Mineral, s. Asbest.

Bergkrankheit, eine bei Ersteigung hoher Gebirge und bei Luftschiffahrten in einer Höhe zwischen 2‒4000 m über der Meeresfläche beobachtete und in Südamerika mit dem Namen Mal di Puna bezeichnete Krankheit, die zuerst von da Costa im 15. Jahrh. beschrieben wurde. Ihre Symptome bestehen vorzugsweise in Ekel, Abneigung gegen Speisen, Abgespanntheit, starkem Durst, Erbrechen, Herzklopfen, beschleunigtem und keuchendem Atmen, Brustbeklemmung, Erstickungsangst, Schwindel, Kopfschmerz, Ohnmacht und unbezwingbarer Schlafneigung, wozu sich dann Haut- und Augenentzündungen sowie Blutungen aus Mund, Nase und Lungen gesellen. Bei Luftschiffern treten diese Erscheinungen erst in größerer Höhe als bei Bergbesteigungen ein, da bei jenen ein Hauptmoment, die Körperanstrengung, fehlt. Die Ursache dieser Erkrankung liegt in der Wirkung der verdünnten Luft auf den Blutkreislauf, insbesondere darin, daß bei der Einatmung sehr dünner Luft der beim Aufenthalt in solcher Luft schon hohe negative Druck auf das Herz noch gesteigert wird, wobei sich der Blutzufluß vom Herzen in die großen Blutgefäße vermindert, der große Blutkreislauf sich von Blut entlastet, der kleine Kreislauf aber über die Norm mit Blut überfüllt wird. Für einen Teil der Erscheinungen vermag der Grund, außer im verminderten Luftdruck, in manchen andern Einwirkungen, z. B. in der Kälte, dem Grade der Trockenheit der Luft, der heftigern Körperbewegung, ferner im Sauerstoffmangel der Luft und dem grellen Sonnenlicht bestehen. Die Indianer in Brasilien suchen sich bei Ersteigung hoher Berge durch Kauen der Coca vor der B. zu schützen. Bei Eintritt der Krankheit wendet man Belebungs- und Riechmittel, Einflößen von Franzbranntwein, von Cremor Tartari und kalter Limonade an, bei kräftigen Personen Blutentleerungen. Zur Vorkehrung nehmen Luftschiffer Apparate, sog. Aspirateurs mit, die mit Sauerstoff gefüllt sind; auch benutzt man dabei transportable pneumatische Apparate zur Einatmung verdichteter Luft, wie Waldenburg, Hauke u. a. angegeben haben. (S. Komprimierte Luft.)

Bergkrystall, die reinste Modifikation der Kieselsäure oder des Quarzes (s. d.), findet sich ursprünglich immer krystallisiert, oft in außerordentlich großen Krystallen, die meist sechsseitige Säulen bilden, die durch eine sechsseitige Pyramide (häufig in Verbindung mit andern kleinern Flächen) zugespitzt sind, kommt aber auch in runden Kieseln, sog. Geschieben und Geröllen, in Flußbetten, im aufgeschwemmten Lande u. s. w. vor. Im reinsten Zustande ist B. vollkommen wasserhell, optisch durch seine Cirkularpolarisation ausgezeichnet; ist er rauchgrau oder nelken- ^[folgende Seite]