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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Bingerbrück - Binomium.

Bernhard von Weimar, 1640 von den Kaiserlichen und 1644 von den Franzosen erobert, welch letztere 1689 die Burg nochmals nahmen und sprengten, die Stadt selbst aber in Asche legten. Durch den Frieden von Campo Formio kam B. 1797 an Frankreich, bei welchem es bis 1814 verblieb. Seit 1815 gehört es zum Großherzogtum Hessen. Nach der Sage liegt bei B. der Nibelungenhort im Rhein verborgen.

Bingerbrück, Weiler in der preuß. Rheinprovinz, am Einfluß der Nahe in den Rhein, Knotenpunkt der Eisenbahnen nach Köln, Mainz und Saarbrücken, westlich neben Bingen, mit Leim- und Düngerfabrikation, Steinkohlen- und Weinhandel und (1880) 896 Einw.

Binghamton (spr. binghämt'n), Stadt im nordamerikan. Staat New York, in breiter Ebene beim Zusammenfluß von Susquehanna und Chenango und an der Eriebahn, hat viele Schulen, ein Staatsasyl für Trunkenbolde, zahlreiche Fabriken, lebhaften Handel mit Mehl, Holz, Kohlen, Eisen und Produkten und (1880) 17,317 Einw.

Bingley (spr. bíngli), Fabrikstadt im West Riding von Yorkshire (England), am Aire, 8 km nordwestlich von Bradford, hat (1881) 9465 Einw. und Fabrikation von Kammgarn (Worsted) und Wollwaren.

Bingöl Dagh ("Berg der tausend Seen"), erloschener Vulkan in Armenien, südlich von Erzerum, mit den Quellen des Aras. Sein Kraterrand ist zum größten Teil eingestürzt; von dessen drei Spitzen ist der Demir-Kala 3686 m hoch.

Binion, s. Ambe.

Binn., bei botan. Namen Abkürzung für L. Binnendyk, Gärtner zu Buitenzorg auf Java.

Binne, einer der linkseitigen Oberwalliser Zuflüsse des Rhône, der Abfluß eines ganzen Fächers hoher Alpenthäler. Hauptort am Fluß ist Binn. Weiter oben im Binnenthal, bei Imfeld, scheiden sich die Bergwege nach dem wenig betretenen Albrunpaß (2410 m) und nach dem Geißpfadpaß (2475 m), während ein Seitenthal zum Ritterpaß (2700 m) ansteigt. Alle drei Übergänge führen in das Gebiet der Toce und damit zum Lago Maggiore. Das Thal liefert den besten Walliser Käse; auch starker Mineralienhandel wird betrieben.

Binnenfleet, s. v. w. Binnertief.

Binnenhafen, s. Bassin.

Binnenhandel, Handel, der sich innerhalb der Grenzen des Landes vollzieht, im Gegensatz zum Handel mit dem Ausland oder dem Außenhandel.

Binnenland, der innere, von der Küste entfernte Teil eines Kontinents, seiner physischen Beschaffenheit nach mannigfach verschieden vom Küstenland, da die Nähe des Ozeans auf Pflanzen und Tiere wie selbst auf den Charakter der Bevölkerung wesentlich modifizierend einwirkt. In den norddeutschen Marschländern heißt B. das durch Deiche gegen Überschwemmung gesicherte Land im Gegensatz zum Butenland (Außenland), das zwischen den Deichen und Gewässern liegt.

Binnenlinie, die innere Grenze eines zur Verhütung des Schleichhandels der Landesgrenze entlang gebildeten schmalen Streifens Landes (Grenzbezirk) von gewöhnlich 1-2 Meilen Breite, innerhalb dessen das Verführen zollpflichtiger Waren an gewisse Förmlichkeiten (Transport bei Tage, nicht ohne Legitimationsschein etc.) geknüpft ist und aller Verkehr an Waren und Personen der Aufsicht der hier mit besondern Rechten ausgestatteten Grenz- (Maut-) Beamten unterliegt. Binnenland heißt das innerhalb der B. gelegene Land, Binnenkontrolle die sich auf dasselbe erstreckende Zollkontrolle (vgl. Begleitschein).

Binnenmeer (Binnensee), rings von Land umgebene Süß- oder Salzwasserfläche von bedeutendem Umfang, die entweder gar keinen Abfluß hat (wie das Kaspische Meer, der Aralsee), oder mit dem Ozean nur durch einen Fluß oder schmalen Kanal in Verbindung steht (wie das Mittelländische und das Schwarze Meer, die Ostsee, die fünf großen kanadischen Seen).

Binnenschiffahrt, die Schiffahrt auf Binnenmeeren, Seen und Flüssen im Gegensatz zur Fahrt auf offenem Meer.

Binnenschläge, bei dem System der mecklenburgischen Koppelwirtschaft, im Gegensatz zu Außenschlägen die in der Nähe des Wirtschaftshofs gelegenen, resp. den bessern Boden umfassenden Schläge mit besonderer Fruchtfolge (Rotation). Schon bei dem ursprünglichen System dienten sie überwiegend zur Körnerproduktion, aber auch zur Rindviehweide; heute findet Weidenutzung in ihnen gar nicht oder doch nur in sehr mäßigem Umfang statt; sie werden vorzugsweise zum Anbau von Körnerfrüchten, Wurzelgewächsen, Mähklee, auch wohl von Handelsgewächsen verwendet (s. Betriebssystem).

Binnenwasser, das in einem durch Deiche geschützten Land sich ansammelnde Regen- oder Schneewasser, welches zur Verhütung des Anschwellens desselben, wenn das außerhalb des Deiches befindliche Strom- oder Seewasser eindringen sollte, so schnell wie möglich abgeleitet werden muß.

Binnenzölle, ehemals die innerhalb der Landesgrenze erhobenen Zölle (s. Zölle); in gewissem Sinn auch die für Rechnung der Gemeinden erhobenen Eingangsabgaben von Konsumtionsgegenständen.

Binnertief (Binnenfleet, Wettern), Graben innerhalb eines Deiches, welcher das Wasser zur Deichschleuse leitet und, vom Sammelbassin ausgehend, dieselbe Breite und Tiefe wie die Schleuse haben muß, da er im entgegengesetzten Fall nicht so viel Wasser in die Schleuse führen würde, wie diese wegnimmt, was leicht Überschwemmung verursachen würde; der Ableitungsgraben, welcher das durch das B. dem Kanal zugeführte Wasser in die See oder den Strom befördert, heißt Außer- oder Butentief, Außenfleet.

Binnīt, Mineral aus der Ordnung der Sulfosalze, kristallisiert regulär, findet sich meist derb, auch eingesprengt, ist dunkel stahlgrau bis eisenschwarz, lebhaft metallglänzend, undurchsichtig, Härte 2-3, spez. Gew. 4,4-4,7, besteht aus Schwefelkupfer und Schwefelarsen 3Cu_{2}S + 2As_{2}S_{3} mit 39,28 Kupfer und 30,98 Arsen, findet sich im Dolomit des Binnenthals bei Imfeld mit Realgar, Zinkblende, Skleroklas und Pyrit.

Binocle (franz., spr. -ockl), Augenglas (Lorgnette), Fernrohr, Opernglas oder Mikroskop für beide Augen (im Gegensatz zu Monocle: Augenglas für ein Auge); dann auch ein schweizerisches Kartenspiel; binokular, mit oder für zwei Augen zugleich.

Binomĭum (Binom, lat. und griech.), ein aus zwei Gliedern bestehender Ausdruck, z. B. a ± b, √a+b etc. Binomischer Lehrsatz (Binomialtheorem) ist eine Formel, welche eine beliebige Potenz eines Binoms in Form einer Reihe darstellt. Während für ganze positive Exponenten schon der Mathematiker Stifel in seiner "Arithmetica integra" (1544) die Formel kannte, wies Newton nach, daß sie für alle Exponenten, positive und negative, ganze und gebrochene, Geltung habe. Binomialkoeffizienten nennt man die in der binomischen Reihe vorkommenden, lediglich von den Exponenten