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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Blätterhühner - Blattfüßer

ihm bis 1837 Rudolf von Gottschall, dann bis 1891 Friedrich Bienemann, seit 1892 Karl Heinemann.

Blätterhühner (Parridae), s. Spornflügler.

Blätterkapitäl, im Gegensatz zu Gliederkapitäl ein Säulenknauf, der als besondern Schmuck außer der Deckplatte noch um den Kern gelegte Blätter, oft mit Ranken u. s. w. besitzt. Man braucht den Ausdruck besonders für den got. Stil.

Blätterkohle, s. Papierkohle.

Blättermagen, die dritte Abteilung des Magens der Wiederkäuer.

Blättermagnet, s. Lamellenmagnet.

Blattern, s. Pocken.

Blätterpilz (Blätterschwamm), s. Agaricus.

Blatterstein, ein Volksausdruck, der bald für den Variolit (s. d.), bald für den mit Kalkspatkügelchen erfüllten Diabas (s. d.) wegen des pockennarbigen Aussehens dieser Gesteine gebraucht wird.

Blättertellur, Nagyagit oder Graugolderz, ein in rhombischen tafelförmigen Krystallen, meist als sehr dünne Lamellen oder in blätterigen Aggregaten auftretendes, höchst seltenes Erz von schwärzlich bleigrauer Farbe und starkem Glanz, das nur zu Nagyag und Offenbanya in Siebenbürgen gefunden wird; die Analysen, die bis jetzt noch nicht zur Aufstellung einer bestimmten Formel führten, lieferten 50-60 Proz. Blei, 17 Tellur, 8-9 Gold, außerdem Schwefel und Antimon.

Blätterwerk, die Nachahmung von Pflanzenblättern als Ornament und besonders in mittelalterlichen Stilen die aus Blättern von naturalistischer Bildung zusammengesetzten Verzierungen (auch Laubwerk genannt) von Gliedern, Füllungen, Kehlen u. a.

Blattfarbstoffe, die in den Blättern vorkommenden Farbstoffe. Sie sind zwar hinsichtlich ihres optischen Verhaltens meist genauer bekannt; über ihre chern. Zusammensetzung dagegen, ebenso über die Art und Weise ihrer Entstehung in der Pflanze, weiß man noch sehr wenig. Man unterscheidet in den Laubblättern gewöhnlich drei solcher Farbstoffe: einen grünen, einen gelben und einen roten. Der erstere, das Chlorophyll oder Blattgrün, spielt in dem Ernährungsprozeß der Pflanzen eine äußerst wichtige Rolle, denn nur durch ihn wird die Kohlenstoffassimilation (s. Assimilation und Chlorophyll) ermöglicht. Der gelbe Farbstoff, das Xanthophyll, findet sich in den Blättern, welche im Herbst gelb werden; der rote Farbstoff, das Erythrophyll, bedingt dagegen das Rotwerden mancher Blätter vor ihrem Abfallen. Das Chlorophyll sowohl wie das Xanthopyll und das Erythrophyll sind in Weingeist, nicht aber in Wasser löslich. Außerdem kommt noch als steter Begleiter des Chlorophylls ein gelber, ebenfalls in Weingeist löslicher Farbstoff, das Etiolin, vor, von dem jedoch nicht ganz sicher, ob er vom Xanthophyll verschieden ist. Noch weniger wie von den Farbstoffen in den Laubblättern weiß man von denen der Hochblätter. Man unterscheidet hierbei gewöhnlich zwei Farbstoffe: einen gelben, das Xanthin, und einen blauen, das Anthocyan. Das letztere soll zugleich als violetter und roter Farbstoff auftreten, je nachdem es mit schwächern oder stärkern Säuren verbunden ist. Beide sind ebenfalls in Weingeist löslich.

Blattfedern, s. Betriebsmittel (Bd. 2, S. 903a).

Blattflöhe oder Springläuse (Psyllidae), eine Familie der Pflanzenläuse, kleine, den Blattläusen ähnliche, aber stets geflügelte Insekten mit kurzen, dickschenkligen Beinen, die große Sprünge ermöglichen. Die Weibchen legen mit der am Hinterleibsende befindlichen Legeröhre ihre Eier an junge Pflanzentnebe, die von den häufig mit flockigem Überzüge bedeckten Larven angesaugt werden. Eine der häufigsten Arten ist der Birnblattfloh (s. d.).

Blattfüßer (Phyllopoda), eine Ordnung niederer Krebstiere mit weichem und gestrecktem Körper, der entweder mit einem flachen Rückenschild oder einer zweiklappigen Schale bedeckt, oder ohne Bedeckung ist und an seiner Unterseite eine wechselnde Zahl von blattförmigen, gelappten Schwimmfüßen trägt. Am Kopf sind zwei Fühlerpaare entwickelt, deren eines beim Männchen oft als Greiforgan ausgebildet ist, die Mundwerkzeuge sind mit kräftigen Kiefern versehen. Bewegung und Atmung wird gleichzeitig durch die Blattfüße besorgt. Die Tiere leben in Tümpeln, Teichen, Seen und Salzlachen, bei deren Austrocknung sie sich in den Schlamm vergraben, dort ebenfalls vertrocknen und, infolge der Widerstandskraft und langen Keimfähigkeit ihrer Eier, die bei einigen sogar des Eintrocknens bedürfen, um entwicklungsfähig zu sein, plötzlich, oft erst nach Jahren, massenhaft wieder auftreten. Die beiden Untergruppen, welche man in dieser Ordnung zu unterscheiden pflegt, sind die Kiemenfüßer (Branchipoda) und die Wasserflöhe (Cladocera). Zu den erstern gehört der gemeine Kiemenfuß lApus cancriformis Schäfer), mit schildförmiger, den Körper von oben bedeckender Schale, gabligem Hinterleibe und 30-60 Fußpaaren, der in manchen Gegenden nach starkem Regen in Pfützen und Tümpeln oft in sehr großen Mengen auftritt, um beim Austrocknen ebenso schnell wieder zu verschwinden. Die Tiere schwimmen sehr rasch auf dem Rücken durch wedelnde Bewegungen ihrer zahlreichen Beinpaare. Es sind der Mehrzahl nach Weibchen, deren hartschalige und bei der Seltenheit der Männchen häufig unbefruchteten Dauereier sich erst nach erfolgter Eintrocknung bei Wiederbefeuchtung des Schlammes entwickeln können. Dieselben Erscheinungen zeigen die Arten der Gattung Branchipus, eines Kiemenfüßers von langgestrecktem, schalenlosem Körper und 11 zweispaltigen Blattfußpaaren, welche häufig mit dem vorigen Aufenthaltsort und Erscheinungszeit teilen. Ihr nächster Verwandter, Artemia, gehört zu den Salzwasserformen und bevölkert die meisten Salzseen und Salzlachen an den Küsten der südl. Meere, ja selbst die Solen von 4-15 Proz. Salzgehalt in sehr großen Mengen. In Afrika wird eine Art (Artemia Oudneyi) als Fessanwurm gedörrt und mit Datteln gemischt gegessen. Die fast ausschließlich das süße Wasser bewohnende Gruppe der Wasserflöhe oder Cladoceren besteht aus viel kleinern Formen, deren zart durchsichtiger Körper von einer nur den Kopf freilassenden Schale eingeschlossen wird, innerhalb deren der Hinterleib frei bewegt und aus einem Schlitz der Schale hervorgestreckt werden kann. Das zweite Fühlerpaar bildet ein großes gabliges Ruder, mittels dessen die Tiere rasch hüpfend umherschwimmen. Oberhalb des Hinterleibes steht die Schale ab und bildet eine Bruthöhle für die Eier, deren zweierlei erzeugt werden: den ganzen Sommer über unbefruchtete sich zu Weibchen entwickelnde sog. Sommereier mit überaus rascher Aufeinanderfolge der Generationen, deren jede schon nach wenigen Tagen neue Nachkommenschaft hervorbringen kann; und im Herbst von den zu dieser Zeit auftretenden Männchen befruchtete Wintereier, welche viel größer sind, eine harte Schale besitzen