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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Blatt; Blatta; Blattaluminĭum; Blattbinder; Blättchenpulver; Blattdorn; Blatten; Blättererz; Blätter für literarische Unterhaltung

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Blatt (weidmännisch) – Blätter für literarische Unterhaltung

ausgebildet als die andere dem Lichte abgewendete, so liegt stets das Palissadenparenchym direkt unter der Epidermis der Oberseite. In Fig. 34 ist als Beispiel des anatom. Baues das B. der Buche im Querschnitt dargestellt; die Schicht p ist das Palissadenparenchym, s das Schwammparenchym, o und u die obere und untere Epidermis, a eine in der letztern befindliche Spaltöffnung. (S. Spaltöffnungen.)

Außer diesen beiden grünen Geweben durchziehen nun die Blattfläche noch sog. Gefäß- oder Leitbündel. Das ganze System dieser Bündel bezeichnet man als die Nervatur des V., ihre verschiedenartige Ausbildung bei den einzelnen Pflanzenfamilien ist oft von großer Wichtigkeit bei systematischen Unterscheidungen, die sich auf Blattabdrücke in den Gesteinen beziehen, da an derartigen Abdrücken die Nervatur meist sehr deutlich erhalten ist. (S. Blattnervatur.)

In der Ornamentik bilden neben den Bandverschlingungen die Nachbildungen von B. und Blüte den hervorragendsten Teil der Verzierungskunst aller Völker, ja die Wahl und Ausgestaltung der B. ist eins der eigenartigsten Merkmale der verschiedenen Baustile. (S. Blätterkapitäl und Blätterwerk.) In jeder Frühkunst erscheint das B. nicht in völliger Nachbildung seiner natürlichen, sondern in einer mehr verallgemeinernden Form, die nur die auffallendsten Merkmale wiedergiebt. Dies Fortlassen des dem Ornamentisten als nebensächlich Erscheinenden nennt man Stilisieren. Die alten Ägypter stilisierten vorzugsweise die Lotosblume, Griechen und Römer den Acanthus (s. d.), die mittelalterlichen Stile entnahmen ihre Motive der ganzen Flora der betreffenden Länder. Wiederholt versuchte man die stilisierten B. durch getreu der Natur nachgeahmte (naturalistische) zu verdrängen. Namentlich im Fach des Musterzeichners hat B. und Blume einen vielfach angefochtenen Naturalismus angenommen. (S. Ornament und Muster.)

Blatt, in der Jägersprache der obere Teil des Vorderlaufs vom edlen Haarwild (auch Bug genannt); auch die Klinge des Weidmessers.

Blatt, in der Technik im allgemeinen ein dünner, parallelflächiger Körper von mäßiger Länge und Breite und in den verschiedenen Industrien von sehr mannigfacher Bedeutung. In der Tischlerei bezeichnet B. soviel wie Platte oder Tafel, auch den langen, dünnen Schenkel des Winkelmaßes; im Maschinenbau eine eiserne Flachschiene, die in einem hölzernen Maschinenteil, wie eine Welle, zur stärkern Befestigung äußerer Teile, wie des Zapfens, eingelassen wird; in der Schlosserei den Bart eines Schlüssels, auch ein Stück Eisen, aus dem eine Feder gemacht wird; im Zimmerhandwerk an zwei der Länge nach oder auch kreuzweise zu verbindenden Hölzern das zugerichtete Ende des einen der zu verbindenden Stücke, bez. die sich ergänzenden Einschnitte, mittels deren eins in das andere gelegt wird; bei Webstoffen soviel wie Bahn; bei messer- oder scherenartigen Werkzeugen, Sägen u. s. w. soviel wie Klinge. B. ist auch ein Teil des Webstuhls (s. Weberei und Blattbinder).

Blatt, wandelndes, s. Fangheuschrecken.

Blatta, s. Schabe.

Blattaluminĭum, s. Blattgold.

Blattbinder, der Verfertiger des Weberblatts, Rietblatts, eines kammähnlichen Werkzeugs (daher auch Weberkamm, Nietkamm genannt), das in der Weberei dazu dient, einesteils die Kettenfäden in ihrer ordnungsmäßigen Lage zu erhalten, andernteils jeden Einschlagfaden je nach der erforderlichen Dichtheit des Gewebes mehr oder minder stark gegen den vorhergehenden hinzuschieben. Das Blatt wird durch die sog. Riete gebildet – dünne, glatte Stäbchen aus gespaltenem Rohr, häufiger aus geplättetem Stahl- oder Messingdraht –, die in einer der Breite des Gewebes entsprechenden Anzahl in einem Holzrahmen befestigt sind und durch deren Zwischenräume die einzelnen Kettenfäden hindurchgehen. Um bei der Herstellung des Blatts oder Kamms (Blattbinden, Kammsetzen) einen genau gleichmäßigen Abstand und eine vollkommen parallele Lage der Riete zu erreichen, werden die letztern, ehe sie in die Nuten der Holzleisten eingeschoben werden, mit ihren Enden zwischen je zwei Stäbe gelegt, die man mittels einer Schnur oder eines Drahts derart schraubenlinig umwickelt, daß zwischen je zwei Windungen ein Riet zu liegen kommt. In neuerer Zeit werden hierzu gewöhnlich besondere Maschinen (Blattbinde- oder Kammsetzmaschinen) benutzt, die mit außerordentlicher Genauigkeit und Schnelligkeit arbeiten.

Blättchenpulver ist die Bezeichnung des in der deutschen und schweiz. Armee eingeführten rauchschwachen Schießpulvers, welches aus reiner Nitrocellulose bestehen soll. (S. Schießpulver, rauchschwaches.) B. hat das Aussehen dünner quadratischer Hornblättchen; in der deutschen Feldkanone geben 0,64 kg B. die gleiche Anfangsgeschwindigkeit von 442 m, welche sonst mit 1,6 kg schwarzen, grobkörnigen Pulvers erreicht wurde.

Das in Deutschland für das Gewehr M/88 verwendete B. heißt B. 88. Statt 5 g des bisherigen Schwarzpulvers werden für eine Patrone des Infanteriegewehrs nunmehr 2,75 g verwendet. Es wird hiermit für das Geschoß eine Anfangsgeschwindigkeit von 620 m erzielt (früher nur 435 m).

Blattdorn, s. Blattstachel.

Blatten (Jägerspr.), das Anlocken der Rehböcke zur Brunftzeit (Ende Juli und im August) durch Nachahmung des fiependen Lautes des Schmalrehs mittels eines Rehrufes oder eines Baumblattes. Der aufs Blatt springende Bock wird beschossen.

Blättererz, soviel wie Blättertellur (s. d.).

Blätter für literarische Unterhaltung, in Leipzig im Verlage von F. A. Brockhaus erscheinende kritische Wochenschrift, enthält Besprechungen der neuesten deutschen litterar. Erscheinungen, besonders der dichterischen, ästhetischen, litterargeschichtlichen Produktion sowie der wichtigern populären Erscheinungen der Philosophie, Geschichte, Geographie und Naturwissenschaften. Die B. f. l. U. wurden 1818 u. d. T. «Literarisches Wochenblatt» im Verlage der Hoffmannschen Hofbuchhandlung in Weimar von Aug. von Kotzebue (s. d.) begründet, der fast allein die Beiträge schrieb und darin besonders die Romantische Schule bekämpfte. Nach seiner Ermordung (23. März 1819) wurde Adolf Müllner in der Zeitschrift tonangebend. 1820 ging sie durch Kauf an die Verlagsbuchhandlung F. A. Brockhaus über, deren Begründer Friedrich Arnold Brockhaus selbst an die Spitze der Redaktion trat. Am 1. Dez. 1820 nahm die Zeitschrift den Titel «Literarisches Conversationsblatt», 1. Juli 1826 den gegenwärtigen an und erschien bis 1851 täglich, seitdem wöchentlich. 1822‒53 führte Heinrich Brockhaus, der zweite Sohn von Friedrich Arnold Brockhaus, die Redaktion, hierauf bis 1864 Herm. Marggraff, nach