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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Blumenwespen; Blumenzwiebeln; Blumer; Blümerant; Blumhardt

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Blumenwespen - Blumhardt

solche von der Tageszeit abhängige Bewegungen aus, sondern auch manche Laubblätter, wie z. B. diejenigen des Sauerklees (Oxalis) u. a. Man bezeichnet sowohl das Schließen der Blüten wie das Zusammenlegen der Laubblätter häufig als Pflanzenschlaf, neuerdings wurde dafür die Benennung nyktitropische Bewegungen eingeführt. (S. Pflanzenbewegung.)

Blumenwespen (Anthophila), Gruppe der stacheltragenden Hautflügler (s. d.), welche von Blütenhonig und Pollen leben, die sie zum Teil selbst sammeln, zum Teil auch als Schmarotzer bei andern verwandten Arten sich zu nutze machen. Hierher gehören die echten Bienen (s. d.), Hummeln (s. d.), Erdbienen (s. d.), Tapezierbienen (s. d.).

Blumenzwiebeln, Zwiebelgewächse, welche, im Großen herangezogen, in der Gärtnerei ihrer Blumen wegen zur Wintertreiberei oder zur Bepflanzung von Blumenbeeten Verwendung finden. Als solche sind in erster Linie hervorzuheben Hyacinthen, Tulpen, Krokus, Narzissen, Scilla; ferner Gladiolus, Lilien, Amaryllis, Schneeglöckchen u. a. in geringerer Menge gezogene Gewächse. Die Vermehrung der B. geschieht weniger durch Samen als durch junge an den alten Zwiebeln erscheinende Brutzwiebelchen, weil nur auf diese Weise eine bestimmte Farbe oder Spielart rein weiter gezüchtet werden kann und die Anzucht schneller von statten geht. Um die alten Zwiebeln zur Erzeugung vieler Brut zu zwingen, wenden die Holländer verschiedene Operationen an. Bei den Tulpen werden die Blütenschäfte kurz vor der Entfaltung der Blume abgeschnitten; bei den Hyacinthen aber schneidet man die zur Vermehrung bestimmten Zwiebeln von der Basis nach der Spitze hin vier- bis fünfmal bis etwa zur Mitte ein, bringt sie sortenweise und zu Tausenden auf Hürden in einen trocknen Speicher, wo sie bis zur Pflanzzeit im Herbst liegen bleiben. Schon in kurzer Zeit nach der Operation ist die Bildung von kleinen Brutknospen in der Achsel der Zwiebelschuppen bemerkbar. Bei der Hyacinthe erreichen die Brutzwiebeln im ersten Jahre die Größe einer kleinen Walnuß und werden schon im vierten, spätestens im fünften Jahre für den Handel verwendbar.

Die Holländer waren von jeher große Liebhaber von B.; es gab sogar Zeiten, in welchen sich diese Liebhaberei zur wahren Manie entwickelte. Im ersten Drittel des 17. Jahrh. herrschte in Holland ein wahrer Tulpenschwindel; man spekulierte wie jetzt in Wertpapieren damals in B., namentlich in Tulpen. Auch heute noch steht Holland in der Anzucht von B. obenan, weil sich der Boden einiger bevorzugter holländ. Landstriche besonders gut zu dieser Kultur eignet. Die Umgegend der Stadt Haarlem bildet den Centralpunkt der holländ. Blumenzwiebelzucht; ihr folgen Overveen, Bloemendaal, Hillegom, Sassenheim, Lisse und Nordwijk. Nach einer ziemlich genauen Berechnung sind in Holland 1882 allein 231 ha mit Hyacinthen, 206 ha mit Tulpen, 75 ha mit Krokus bebaut worden.

Wie großartig die Industrie in der Anzucht von B. in den genannten Ortschaften ist, geht auch aus folgenden Zahlen hervor. In Frankreich wurden 1827 an B. aus Holland eingeführt 131360 kg, 1866 aber 568670 kg, 1868 nur 442698 kg, aber in neuerer Zeit wieder gegen 600000 kg im Werte von 500000 Frs. Hierbei ist zu bemerken, daß die Verwaltung behufs Feststellung des Eingangszolls den Wert von 1 kg B. durchschnittlich zu 80 Cent. annimmt, eine Schätzung, die weit hinter dem wahren Werte der Ware zurückbleibt. Auch in England zählen die jährlich aus Holland eingeführten Hyacinthen- und Tulpenzwiebeln nach Millionen, und in Deutschland stellt sich die Einfuhr verhältnismäßig. Nach offiziellen Handelsausweisen erreichte die Ausfuhr von B. aus Holland 1861‒67 einen Wert von 19640000 holländ. Fl. Die in Holland selbst durch den Handel mit B. umgesetzten Summen sind ebenfalls sehr beträchtlich, wie bei der großen Vorliebe der Holländer für Hyacinthen und Tulpen leicht erklärlich. In Deutschland findet sich eine ähnliche, wenn auch weniger umfangreiche Kultur allein in der Umgegend von Berlin, wo im Boden nahezu dieselben, wenn auch nicht ganz so günstigen Bedingungen für ihr Gedeihen gegeben sind. Es werden dort etwa 28 ha mit B. bebaut, wovon allein 19 ha mit Hyacinthen besetzt sind. Der Wert der jährlich gewonnenen B. stellt sich für Hyacinthen auf rund 300000 M., für Tulpen auf 120000 M., was einen durchschnittlichen Ertrag von 15000 M. pro Hektar ergiebt. Die Berliner Hyacinthenzwiebeln sind im allgemeinen etwas kleiner, aber zur Frühtreiberei geeigneter als die holländischen.

Blumer, Joh. Jak., schweiz. Staatsmann und Historiker, geb. 29. Aug. 1819 zu Glarus, studierte 1837‒40 in Zürich,Bonn und Berlin die Rechte, war Landesarchivar in Glarus und später Mitglied und Präsident des Civilgerichts. Er wurde 1843 in den Landrat gewählt, war 1847‒48 zweiter Gesandter seines Kantons an der eidgenössischen Tagsatzung und wurde hierauf von der glarner Landesgemeinde in den Ständerat und von der ersten schweiz. Bundesversammlung in das Bundesgericht gewählt. Als Präsident des Appellationsgerichts seit 1861 vollendete er bis 1874 die Umgestaltung der Civilgesetzgebung und des Strafprozesses. Zum Präsidenten des umgewandelten ständigen Bundesgerichts gewählt, siedelte er im Jan. 1875 nach Lausanne über, starb aber schon 12. Nov. 1875 daselbst. B. schrieb: «Staats- und Rechtsgeschichten der schweiz. Demokratien» (3 Bde., St. Gallen 1850‒59), «Handbuch des schweiz. Bundesstaatsrechts» (2. Aufl., besorgt von Morel, 3 Bde., Schaffh. u. Bas. 1877‒87); und gab heraus «Urkundenbuch des Kantons Glarus» (im «Jahrbuch des histor. Vereins des Kantons Glarus»); ferner mit Osw. Heer «Der Kanton Glarus» (Histor.-geogr.-statist. Gemälde der Schweiz, St. Gallen 1846). – Vgl. J. J. B., sein Leben und Wirken (2. Aufl., Glarus 1877).

Blümerant, aus dem frz. bleu mourant (s. d.) gebildet, in übertragener Bedeutung soviel wie schwach, schwindelig, sentimental-schwülstig.

Blumhardt, Christian Gottlieb, Missionsinspektor, geb. 29. April 1779 zu Stuttgart, studierte seit 1798 in Tübingen, wurde 1803 Sekretär der deutschen Christentumsgesellschaft in Basel, 1809 Pfarrer zu Bürg in Württemberg, 1816 Inspektor der neubegründeten Missionsanstalt in Basel. Als solcher starb er 19. Dez. 1838. Er begründete das «Missionsmagazin» und den «Heidenboten», und schrieb den von großer Stoffkenntnis zeugenden, aber der kritischen Sichtung ermangelnden «Versuch einer allgemeinen Missionsgeschichte der Kirche Christi» (3 Bde. in 5 Abteil., Bas. 1828‒37).

Johann Christoph B., ein Neffe des vorigen, geb. 16. Juli 1805 zu Stuttgart, ward 1838 Pfarrer zu Möttlingen. Später legte er sein Pfarramt nieder