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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Boleros; Boleslaw

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Boleros - Boleslaw (Herzöge und Könige von Böhmen, Polen und Schlesien)

Kurort an den nördl. Ausläufern der Karpaten, in schöner Gegend, an dem zur Swica, einem Nebenfluß des Dnjestr, gehenden Sukiel und der Linie Stryj-Stanislau der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 4402 zur Hälfte poln. und kath., zur Hälfte israel. E., Post, Telegraph, Bezirksgericht (582 qkm, 34 Gemeinden, 49 Ortschaften, 26 Gutsgebiete, 28 001 meist ruthen. E.), k. k. Salinenverwaltung, Domänenverwaltung und Forstschule: 10 Gerbereien, Tuchwalkerei, 2 Lederfabriken, Leimsiederei, Naphthadestillation, Sägemühle und in der Umgebung Salzbergbau sowie eine jodhaltige Salzquelle. Bei dem nahen Dorfe Polanica (591 E.) Felsenklüfte und eine Felsengruppe (60 m), die, weil auf schmaler Basis ruhend, in der Luft zu schweben scheint.

Boleros, die ballettmäßig eingerichteten span. Nationaltänze, im Theater zwischen den einzelnen Stücken aufgeführt. Auch nennt man die Ausführenden die B. und Boleras. Die beliebtesten B. sind die Cachucha (s. d.), Jota aragonesa, Madrileña, der Ole, Jaleo de Jerez u. a. Sie werden teils bloß von einem Paare, teils von mehrern getanzt, manche, wie der Ole, von einer Tänzerin. Tänzer und Tänzerinnen tragen meist andalus. Kostüm. Die Musik zu den Tänzen, vom Orchester gespielt, ist oft sehr rauschend und hat ein rasch wechselndes Tempo. Die Tänzer schlagen den Takt meist mit Castagnetten (castañuelas). Den oft sehr anmutigen Melodien liegen Nationalweisen zu Grunde. Die eigentlichen Volkstänze, aus denen die B. hervorgegangen sind, unterscheiden sich von diesen durch den begleitenden Gesang der Tänzer oder Zuschauer. Sie sind einfach und anmutig und werden mit Guitarre oder Tamburin begleitet.

Boleslaw, Name mehrerer Herzöge (bez. Könige) von Böhmen, Polen und Schlesien.

Herzöge von Böhmen:

B. I. (935-967) gelangte nach der Ermordung seines Bruders, des Herzogs Wenzel des Heiligen, zur Regierung. Obwohl er in erster Reihe als Führer des heidnisch-nationalen Adels am Sturze seines Bruders beteiligt war, förderte er doch später die Ausbreitung des Christentums im Lande und suchte die Übermacht des alten einheimischen Adels zu brechen. Die Abhängigkeit Böhmens von Deutschland bestrebte er sich vergeblich abzuschütteln, und mußte endlich dem in Böhmen einfallenden Kaiser Otto I. 950 als Oberherrn huldigen. Im Kampfe des letztern gegen die Magyaren stand B. auf Seite Deutschlands. B. vergrößerte sein Reich durch Mähren, Westgalizien und einen Teil von Schlesien und kräftigte es im Innern. Er starb um 967.

B. II. (967-999), Sohn und Nachfolger des vorigen, wurde trotz wiederholter Aufstände (er half auch Heinrich II. von Bayern gegen Kaiser Otto II.) zur Anerkennung der Oberherrlichkeit Deutschlands gezwungen. Unter ihm gelangte die kirchliche Organisation Böhmens durch die Gründung des Prager Bistums zum Abschluß (973). Den letzten Widerstand des Adels brach er durch die Vernichtung des mächtigen Geschlechts der Slawnike, indem er alle Mitglieder dieser Familie nach der Eroberung ihrer Burg Libitz niedermetzeln ließ (995).

B. III., der Rote, Sohn und Nachfolger des vorigen (999-1002), verlor die Ländererwerbungen seines Großvaters an Polen und machte sich durch seine Grausamkeit bei dem Volke so verhaßt, daß er 1002 aus dem Lande flüchten mußte. Wohl kehrte er 1003 mit Unterstützung des Herzogs B. Chrobry von Polen nach Böhmen zurück und wütete rücksichtslos gegen den Adel, besonders gegen das Geschlecht der Wreschowece, wurde aber von Chrobry gefangen genommen, geblendet und in einer festen Burg Polens eingeschlossen, wo er 1037 starb.

Herzöge und Könige von Polen aus dem piastischen Hause:

B. I. Chrobry, d. i. der Tapfere, Sohn Mieczyslaws I. (992-1025), war der Begründer der Unabhängigkeit des Polnischen Reichs. Nach der Vertreibung seiner Brüder, mit denen er nach des Vaters Willen das Reich hätte teilen sollen, vereinigte er fast alle nordwestlichen slaw. Länder unter seiner Herrschaft, eroberte Danzig und Pomerellen, Krakau, Schlesien und Mähren, zwang Kiew zur Übergabe und brachte Rotrußland in seinen Besitz. Von Kaiser Otto III. erhielt er das Recht der Investitur poln. Bischöfe und die Suzeränität über die Slawen rechts der Oder. Nach dem Tode Ottos III. fiel B. in die Ostmarken Deutschlands ein, und nur mit Mühe gelang es Kaiser Heinrich II. in mehrern Feldzügen 1005, 1012 und 1015 die Angriffe abzuwehren; er mußte aber im Frieden zu Bautzen 1018 die Lausitz an B. als Lehn überlassen. B. legte den Grund zu der spätern Kastellaneiverfassung, die lange Zeit die Hauptstütze der Reichsverfassung blieb. Sehr viel trug er durch die Gründung der Bistümer Kolberg, Krakau und Breslau zur Verbreitung und Befestigung des Christentums in Polen bei. Nachdem er sich 1024 selbst die Königskrone aufgesetzt hatte, starb er 1025.

B. II. Smialy, d. i. der Kühne (1058-79), Sohn Kasimirs I., erlangte durch seinen Sieg über die Preußen und Pommern und durch einen Zug nach Rußland, auf dem er das verloren gegangene Kiew wiedergewann, so großes Ansehen, daß er sich am Weihnachtsfeste 1076 die Krone aufsetzte. Als er aber den mit der Geistlichkeit verbundenen Adel beschränken wollte, auch durch Grausamkeit und Laster die Gemüter empörte und u. a. den Bischof Stanislaw von Krakau in der Kirche mit eigener Hand niederstieß, wurde er gebannt, abgesetzt und aus dem Reiche vertrieben und soll in einem Kloster in Kärnten (1082) gestorben, nach andern auf der Jagd von den eigenen Hunden zerrissen worden sein.- Vgl. Pichler, B. II. von Polen (in der "Ungar. Revue", Budapest 1892).

B. III. Krzywousty, d. i. Schiefmund (1102-39), Sohn Wladislaws I. Hermann, hatte zahlreiche Kämpfe mit den Pommern, Böhmen und Russen zu bestehen und ließ seinen aufrührerischen Halbbruder Zbignjew blenden. Durch Unterstützung des Bischofs Otto von Bamberg (1124) gelang es ihm, die heidn. Pommern zum Christentum zu bekehren. Mit Erfolg kämpfte er in Schlesien gegen Kaiser Heinrich V. und besiegte ihn angeblich unweit Breslau, erschien jedoch 1135 in Merseburg, um dem Kaiser Lothar für Pommern und Rügen den Vasalleneid zu leisten. Nachdem er sein Reich unter seine vier Söhne geteilt hatte, starb er 28. Okt. 1139.

B. IV. Kędzierzawy, d. i. Kraushaar (1146-73), Sohn des vorigen, erhielt zwar nur Masowien und Kujawien, vertrieb aber seinen ältesten Bruder Wladislaw II. und eignete sich selbst das Principat zu. Vergeblich suchte darauf Kaiser Friedrich I., zu dem Wladislaw geflohen war, auf einem Kriegszuge nach Polen diesen wieder einzusetzen, doch mußte B. die Oberhoheit des Kaisers anerkennen. Er starb 1173.

B. V. Wstydliwy, d. i. der Schamhafte, geb. 1226, war bei dem Tode seines Vaters Leszek des Weißen