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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Boleslaw (Herzöge von Pommern); Boleslawita; Boletsäure; Boletus; Boleyn; Bolgary; Bolgrad

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Boleslaw (Herzöge von Pommern) – Bolgrad

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Boleslaw (Herzöge und Könige von Böhmen, Polen und Schlesien)'

noch ein Kind und stand bis 1242 unter Vormundschaft Heinrichs des Bärtigen. Er behauptete sich zwar bei den wiederholten Angriffen Konrads von Masowien im Besitze von Krakau und Sendomir, mußte aber vor den Tataren 1259 nach Ungarn flüchten. Zurückgekehrt, schlug er die sein Gebiet verwüstenden Russen 1266. Doch sein Streit mit der Kirche, die Empörung des Adels, der Krieg gegen Wladislaw von Oppeln und ein erneuter Tatareneinfall trübten die letzten Jahre seiner Herrschaft. Unter ihm löste sich Schlesien von Polen. B. starb 1279.

Herzöge von Schlesien:

B. I., der Lange, ältester Sohn des Königs Wladislaw II. von Polen und Herzogs von Schlesien, erhielt nach dessen Tode 1163 von seinem Oheim König B. IV. Mittelschlesien mit Breslau als poln. Lehen und ist der Stammvater der piastischen Herzöge in Niederschlesien. Für die Förderung deutscher Ansiedelungen und Kultur in Niederschlesien war er eifrig thätig; er starb 8. Dez. 1201.

B. II., Sohn des Herzogs Heinrich II. von Niederschlesien, erhielt 1248 bei der Teilung mit seinen Brüdern Mittelschlesien mit Breslau, vertauschte dieses 1251 mit seinem Bruder Heinrich gegen Niederschlesien mit Liegnitz und ist der Gründer der ältern Linie Liegnitz. Er starb 1278.

B. III., Herzog von Liegnitz-Brieg, Enkel des vorigen, geb. 1291, folgte 1296 seinem Vater Heinrich V. in Brieg und 1331 seinem Bruder Wladislaw in Liegnitz. Er ist der Stifter der Linie Brieg. 1342 überließ er das Herzogtum Liegnitz seinen beiden Söhnen und begnügte sich mit Brieg. Er starb 21. April 1352.

Boleslaw, Name mehrerer Herzöge von Pommern, s. Bogislaw.

Bolesławīta, Pseudonym des poln. Schriftstellers Jos. Ignaz Kraszewski (s. d.).

Bolētsäure, soviel wie Fumarsäure (s. d.).

Bolētus Dill., Röhrenschwamm, Röhrenpilz, Pilzgattung aus der Familie der Hymenomyceten (s. d.), Hutpilze, die einen regelmäßigen, in der Mitte gestielten Hut und auf der Unterseite ein aus dicht nebeneinander stehenden engen Röhrchen bestehendes Hymenium (s. d.) besitzen (s. Tafel: Pilze I, Eßbare Pilze, Fig. 8, 9; II, Giftige Pilze, Fig. 7, 8). Die Gattung umfaßt etwa 120 Arten, etwa 40 in Deutschland. Es gehören hierher sehr gute Speiseschwämme, aber auch mehrere verdächtige und giftige Arten. Eßbar sind der Ring- oder Butterpilz, Schmeerling, Kuhpilz, Stein- oder Herrenpilz, Kapuzinerpilz, Kastanienpilz; verdächtig oder giftig der Wolfspilz, Sau- oder Hexenpilz und vor allem der Satans- oder Blutpilz. (S. die betreffenden Artikel.)

Boleyn (spr. búllinn oder bohlinn), Anna, zweite Gemahlin Heinrichs VIII. von England, geb. 1507, war die Tochter des Sir Thomas B. und durch ihre Mutter, eine Howard, die Nichte des dritten Herzogs von Norfolk. Ihre Erziehung erhielt sie hauptsächlich in Frankreich, kehrte aber 1522 von dort zurück. Von ihren Verwandten an den Hof gebracht, fesselte sie bald durch Anmut und Koketterie König Heinrich VIII., der bereits vorher mit ihrer ältern Schwester Maria in sträflichem Verhältnis gelebt hatte. Ihren Verwandten, die eine geschlossene Hofpartei gegenüber dem allmächtigen Minister Kardinal Wolsey bildeten, war diese Gelegenheit sehr willkommen, den König mehr und mehr zu beherrschen und Wolsey zu stürzen. Da Anna nur als Gattin sich Heinrich hingeben wollte, so entschloß sich der ↔ König, seine Ehe mit Katharina von Aragonien zu lösen. Wolseys anfänglichen Widerstand, dann seine vergeblichen Versuche, den Papst zur Lösung der Ehe zu bewegen, verursachten seinen Sturz (1529). Nach seinem Tode nahm Cranmer die Scheidung trotz päpstl. Verbotes im Mai 1533 vor, worauf die schon im Januar heimlich geschlossene Ehe mit Anna B. bekannt gegeben, diese zur Marquise Pembroke erhoben und im Juni 1533 feierlich gekrönt wurde. Aber sie täuschte Heinrichs Hoffnung auf einen Thronerben, als sie eine Tochter, Elisabeth (7. Sept. 1533), später einen toten Knaben gebar. Es kränkte sie, daß Heinrich neue Liebeshändel suchte; sie plagte ihn mit Eifersucht und verfeindete sich auch den neuen Minister Thomas Cromwell. Dieselbe Rolle, wie sie Katharina gegenüber, spielte bei ihr des Königs neue Geliebte Johanna Seymour. Im Mai 1536 wurde sie plötzlich unter dem Vorwand ehelicher Untreue verhaftet, in komödienhafter Gerichtsverhandlung zum Tode verurteilt und 19. Mai 1536 enthauptet. – Vgl. Brewer, Reign of Henry VIII., Bd. 2 (Lond. 1884); Froude, History of England, Bd. 1 (neue Ausg., ebd. 1881); Friedmann, Anne Boleyn (2 Bde., ebd. 1884); Mademoiselle Blaze de Bury, Un divorce royal. Anne B. (Par. 1890); unbrauchbar ist Hepworth Dixon, History of two Queens (4 Bde., Lond. 1873–74).

Bolgáry, Dorf im Gouvernement Kasan, 27 km südwestlich von der Kreisstadt Spaßk und 6 km von der Wolga unterhalb der Mündung der Kama entfernt (nach dem ehemaligen Uspenskij-Kloster auch Uspenskoje Selo genannt). Daselbst befinden sich die Ruinen und frühern Befestigungswerke der alten Hauptstadt des Bulgarenreichs, Bolgara oder Bulgar, die in den russ. Chroniken unter dem Namen Welikij Gorod, d.h. Große Stadt, vorkommt. Die Zeit der Gründung B.s ist unbekannt, doch hatte es schon im 10. Jahrh. über 10000 E. Im 14. Jahrh. wurde B. durch Tamerlan zerstört und geriet nach der Auflösung der Goldenen Horde (1480) gänzlich in Verfall. Pallas und Oserezkowskij fanden hier Ende des 18. Jahrh. noch 44 steinerne, ziemlich wohlerhaltene Gebäude, von denen gegenwärtig u.a. nur noch vorhanden sind: ein 34 m hohes Minaret, die Fundamente von 4 Türmen, die wahrscheinlich zur Moschee der Chane gehörten; ein 10 m hohes Gebäude, in welchem die jetzt eingegangene Kirche des heil. Nikolaus erbaut war; der Schwarze Hof, der Weiße Hof, ein kleines Minaret von 27 m Höhe, die Ruinen des Palastes der Chane, der sog. Griechische Hof auf einer Anhöhe außerhalb des Walles. Im Fundamente der neuen Kirche wurden tatar. und armenische Inschriften aus dem 13. und 14. Jahrh. gefunden. Die in B. gefundenen silbernen und kupfernen Münzen gehören zumeist der Tamerlanschen Zeit an. – Vgl. Saint-Martin, Notice et explication des inscriptions arméniennes et arabes de Bolgari, suive d'une note sur les inscriptions turques et arabes de la même ville (Par. 1839); Beresin, Bulgar an der Wolga (russisch, Kasan 1853).

Bolgrad, Flecken im Kreis Ismail des russ. Gouvernements Bessarabien, 115 km südwestlich von Akjerman, an der Mündung des Jalpuch in den See gleichen Namens, hat (1885) 8179 E., meist Bulgaren, die sich dort zwischen 1820–30 niederließen, Post, Telegraph, Kathedrale, Gymnasium, Mädchenprogymnasium, Stadt-, Pfarrschule sowie Seifensiederei, Ziegeleien und Getreidehandel. B.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 252.