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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Buckelig – Buckingham

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Buckelfliegen'

Bruststück, der kleine, gesenkte Kopf und der abschüssige Hinterleib ein eigentümlich buckliges Aussehen verleihen. Man findet sie rastlos hin und her schießend im Freien auf hellen Wänden und Blättern und in Häusern an Fenstern. Ihre Larven leben in faulenden pflanzlichen und tierischen Stoffen, in Pilzen oder als Schmarotzer in andern Insekten. Die wichtigsten unter den zahlreichen Arten ist die Faulbrutfliege (s. d.).

Buckelig, s. Wirbelsäule.

Buckelochse, s. Zebu.

Buckelplatte, Blechkalotte, eine als Eisenkonstruktionsteil dienende rechteckige oder quadratische gewalzte Blechplatte von etwa 0,5 bis 1,5 m Länge und Breite und 6 bis 10 mm Stärke; nach der Mitte zu sind die B. buckelartig nach unten durchgedrückt und besitzen einen ebenen Rand zur Befestigung an die umgebenden Konstruktionsteile; man verwendet sie bei eisernen Brücken; wenn nämlich die Fahrbahn einer Straßenbrücke aus Steinpflaster gebildet werden soll, das eine Unterlage von Pflasterkies fordert, oder wenn die Schienen bez. die Schwellen einer Eisenbahnbrücke nicht unmittelbar auf den Eisenträgern befestigt, vielmehr zur Verminderung des beim Befahren der Brücke entstehenden Geräusches in Kiesbettung gelegt werden sollen, dann muß für die Schüttung des Kieses auf der eisernen Brücke eine dichte Unterlage gebildet werden. An der tiefsten Stelle der Einbuckelung befindet sich bei jeder B. ein Loch zur Ableitung des von oben durchsickernden Regenwassers. Die B. zeichnen sich durch große Tragfähigkeit aus.

Buckelstein heißt ein durch Bossenwerk (s. d.) bearbeiteter Baustein, dessen Vorderfläche ganz roh gelassen ist.

Buckelurnen, eigenartige Thongefäße aus vorgeschichtlicher Zeit, die besonders im östl. Teil der Provinz Sachsen, in der Lausitz, im südl. Posen, in Schlesien bis nach Böhmen und Ungarn hin vorkommen. Es sind immer elegant profilierte Gefäße, die meistens an der größten Ausbauchung mehrere, 3–7, gewöhnlich 4 oder 5 einer weiblichen Brust ähnliche Auswüchse zeigen. (S. Tafel: Urgeschichte III, Fig. 17.) Sie gehören der Bronzezeit an und kommen ziemlich häufig in vielen Varietäten und Größen auf den altgerman. Gräberfeldern dieser Zeit sowohl als Knochenurnen, wie als Beigefäße vor.

Buckelwal, s. Finnwal.

Buckelzirpen (Membracidae), eine namentlich in Amerika verbreitete Familie der Zirpen. Die zu ihr gehörigen Tiere erhalten häufig dadurch, daß ihr erster Brustring mit mächtigen Hörnern oder andern sonderbar gestalteten Aufsätzen geziert ist, ein ganz abenteuerliches Aussehen.

Bucken, das beim Schuß erfolgende Springen des Rohres und, falls es nicht starr mit der Richtmaschine verbunden ist, das Abheben des Rohres von dieser.

Buckeram (Wollstoff), s. Barragan.

Buckie (spr. böcki), Stadt in der schott. Grafschaft Banff, aus Easter-Buckie und Nether-Buckie bestehend, östlich der Mündung des Spey, hat (1891) 5834 E., einen Hafen (3,5 ha) und bedeutenden Heringsfang.

Bücking, s. Bückling.

Buckingham. 1) B., Buckinghamshire (spr. böckinghämmschir) oder Bucks, Grafschaft im mittlern England, hat 1930,89 qkm und (1891) 185190 E., wird im Süden von der Themse, im übrigen von den Grafschaften Berkshire, Middlesex, Hertford, ↔ Bedford, Northampton und Oxford begrenzt. Die der Kreideformation angehörigen, bis 276 m aufsteigenden Chilternhügel scheiden die Grafschaft in einen Nordwest- und einen Südostteil. Westlich liegt die Thalebene von Aylesbury, einer der reichsten Weidebezirke Englands. Im Norden besteht der Boden aus Thon, Kies und Sand. Südlich von den Hügeln kommt fruchtbarer Lehmboden vor. Die Themse empfängt hier die Colne und Thame, beide fischreich, aber nur erstere auf kurzer Strecke schiffbar. Durch Themse und Kanäle, namentlich den Grand-Junction-Kanal, sowie durch Eisenbahnen steht B. mit London und den Küsten in Verbindung. Etwa die Hälfte der Fläche ist angebaut, die andere besteht aus Grasland. Ackerbau und Viehzucht sind die Haupterwerbszweige. Wichtig ist die Schaf-, Schweine- und Geflügelzucht. Bergbau fehlt, und der Mangel an Kohlen erklärt die geringe Fabrikthätigkeit, die sich auf Seidenspinnerei, Spitzen-, Papier- und Strohhutmanufaktur beschränkt. Die Hauptstadt ist Aylesbury (s. d.). Der Name B. rührt von den Buchenhainen her, die ehemals die Grafschaft bedeckten. –

2) Municipalstadt in der Grafschaft B., nordwestlich von Aylesbury, an der Ouse, hat (1891) 3364 E., eine Lateinschule, Handwerkerinstitut, eine 1708 erbaute Kirche; Ackerbau und Spitzenklöppelei. In der Nähe der berühmte Landsitz Stowe (s. d.) des Herzogs von B.

Buckingham (spr. böckinghämm), engl. Grafen und Herzöge. Als erster Graf von B. wird Walter Giffard erwähnt, der von Wilhelm dem Eroberer mit der Grafschaft B. belehnt wurde, die aber, da Giffards Sohn ohne männliche Nachkommenschaft starb, der Krone wieder anheimfiel. Nach längerer Erledigung kam sie 1377 an Thomas von Woodstock, den jüngsten 1385 zum Herzog von Gloucester erhobenen Sohn Eduards Ⅲ., der 1397 ermordet wurde. Er hinterließ einen Sohn, Humphrey, Grafen von B., gest. 1399, und zwei Töchter, von denen die jüngere den Grafen Essex, die ältere, Anna, Edmund Grafen von Stafford heiratete, der 1403 bei Shrewsbury fiel, und dessen Sohn Humphrey 1444 von Heinrich Ⅵ. zum Herzog von B. erhoben wurde. Er fiel den 27. Juli 1460 bei Northampton und, da sein Sohn Humphrey, Graf von Stafford, schon 1455 bei St. Albans erschlagen war, so folgte ihm sein Enkel Henry, zweiter Herzog von B., der Helfer Richards Ⅲ. bei der Erwerbung der Krone. Er wurde von diesem mit Belohnungen überhäuft, warf sich aber dennoch zum Führer der ersten Empörung gegen Richard 1483 auf und wandte sich nun an den andern Thronbewerber Heinrich Tudor (Heinrich Ⅶ.), von dem er eine gleiche Vergrößerung seiner Macht erwartete. Jedoch das Vorhaben wurde entdeckt und B. zu Salisbury 2. Nov. 1483 hingerichtet. Sein von Heinrich Ⅶ. in Würde und Besitz wieder eingesetzter Sohn Edward zog sich durch leichtfertige Äußerungen, die er über sein Verhältnis zum König that, eine Hochverratsklage zu; Heinrich Ⅷ. ließ ihn 1521 zum Tode verurteilen und hinrichten. Kardinal Wolsey, den man der Urheberschaft hierbei beschuldigte, hat weder gegen noch für B. in dieser Angelegenheit gehandelt. Mit Edward erlosch der Herzogstitel, sein Sohn blieb nur Graf Stafford.

Der nächste Träger des Namens war ein Günstling der Könige Jakob Ⅰ. und Karl Ⅰ., George Villiers, geb. 20. Aug. 1592; er kam als Rival Robert Carrs, des Grafen von Somerset, in der Gunst König Jakobs Ⅰ. schnell in die Höhe, fesselte diesen

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 686.