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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Chaconne - Chagualgummi.

Manzo), zwischen Vermejo und Pilcomayo. Hauptorte dieser Gebiete sind Resistencia am Parana, Corrientes gegenüber, und Formosa am Paraguay. Der Name C. (richtiger Chacu) bedeutet in der Quichuasprache s. v. w. Vereinigung, z. B. zur Treibjagd, daher Gran C. etwa mit "großem Jagdrevier" zu übersetzen ist. S. Karte "Argentinische Republik".

Chaconne (franz., spr. schakonn; ital. Ciaccóna), ursprünglich wohl ein italienischer Tanz, jetzt nur noch bekannt als Instrumentalstück im Dreivierteltakt, von mäßiger Bewegung, mit der Eigentümlichkeit, daß, wie bei der Passacaglia, ein vier oder acht Takte langes, melodisch einfach gebildetes, rhythmisch stark markiertes Baßthema beständig wiederholt wird (Ostinato), während die Oberstimmen über jeder Wiederholung desselben immer neue Variationen (Kouplets) ausführen. Zur Abwechselung wird mitunter auch der Baß selbst variiert oder ein melodische Zwischensatz eingeschoben. Berühmte Muster solcher Tonstücke lieferten J. S. Bach in seiner D moll-Sonate für Violine allein und Händel in einer seiner Chaconnen (deutsche Händel-Ausgabe, Bd. 2, 110-122), worin 62 Variationen über einen einfachen Baßgang gesetzt sind, ohne daß dieser ein einziges Mal aussetzt oder die Tonart ändert.

Chacornac (spr. schakornack), Jean, Astronom, geb. 21. Juni 1823 zu Lyon, widmete sich anfangs dem Handel, wurde aber von Valz für die Astronomie gewonnen und beobachtete nun in Marseille, seit 1854 unter Leverrier an der Pariser Sternwarte. Er entdeckte acht Planetoiden und beobachtete 1860 die totale Sonnenfinsternis in Spanien; seine Hauptleistung ist sein "Atlas écliptique" (Par. 1854-63, 36 Karten). Seit 1863 lebte er, mit Sonnenbeobachtungen beschäftigt, bei Lyon, wo er 6. Sept. 1873 starb. Er gab noch heraus: "Atlas des annales de l'observatoire impérial de Paris" (Par. 1860-63).

Chacun à son goût (franz., spr. schaköng a ssong guh), jeder nach seinem Geschmack, Gefallen.

Chadderton (spr. tschäddert'n), s. Oldham (Lancashire).

Chadidja (Chadiga), erste Gemahlin Mohammeds; sie hatte als des reichen Kaufmanns Ali ben Aid Witwe dem 25jährigen Mohammed die Leitung ihrer Karawanen übertragen und schenkte ihm, obwohl 15 Jahre älter, für seine Treue und Umsicht ihre Hand. Sie ward seine treue Gefährtin, Trösterin im Unglück und erste Gläubige. Die Söhne aus dieser Ehe starben früh; von den Töchtern erwuchs nur Fatime, die Gattin Alis. Mohammed hielt C. auch nach ihrem Tod (619) hoch in Ehren und erklärte sie stets für das Muster aller Frauen.

Chaferinasinseln (Zafarâni), Gruppe von drei Eilanden an der Nordküste von Marokko, südöstlich von Melilla, seit 1848 im Besitz der Spanier.

Chagny (spr. schannji'), Stadt im franz. Departement Saône-et-Loire, Arrondissement Châlon sur Saône, am Canal du Centre und der Paris-Lyoner Eisenbahn (Abzweigungen nach Nevers und Moulins), hat guten Weinbau, Steinbrüche, Fabrikation von Flaschen und Ackerbaumaschinen, wichtigen Entrepothandel und (1876) 3950 Einw. Als wichtiger Eisenbahnknoten und Schlüssel der ins Loiregebiet führenden Straßen ist C. neuerdings stark befestigt worden.

Chagosarchipel (spr. tscha-), eine Gruppe von Koralleninseln mitten im Indischen Ozean, zwischen 4° 44'-7° 39' südl. Br. und 70° 55'-72° 52' östl. L. v. Gr., 450 km südlich von den Malediven gelegen. Ihr Gesamtareal beträgt 110 qkm (2 QM.). Die Hauptinsel, etwa 24 km lang, 5-6 km breit, ist Diego Garcia, eine steil abfallende Korallenmauer, welche eine Lagune von ca. 1 km Breite wie einen natürlichen Hafen (mit Einfahrt auf der Nordwestseite) umschließt. Die Inseln sind retch an Kokospalmen, aus denen die Bewohner (etwa 700, davon 430 auf Diego Garcia) Öl bereiten, und an grünen Schildkröten. Die Entdecker des Archipels waren Portugiesen; 1791 gründeten Franzosen auf Ile de France Niederlassungen, die später in die Gewalt der Engländer kamen, zu deren Besitzungen der C. (als Dependenz von Mauritius) noch heute gehört.

Chagres (spr. tscha-), Hafenstadt im kolumbian. Staat Panama, an der Mündung des gleichnamigen Flusses sehr ungesund gelegen, mit einem Kastell auf hohem Felsen und (1870) 1075 Einw. Früher war der Ort von Bedeutung.

Chagrin (franz., spr. schagräng), nagender Kummer, Gram; chagrinieren, kränken, betrüben.

Chagrin (franz., spr. schagräng; v. türk. oder pers. sagri, [Pferde-] Rücken), starkes lohgares Leder mit eigentümlichen Erhöhungen auf der Oberfläche, wird in Rußland, vorzugsweise in Astrachan, in Persien und Kleinasien aus dem Rückenstück der Pferde- und Eselshäute bereitet. Man verwendet hierzu das hinterste Rückenstück gleich über dem Schwanz, beinahe in halbmondförmiger Gestalt, 1 m in die Quere und 65 cm nach der Länge des Rückens, weicht diese Stücke ein, enthaart und entfleischt sie, spannt sie in Rahmen, legt sie noch feucht mit der Fleischseite nach unten auf den Boden, bestreut sie mit den harten Samen einer Art Melde (Chenopodium alhum), Alabuta genannt, bedeckt sie mit Filz und tritt die Samen mit den Füßen in die weiche Haut. Nach dem Trocknen erscheinen die Häute voller Grübchen und Unebenheiten. Schabt man nun alle auf der Fleischseite hervorstehende Erhöhungen, welche den Eindrücken der Samen entsprechen, fort und legt die Felle wieder in Wasser, so quellen die nicht geschwächten Stellen viel stärker als die abgeschabten und bilden so das eigentliche Korn des Chagrins. Nach zweitägigem Einweichen bringt man die Felle in eine saure Schwellbeize und dann in Lohbrühe, doch gerbt man sie auch mit Alaun und Kochsalz. Im Handel erscheint das C. meist grün gefärbt, und zwar wird die grüne Farbe mit Salmiak und Kupferspänen erzeugt. Ein chagrinähnliches Fabrikat erhält man auch durch Abschleifen der stachligen Haut von Haifischen sowie von Fischottern und Seehunden mit Sandstein. Dies Präparat wird zuweilen von Drechslern und Tischlern zum Abglätten von Holzwaren benutzt; früher diente es auch zum Überziehen von Kästchen, Futteralen etc. Das echte C., welches im Morgenland zu Messer- und Säbelscheiden, Pferdezeug etc. dient, kommt jetzt kaum noch im Handel vor; doch imitiert man es seit 1834 in England, Frankreich und Deutschland durch Pressen von feuchtem lohgaren Leder zwischen Kupferwalzen, in welche kleine Vertiefungen graviert sind. Dies Präparat bewahrt aber seine Eigentümlichkeit viel weniger als das echte C. Ähnlich wird auch das zu Büchereinbänden bestimmte Chagrinpapier dargestellt. - Man nennt C. (Chagrain) auch ein seidenes Gewebe, welches im Muster Ähnlichkeit mit dem Chagrinleder besitzt, so z. B. einen fein getüpfelten Taft, auch ein bandartiges Gewebe, dessen Einschlag ein weiches Gespinst ist.

Chagualgummi (Magueygummi), von einer südamerikan. Puya (Bromeliacee, oder von Pourretia-Arten) stammendes Gummi, bildet große, topasartige, 0,2-1,5 cm starke Bruchstücke von Hohlcylin-^[folgende Seite]

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