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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Chanykow; Chanzy; Chaoner; Chaos; Chapadas; Chapala; Chapeau

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Chanykow - Chapeau.

Chanykow, Nikolas von, russ. Orientalist und Reisender, geb. 24. Okt. 1819 im Gouvernement Kaluga und im Lyceum von Zarskoje Selo erzogen, kam frühzeitig in den Orient und nahm 1839-40 an dem unglücklichen Feldzug Perowskis gegen Chiwa teil. Als russischer Konsul lernte er Persien ebenso wie Bochara genau kennen; manche Teile von Chorasan, Afghanistan und Aserbeidschân (seine vorzügliche Karte dieses Landes veröffentlichte die Berliner "Zeitschrift für Erdkunde") erforschte er als der erste Europäer. Er veröffentlichte eine Beschreibung des Chanats Bochara (russ., Petersb. 1843, engl. von de Bode, Lond. 1845); "Mémoire sur la partie méridionale de l'Asie centrale" (Par. 1863); "Études sur l'instruction publique en Russie" (das. 1865); "Mémoire sur l'ethnographie de la Perse" (das. 1866). C. starb 3. Nov. 1878 in Rambouillet bei Paris.

Chanzy (spr. schangsi), Antoine Eugène Alfred, franz. General, geb. 18. März 1823 zu Nouart (Ardennen), trat, 16 Jahre alt, in den Marinedienst, 1840 in ein Artillerieregiment und wurde 1841 in die Militärschule von St.-Cyr aufgenommen; 1843 wurde er Unterleutnant, 1851 Kapitän und diente fast immer in Afrika; nur 1859 machte er den italienischen Feldzug als Bataillonschef mit, zeichnete sich bei Solferino aus und ward als Oberstleutnant der syrischen Expedition beigegeben. Er wurde 1864 Oberst, 1868 Brigadegeneral und machte die Expedition des Generals Wimpffen gegen die südlichen Stämme mit. Auf die Nachricht von der Kriegserklärung an Preußen eilte er 1870 nach Paris und bat den Marschall Leboeuf vergeblich um ein Kommando. Erst die Regierung der nationalen Verteidigung berief ihn aus Algerien zurück und ernannte ihn 22. Okt. 1870 zum Divisionsgeneral. Am 2. Nov. zum Kommandanten des 16. Korps in der Loirearmee ernannt, focht C. unter dem Oberbefehl des Generals Aurelle 9. Nov. bei Coulmiers gegen die Bayern und 1. und 2. Dez. bei Loigny gegen die Heeresabteilung des Großherzogs von Mecklenburg. Als nach dem Verlust von Orléans die Loirearmee in zwei getrennt operierende Heereskörper geteilt wurde, erhielt C. durch ein Dekret der Delegation von Tours vom 9. Dez. das Oberkommando über die zweite Loirearmee, an deren Spitze er 7.-10. Dez. bei Beaugency dem Großherzog noch hartnäckigen Widerstand leistete. Darauf zog er sich nach Le Mans zurück, um seine Armee zu verstärken und zu reorganisieren, und schickte sich Anfang Januar 1871 an, mit derselben, die inzwischen auf 5 Korps und 150,000 Mann angewachsen war, zum Entsatz von Paris nach Westen vorzudringen, als seine Vorhut 6. Jan. von der zweiten deutschen Armee unter Prinz Friedrich Karl bei Vendôme angegriffen wurde. C. wurde durch viele blutige Gefechte nach Le Mans zurückgedrängt und nach den verlustreichen Kämpfen vom 11. und 12. Jan. genötigt, Le Mans zu räumen und auf Laval zurückzuweichen. Trotzdem suchte er die Nationalversammlung im Februar zur Fortsetzung des Kriegs anzufeuern. Selbst zum Mitglied der Versammlung gewählt, nahm er seinen Sitz im linken Zentrum und beteiligte sich an mehreren Debatten, besonders an denjenigen, welche die Reorganisation der Armee und das neue Kriegsdienstgesetz betrafen. Am 1. Sept. 1872 wurde C. zum Kommandanten des 7. Armeekorps mit dem Sitz in Tours und 1873 zum Generalgouverneur von Algerien ernannt, in welcher Eigenschaft er zugleich Kommandant des 19. Armeekorps war. Doch erfüllte er daselbst die Hoffnungen, welche die Republikaner auf durchgreifende Reformen gesetzt hatten, nicht und wurde daher im Februar 1879 als Botschafter nach Petersburg versetzt. 1881 zurückberufen, erhielt er das Kommando des 6. Korps in Châlons, wo er 4. Jan. 1883 starb. Er schrieb: "La deuxième armée de la Loire" (Par. 1871, 8. Aufl. 1885; deutsch, Hannov. 1873). Vgl. Chuquet, Le général C. (Par. 1884).

Chaoner (Chaones), eins von den drei Hauptvölkern von Epirus, illyrischen Stammes, hatte früher das ganze Land inne, bewohnte aber später nur den Küstenstrich vom Thyamisfluß (jetzt Kalamas) bis zu dem Akrokeraunischen Vorgebirge. Die C. sind die Vorfahren der heutigen Albanesen.

Chaos (griech.), bei Hesiod der leere, unermeßliche Raum, welcher vor allen Dingen war und die Nacht und den Erebus gebar; bei Ovid die verworrene, formlose Urmasse, welche die rohen Stoffe der künftigen Weltbildung und der zu erzeugenden einzelnen Gestalten in sich trug. Über diese stark sinnliche Ansicht der griechischen und römischen Mythe erhebt sich die hebräische Schöpfungsgeschichte, welche in Ergründung des Uranfangs der Dinge bis zur möglichst weiten Abstraktion, dem Nichts, emporsteigt. Eine orphische Kosmogonie macht zum Prinzip aller Dinge ein ewiges, ungebornes, unendliches C., das weder hell noch dunkel, weder trocken noch feucht, weder warm noch kalt war, sondern alles als eine gestaltlose Masse in sich vereinigte, bis es sich nach der Zeiten Verlauf zur Eiform bildete, woraus ein Mannweib, als der Grund aller Dinge und aus feinern Stoffen gebildet, hervortrat. Dieses Mannweib schied die Elemente und schuf aus zweien derselben (Luft und Feuer) den Himmel und aus zwei andern (Erde und Wasser) die Erde. Hier ist C. die ungeschiedene, formlose Urmaterie, wie sie sich noch Apollonios von Rhodus und Ovid dachten. Die ionischen Philosophen nahmen entweder das Wasser (Thales) oder die Luft (Anaximenes) oder das Feuer (Herakleitos) für das mit Unbegrenztheit und ewiger Bewegungsthätigkeit begabte Urwesen an und scheinen, jene einzelnen Elemente dem C. unterlegend, bei diesen Worten von der Idee eines allumfassenden Elements ausgegangen zu sein. So erhielt das Wort C. bei den Philosophen die Bedeutung des Alls, des Universums, des alles, was in ihm ward, umfassenden Raums, der alles umfassenden Natur. Da das C., das älteste der Wesen, nie mit klar hervortretenden Charakter der Persönlichkeit, sondern bald als völlig regungslos, bald als im innern Kampf seiner widerstreitenden Elemente begriffen gedacht wurde, so bedeutet es auch sprichwörtlich eine ordnungslose, verwirrte Masse, Gemengsel, Gewirr etc.

Chapadas (spr. tscha-, auch Itá baba, "Plattberg"), in Brasilien Name der nur wenig über das Niveau der großen Hochebenen hervortretenden Erdschwellen, von geringer Höhe, aber mit steilen Abfällen und Tiefen, engen, in das Sandsteinplateau eingeschnittenen Flußthälern. Da das Pflanzenleben infolge der Dürre den größern Teil des Jahrs über abstirbt, so werden sie auch Sertaos ("Wüsten") genannt.

Chapala (spr. tscha-), ein See in Mexiko, auf der Hochebene von Jolisco, über 1100 qm (20 QM.) groß, ist von hohen, kahlen Bergen umgeben, fast überall 10 m tief und wird am nördlichen Ende vom Rio Grande de Santiago durchströmt. Er ist sehr fischreich.

Chapeau (franz., spr. schapoh), Hut; auch s. v. w. Herr, im Gegensatz zur Dame, besonders beim Tanz; c. d'honneur, Tanzordner; c. bas, Hut ab! mit abgenommenem Hut; auch s. v. w. Arm- oder Klapphut, der nicht auf den Kopf gesetzt, sondern nur unter dem Arm getragen wurde; c. claque (richtiger c.

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]