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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Classis; Clathrus; Claudātur; Claude; Claude Lorrain

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Classis - Claude Lorrain.

nach der Unterwerfung des letztern zur Rückkehr nach Gallien gezwungen und verschwindet seitdem aus der Geschichte.

Classis (lat.), Abteilung, Klasse; Heer; Flotte.

Classis (Portus Classis), der von Augustus angelegte Hafen von Ravenna, welcher für die Kriegsflotte des Adriatischen Meers bestimmt war, durch einen Kanal, die Fossa Augusta, mit dem Padus (Po) in Verbindung stand und einen Leuchtturm besaß; ward um 750 von dem Langobarden Luitprand zerstört. Seinen Namen bewahrt die aus dem 6. Jahrh. stammende Kirche Sant' Apollinare in Classe.

Clathrus L. (Gitterschwamm), Pilzgattung aus der Unterordnung der Bauchpilze und der Ordnung der Basidiomyzeten, charakterisiert durch die kugelige oder eiförmige Peridie, welche aus zwei Häuten gebildet ist, von denen die äußere bei der Reife lappig zerrissen wird, während die innere ein aus dicken, fleischigen, verästelten und netzförmig zusammenhängenden Säulen bestehendes Gitter bildet, welches beim Zerreißen der äußern Peridie sich ausdehnt, hervortritt und die von ihm umschlossene, im reifen Zustand zerfließende Gleba mit emporhebt. C. cancellatus L. (s. Tafel "Pilze") ist anfangs kugelig, von 4 cm Durchmesser, mit weißer, lederartiger äußerer Peridie, während das außerhalb scharlachrot glänzende Gitter 10,5 cm hoch und 5-8 cm breit wird. Der zerfließende Sporenbrei riecht aasartig und läßt das Gitterwerk allein zurück. Der Pilz findet sich in Süd- und Mitteleuropa (in Süddeutschland zerstreut), in Nordafrika und in Amerika in Laubwäldern auf der Erde. Eine ähnliche australische und neuseeländische Art wird von den Eingebornen gegessen.

Claudātur (lat.), es werde geschlossen.

Claude (spr. klohd), Johann, theolog. Schriftsteller der französisch-reformierten Kirche, geb. 1619 im südlichen Frankreich, wurde 1654 nach Nîmes als Prediger und Professor berufen, aber sowohl hier als in Montauban von der Regierung zum Stillschweigen verurteilt. In Paris, wohin er sich begab, erwarb er sich durch seine apologetischen Werke gegen die Hauptgegner der katholischen Kirche, vor allem durch seine "Défense de la réformation" (Rouen 1673, 4 Bde.), einen bedeutenden Namen und bekleidete von 1666 an die Pfarrstelle von Charenton bei Paris. Bei der Aufhebung des Edikts von Nantes erhielt er den Befehl, Frankreich binnen 24 Stunden zu verlassen, und begab sich nach dem Haag, wo er die "Plaintes des protestantes cruellement opprimés dans le royaume de France" (Köln 1686) schrieb und 1687 starb. Seine sämtlichen Werke erschienen unter dem Titel: "Œuvres posthumes de J. Claude" (Amsterd. 1688, 5 Bde.).

Claude Lorrain (spr. klohd lorräng, eigentlich Claude Gellée oder Gelée), franz. Maler, geboren um 1600 im Marktflecken Chamagne bei Mirecourt in Lothringen, verlor im zwölften Jahr seine Eltern, so daß er sich nach Freiburg i. Br. zu seinem Bruder Jean begab, der ihn im Zeichnen von Arabesken unterrichtete. Von da ging er nach Rom, später nach Neapel, wo er zwei Jahre bei dem Landschaftsmaler G. Wals lernte. Nach Rom zurückgekehrt, genoß er bei dem Landschaftsmaler A. Tassi bis 1625 fernern Unterricht. Dann studierte er zu Venedig Tizians Landschaften und kehrte von da nach der Heimat zurück, wo er in Nancy thätig war. 1627 kam er wieder nach Rom, wo zwei Landschaften, die er für den Kardinal Bentivoglio malte, seinen Ruf begründeten und ihm große Bestellungen einbrachten. Er starb 21. Nov. 1682 in Rom. C. ist Idealist in seiner Kunst. Er bezweckte nicht, die italienischen Szenerien treu darzustellen, sondern vielmehr ihre Motive zu landschaftlichen Gedichten zu verwerten. Ein zarter Duft, ein klares, aber gemäßigtes und fein abgetöntes Licht ergießen sich über seine Bilder, deren Komposition eine poetische und großartige zu sein pflegt; man fühlt sich in ihnen wie in einer höhern Welt, in welcher paradiesische Klarheit und Feierlichkeit herrschen und harte, schroffe Formen das Auge nicht verletzen. C. ist das eine Haupt der "idealen" Landschaftsmalerei, Poussin das andre: der erste lieblicher, märchenhaft duftiger, der andre erhabener, ernster; der erste mit zartem Pinsel ausführend, der zweite mit breiten, großartigen Strichen. Indessen schließt die Richtung Claude Lorrains die bedenkliche Gefahr der Naturwidrigkeit in sich; auch haben seine Gemälde etwas zu Konventionelles, seine Formen sind häufig zu gesucht. Unangenehm sind seine Architekturen und noch mangelhafter seine menschlichen und Tierfiguren, auf die er selbst keinen Wert legte; oft malten andre ihm die Staffage. C. fand viele Nachfolger, sein Einfluß erfüllt noch das ganze 18. Jahrh. Die Zahl seiner Zeichnungen ist nicht gering, besonders in England. Von den Landschaften, die er gemalt, pflegte er leichte Zeichnungen in Tusche zu machen und in sein "Buch der Wahrheit" aufzunehmen, um so Liebhaber seiner Werke dieselben von nachgeahmten unterscheiden zu lassen. Drei bedeutende Gemälde von ihm sieht man im Palast Doria, von denen besonders das eine unter dem Namen der "Mühle" bekannt ist. Die Nationalgalerie in London besitzt eine Landschaft mit Narcissus und Echo; eine kleine Landschaft mit Hagar in der Wüste; ein kleines Studium von Bäumen nach der Natur, mit Hirten und einer Ziegenherde in der Ferne; eine Landschaft bei Sonnenuntergang, den Tod der Prokris enthaltend; die heil. Ursula, mit ihren Jungfrauen sich einschiffend; die Königin von Saba. Die Bridgewater-Galerie hat eine große Landschaft mit einem prächtigen Baum in der Mitte, links Moses am feurigen Busch; ein Seestück mit einer großen Baumgruppe und Ruinen am Ufer; eine große Landschaft mit tanzenden Nymphen und dem Schäfer des Apulejus. Die Sammlung des Herzogs von Devonshire besitzt das genannte Liber Veritatis, das unter dem Titel: "Liber Veritatis, or a collection of 100 prints after the original designs of Claude le Lorrain etc." (Lond. 1774-77) in Stichen von Earlom erschien; die Wellington-Galerie drei Bildchen, besonders eine Marine von großer Schönheit. Zu Longford Castle bei Salisbury sind zwei große Bilder: ein Seehafen bei Sonnenaufgang und ein Sonnenuntergang mit antiken Ruinen und einer Wasserleitung; zu Keddleston Hall eine reizende Landschaft: Mühle mit Turm am Tiber; zu Holkham, dem Landsitz des Grafen Leicester, befinden sich zahlreiche Bilder von seiner Hand, meist reiche landschaftliche Kompositionen. Das Britische Museum besitzt einen großen Reichtum an Zeichnungen des Meisters; ein Band enthält deren allein 222 Stück. Im Louvre zu Paris befinden sich folgende Gemälde von C.: die Hochzeit unter Bäumen; der Campo Vaccino, 1660 gemalt; die Landung der Kleopatra; eine Landschaft mit der Salbung Davids durch Samuel; eine Marine mit reichbeladenen Schiffen; die Zubereitung zum Opfer; ein Seehafen bei Sonnenuntergang; eine Marine bei Sonnenuntergang; eine Landschaft mit einem Fluß, in welchem der Hirt die Herde tränkt; ein Landungsplatz mit Schiffen; eine Marine mit einem Leuchtturm; zwei Landschaften mit Vieh; zwei unter dem Namen Siége

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