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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Classen; Classĭcus; Classis; Clathrocýstis; Clathrus; Claude; Claude Ⅱ.; Claude Lorrain

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Classen – Claude Lorrain

Classen, Johs., Philolog, geb. 21. Nov. 1805 zu Hamburg, studierte seit 1825 in Leipzig und Bonn Philologie, habilitierte sich 1829 in Bonn und 1831 in Kiel, wurde 1833 Professor am Katharineum zu Lübeck, 1853 Direktor des Gymnasiums in Frankfurt a. M., 1864 des Johanneums in Hamburg. Er trat 1874 in den Ruhestand und starb 31. Aug. 1891 in Hamburg. C. schrieb: «De grammaticae graecae primordiis» (Bonn 1829), Biographien von J. ^[Johann] Friedr. Jacob, Direktor des Katharineums in Lübeck (Jena 1855), und von Jakob Micyllus, Rektor zu Frankfurt und Professor zu Heidelberg (Frankf. a. M. 1859); «Beobachtungen über den Homerischen Sprachgebrauch» (ebd. 1867), «Herodotus. Lebensabriß» (2. Aufl., Jena 1876), «Barthold Georg Niebuhr. Eine Gedächtnisschrift zu seinem 100jährigen Geburtstage» (Gotha 1876). Sein Hauptwerk ist die Ausgabe des Thucydides (8 Bde., Berl. 1862‒89; zum Teil in 4. Aufl.). Auch besorgte er seit 1847 die Herausgabe der griech. und lat. Elementarbücher von Friedr. Jacobs. – Vgl. Schulteß, Joh. C. Gedächtnisschrift der Gelehrtenschule des Johanneums (Hamb. 1892).

Classĭcus, Julius, ein Häuptling der Trevirer, der lange Zeit in röm. Diensten am Rhein befehligt hatte, dann aber zu Anfang des J. 70 n. Chr., durch den Bataver Civilis (s. d.), den er anfangs bekämpfte, bewogen, sich mit seinem Landsmann Julius Tutor und dem Lingonen Julius Sabinus zum Abfall von Rom und zur Gründung eines gallischen Reichs verband. Es gelang ihnen auch, die Stämme des nordöstl. Gallien bis zur Grenze der Remer zum Abfall zu bringen. Aber bereits nach wenigen Monaten wurde der Aufstand durch den röm. Feldherrn Petillius Cerialis unterdrückt.

Classis, der von Augustus neben dem Handelshafen Ravennas (s. d.) angelegte Kriegshafen, wo eine röm. Flotte (classis) ihre Station hatte. Um 750 n. Chr. ward er von den Langobarden zerstört. Die bei Ravenna gelegene Kirche Sant’ Apollinare in Classe bewahrt noch den alten Stadtnamen.

Clathrocýstis Henfrey, Algengattung aus der Gruppe der Cyanophyceen (s. d.). Einzellige zu Kolonien verzweigte Algen von blaugrüner Färbung, die in stehenden Gewässern häufig als sog. Wasserblüte (s. d.) auftreten.

Clathrus L., Gitterschwamm, Pilzgattung aus der Familie der Gasteromyceten (s. d.). Die Arten sind dadurch charakterisiert, daß die innere Peridie gitterförmig ausgebildet ist, sich beim Zerplatzen der äußern bedeutend ausdehnt und dabei die im Innern enthaltene Sporenmasse in Form eines schmierigen Breies ausfließen läßt. Eine Art kommt in Süddeutschland ziemlich häufig vor: C. cancellatus L. (S. Tafel: Pilze Ⅳ, Fig. 6.) Die äußere Peridie ist hier weiß, die innere scharlachrot und erlangt einen Durchmesser von 5 bis 7 cm; der ausfließende Sporenbrei riecht ekelhaft aasartig.

Claude Ⅱ. (spr. klohd) de Lorraine, s. Aumale.

Claude (spr. klohd), Jean, reform. Theolog, geb. 1619 zu La Sauvetat im südl. Frankreich, wurde 1654 Pfarrer zu Nimes; doch verbot ihm die Regierung zu predigen, nachdem er als Präsident der Synode zu Nimes 1661 die vorgeschlagene Union mit den Katholiken bekämpft hatte. Er begab sich nach Paris und wurde 1666 in Charenton Pfarrer, mußte aber nach der Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 Frankreich verlassen und ging nach dem Haag, wo er 13. Jan. 1687 starb. Seine «Réponse aux deux traités intitulés: La perpétuité de la foi de l’église touchant l’eucharistie» (Charenton 1665) ist eine Widerlegung der betreffenden Schriften der Jansenisten Pierre Nicole und Antoine Arnauld (s. d.). Gegen die Verteidigung der Messe durch den Jesuiten Nouet und durch Arnauld schrieb C. «Traité de l’eucharistie contenant une réponse au livre du P. Nouet» (Amsterd. 1668) und «Reponse au livre de M. Arnauld» (Rouen 1670), und gegen Nicoles Angriffe auf die Calvinisten «La défense de la réformation» (ebd. 1673; Par. 1844). Im Haag schrieb er «Plaintes des protestants cruellement opprimés dans le royaume de France» (Köln 1686 u. ö.). Sein Sohn gab noch heraus: «Œuvres posthumes de Jean C.» (5 Bde., Amsterd. 1688). – Vgl. de Ladevèze, Abrégé de la vie de M. C. (Amsterd. 1687).

Claude Lorrain (spr. klohd loräng), eigentlich Claude Gelée (auch Gellée), franz. Landschaftsmaler und Kupferätzer, geb. 1600 in dem lothring. Orte Champagne an der Mosel (Depart. Vosges), stammte von armen Eltern und kam (nach der Erzählung Sandrarts, die glaubwürdiger ist als die Baldinuccis) ganz jung als Pastetenbäcker nach Rom in den Dienst des Malers Agostino Tassi, der sein Talent entdeckte und ihn (etwa 1617) zu seinem Schüler machte. 1625 ging C. L. über München nach Nancy, 1627 aber wieder nach Rom, wo er sich nun dauernd niederließ. Sandrart wies ihn zuerst auf das Naturstudium für seine Landschaften hin. Von 1639 an, als er für Papst Urban Ⅷ. die beiden jetzt im Louvre befindlichen Landschaften (ländliches Fest und Hafen) gemalt hatte, wurde er der gesuchteste Maler seiner Zeit, für dessen Werke unerhörte Preise gezahlt wurden. Er arbeitete für die Päpste Alexander Ⅶ. und Clemens Ⅸ., viele weltliche Fürsten und reiche Privatpersonen; zu großem Wohlstande gelangt, starb er 21. Nov. 1682 zu Rom. C. L. ist der Meister der stilistischen oder idealen Landschaft. Er schildert heitere Phantasieansichten mit dem Blick auf das Meer oder vereinigt Berge und Thäler, Flüsse, Seen und Wasserfälle mit mächtigen Bäumen, Brücken, Prachtgebäuden oder Ruinen zu Ansichten mit endloser Fernsicht. Unübertrefflich ist er in der Perspektive wie in der Darstellung des Lichtes. Man kann der Farbe nach Bilder der bräunlichen, der goldenen, der silbernen Tonart und seines Altersstils unterscheiden. Vielfach hat C. L. seine Bilder mit Figuren und Scenen mytholog. und histor. Inhalts ausgestattet, die er in ihren Umrissen selbst erfand, aber meist von andern Malern (Filippo Lauri, Guillaume, Courtois, Jan Miel) ausführen ließ. Die meisten Bilder von C. L. befinden sich in England, der Louvre zu Paris hat 16, die Petersburger Eremitage-Galerie 12, das Pradomuseum in Madrid 10 Prachtbilder. Die Hauptbilder C. L.s in London sind: Landschaft mit Psyche vor Amors Palast, bei Lord Overstone; Seehafen, 1644; Hafenbild mit der Einschiffung der Königin von Saba, 1648, in der Nationalgalerie; Landschaft mit dem Kolosseum und dem Konstantinsbogen 1651, und Landschaft mit der Anbetung des goldenen Kalbes 1653, in der Grosvenor-Galerie; Moses vor dem feurigen Busch, 1654, und Küstenbild mit der sich spiegelnden Sonne, 1667, in der Bridgewater-Galerie. Im Doria-Palast zu Rom: Die Mühle von 1647 und der Venustempel; ebenda im Rospigliosi-Palast: Landschaft mit Merkur, Aglauros und Herse; in Dresden: Flucht nach Ägypten 1647 (s. Tafel:

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