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Claudia – Claudier
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Claude Lorrain'
Landschaft. Von Claude Lorrain), Landschaft mit Polyphem, Acis und Galatea 1657; in Petersburg:
Ruhe auf der Flucht 1654, Jakob und Rahel am Brunnen 1655; in München: Verstoßung Hagars 1668, Hagar und Ismael. Um sich gegen die zahlreichen Kopien
und Nachahmungen seiner Bilder zu schützen, sammelte C. L. die Skizzen seiner Gemälde oder leichte Sepiakopien nach ihnen in ein Buch, welches er sein
«Buch der Wahrheit» (Liber veritatis) nannte. Doch ist es nicht vollständig. Dieser kostbare Schatz ist in den Besitz des
Herzogs von Devonshire in England gekommen; John Boydell gab die Sammlung in treuer Nachbildung heraus (Lond. 1774–77). C. L. hat auch 42
landschaftliche Radierungen hinterlassen, nachgebildet in dem Werke
«Eaux-fortes de C. L. reproduites et publiées par Amand-Durand», mit Text von Duplessis (Par. 1875); ferner sind von ihm
500 Handzeichnungen bekannt, davon gegen 400 in England. – Vgl. Mad. Mark Pattison, C. L., sa vie et ses œuvres (Par.
1884; mit unbrauchbarem Verzeichnis der Werke); Dullea, Claude Gellée de Lorrain (Lond. 1887).
Claudia, Name des 311. Planetoiden.
Claudĭa (Claude de France), Gemahlin Franz' I. von
Frankreich, geb. 14. Okt. 1499 als älteste Tochter Ludwigs XII. und Annas von Bretagne, Erbin der erst durch ihre Mutter der Krone Frankreich zugebrachten
Provinz Bretagne, wurde dem noch jüngern Karl von Österreich, dann, im Sinne der franz. Einheit, dem franz. Thronfolger Franz von Angoulême (s.
Franz I.) 1506 verlobt, den sie 1514 heiratete. Eine polit. Rolle hat sie als Königin nicht gespielt.
Sie starb 1524. Von ihren Söhnen bestieg Heinrich II. 1547 den Thron.
Claudiānus, Claudius, der letzte heidnische röm. Dichter von größerer Bedeutung im 4. Jahrh. n.Chr., war zu
Alexandria geboren und kam 395 nach Rom, wo er am Hofe des Honorius lebte und namentlich an Stilicho einen Gönner fand. Er gelangte zu ansehnlichen
Ämtern und selbst zu der hohen Würde eines röm. Patricius. Sein Geburtsjahr sowie die Zeit seines Todes sind unbekannt; wahrscheinlich hat er den Fall
Stilichos (408) nicht überlebt. Von seinem Standbild auf dem Forum Trajans in Rom ist noch die Inschrift erhalten. Erhalten sind von ihm Idyllen, eine Anzahl
Epigramme, Episteln, ferner eine Reihe von Dichtungen panegyrischen Inhalts (auf Honorius, Stilicho und dessen Gattin Serena u.a.), aber auch Spottgedichte
auf Rufinus und Eutropius, die Günstlinge des Kaisers Arcadius. Sein Hauptwerk ist das Epos «Der Raub der Proserpina» in drei Büchern. Von der
«Gigantomachie» des C. sind nur 129 Verse erhalten. Von den andern Gedichten verdient sein Hochzeitsgedicht auf die Vermählung des Honorius mit Maria,
der Tochter Stilichos, nebst dem Anhange meisterhafter Fescenninen genannt zu werden. C. bekundet als Dichter schöpferische Kraft, fruchtbare Phantasie
und Sinn für künstlerische Form. Dem Studium der großen Dichter des goldenen Zeitalters verdankt er die Leichtigkeit und Korrektheit der Diktion und den
wohlklingenden Versbau. Von C.' griech. Dichtungen sind nur einige Epigramme auf uns gekommen, wenn diese nebst einem Stück einer griech.
«Gigantomachie» nicht vielmehr von einem jüngern C., vielleicht einem Sohne des ältern, herrühren. Mehrere Stücke in den Ausgaben und Handschriften,
darunter einige christl. Inhalts, sind sicher unecht. Im Mittelalter wurde ↔ C. bewundert und vielfach nachgeahmt. Eine kritische Ausgabe
aller Gedichte lieferten Jeep (2 Bde., Lpz. 1876–79) und Birt (in den
«Monumenta Germaniae historica», Auctores antiquissimi, Bd. 10, Berl. 1892). übersetzt sind sie von Wedekind (Darmst.
1868). – Vgl. Rosa, Claudio Claudiano (Ancona 1873); Hodgkin,
C. the last of the Roman poets (Newcastle 1875).
Claudiānus Mamertus, christl. Dichter und Philosoph, gest. um 474, war der jüngere Bruder des heil.
Mamertus, Bischofs von Vienne, der ihn zum Priester weihte und als Gehilfen in der Verwaltung seines Bistums verwandte. Er widmete sich besonders der
Regelung der Liturgie und dem Unterricht des Klerus, war Verfasser und Verbreiter der jetzt noch in manchen kath. Kirchen drei Tage vor Himmelfahrt
gesungenen sog. «Kleinen Liturgien». Auch dichtete er Hymnen; wahrscheinlich stammt der Passionshymnus
«Pange, lingua gloriosi» von ihm. Unter seinen philos. Schriften ist die bekannteste
«De statu anime» (hg. von P. Mosellanus, Bas. 1520, mit Noten von C. Barth, Zwickau 1655). Gesamtausgabe der Werke
des C. M. von Engelbrecht (im «Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum», Bd. 11, Wien 1885). – Vgl. Engelbrecht,
Untersuchungen über die Sprache des C. (Wien 1885).
Claudĭer oder, wie der Name später auch geschrieben wurde, Clodier ist
der Name zweier röm. Geschlechter, eines patricischen und eines plebejischen. Das erstere wanderte angeblich 504 v.Chr. (wahrscheinlich schon früher) unter
Attus Clausus aus dem Sabinerlande in Rom ein und ward unter die patricischen Geschlechter aufgenommen, nachdem
Attus Clausus seinen Namen in Appius Claudius verwandelt hatte. Er ließ als Konsul 495 die verschuldeten Plebejer, die
sein Kollege P. Servilius durch das Versprechen der Aufhebung der Schuldhaft zum Kriegsdienste gegen die Volsker bewogen hatte, nach der Rückkehr vom
siegreichen Feldzuge wieder in die Schuldhaft abführen und gab dadurch mit Veranlassung zum Auszug der Plebs auf den Heiligen Berg 495 v.Chr. Sein Enkel
war der Decemvir Appius Claudius (s. d.).
Ein berühmtes Mitglied des Geschlechts ist ferner Appius Claudius Cäcus (der Blinde), Censor von 312 bis 311 v.Chr.
Appius, der nach Mommsen zuerst die Censussätze, wonach die Bürger in die Klassen verteilt wurden, statt in Morgen Grundbesitz in Geld ansetzte, erwarb
sich um die untern Volksklassen Verdienste durch Verteilung der Freigelassenen und der nicht grundbesitzenden, freigeborenen Bürger
(humiles) in alle Tribus und Klassen, sowie durch Aufnahme von Söhnen (oder Enkeln) von Freigelassenen in den Senat.
Doch schon 311 wurden die neuen Senatoren wieder entfernt, und 304 die Freigelassenen auf die vier städtischen Tribus beschränkt. Er machte auch durch
Anlegung der Appischen Straße (s. d.) und Wasserleitung den Anfang mit den großartigen gemeinnützigen
Bauten Roms. In hohem Alter erblindet, machte er sich noch hoch verdient um den Staat, als er 280 v.Chr. den Senat, der bereits den von Cineas, dem
Gesandten des Pyrrhus, angebotenen Frieden anzunehmen geneigt war, durch eine berühmt gewordene, zu Ciceros Zeit noch erhaltene Rede bewog, die
Räumung Italiens zur unerläßlichen Bedingung zu machen. – Sein Sohn, Publius Claudius Pulcher, ließ als Konsul 249
v.Chr., als er die kar-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 362.
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