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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Damást; Damastes; Damastpapier; Damasus; Damaszener Pflaumen; Damaszener Stahl

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Damast - Damaszener Stahl.

D. und legte der Stadt eine Brandschatzung von 1 Mill. Dukaten auf. Trotzdem diese bezahlt wurde, drang das Heer in die Stadt ein und verheerte sie mit Feuer und Schwert (25. März 1401). Wegen seiner wichtigen Lage für den Handel des Orients ward D. von neuem aufgebaut. Später waren die Mamelucken als Herrscher Ägyptens auch Herren von D., bis es im Herbst 1516 dem türkischen Sultan Selim I. gelang, Stadt und Gebiet dem osmanischen Reich einzuverleiben. Seit dieser Zeit war D. als Sitz eines türkischen Statthalters ein wichtiger Bestandteil des Reichs. Am 14. Juni 1832 eroberte es Ibrahim Pascha für seinen Vater, den Vizekönig Mehemed Ali von Ägypten, und dieser erhielt es 1833 von der Pforte nebst Syrien und Palästina abgetreten; aber schon 1840 nötigten die europäischen Großmächte Mehemed Ali, Syrien dem Sultan zurückzugeben. Seitdem ist D. wieder türkisch und der alte schlechte Zustand wiederhergestellt. 1840 (noch unter ägyptischer Herrschaft) fand hier eine große Judenverfolgung statt, bei welcher der fanatische französische Konsul Graf Ratti-Menton die Hauptrolle spielte. In den Tagen vom 9.-16. Juli 1860 fand hier eine furchtbare Metzelei der Christen durch die fanatisierte mohammedanische Bevölkerung statt, infolge deren die christliche Bevölkerung aus D. und den benachbarten Orten meist nach Aleppo und in andre sichere Plätze übersiedelte und erst nach genügenden Garantien für ihre Sicherheit zurückkehrte. Die Anstifter und Hauptschuldigen jener Metzelei wurden von der Pforte am Leben gestraft. Vgl. Kremer, Topographie von D. (Wien 1855); Parter, Five years in D. (2. Aufl., Lond. 1870).

Damást, gemustertes, meist einfarbiges Köpergewebe aus Seide, Wolle, Leinen, Baumwolle, aus zweien oder mehreren dieser Spinnstoffe, stammt aus dem Orient und soll von den Einwohnern der Stadt Damaskus (vgl. Damaszener Stahl), nach andern von den Babyloniern erfunden worden sein. Es wird aber auch in Ostindien und China gefertigt und wurde in Europa zuerst von Holländern und Italienern nachgeahmt. Noch im 17. Jahrh. bezog man es nur aus Italien, während jetzt der beste D. in Deutschland, England und Frankreich verfertigt wird. Der D. erhält sein Muster lediglich durch die eigentümliche Webart und unterscheidet sich von dem Drell durch die bei weitem künstlichere Musterung, weshalb er auch meistenteils mittels der Jacquardmaschine gewebt wird. Zu den Seidendamasten gehören die prachtvollsten ein- und mehrfarbigen Gewebe, oft mit Goldfäden, zu Möbelstoffen, Tapeten, Vorhängen, Tischdecken, aber auch zu Kleidern, Kirchenornamenten etc. Sie werden in Deutschland besonders in Berlin, Krefeld und Lechhausen hergestellt. Die Wolldamaste werden aus hartem, glänzendem Kammgarn, bei uns namentlich in Sachsen angefertigt und zu Möbelstoffen und Vorhängen benutzt; sie sind aber bedeutend zurückgedrängt durch die halbwollenen Damaste aus hartem Kammgarn und Baumwolle, welche oft zwei- und dreifarbig vorkommen und wie jene verwendet werden. Leinendamast dient zu Handtüchern, Servietten, Tafeltüchern und wird deshalb stets abgepaßt, d. h. nach bestimmtem Maß mit Einfassung, Mittel- und Eckstücken gewebt. Damastartige, klein gemusterte Stoffe kommen als Halbdamast vor. Der englische Leinendamast aus Maschinengarn ist sehr schön, verliert aber wegen der starken Appretur in der Wäsche viel von seinem Glanz. Häufig ist der Leinendamast aus gebleichtem und ungebleichtem Garn hergestellt, wo dann das Muster weiß in gelb oder grau erscheint. In Deutschland liefern namentlich Großschönau, Löbau, Zittau, Schmiedeberg, Warendorf, Bielefeld, Salzwedel, Neuhaus und Sommerhausen in Bayern, Mühlburg in Baden, Warnsdorf und Haida in Böhmen Leinendamast. Baumwollendamaste sind bedeutend billiger als die leinenen, werden auch sehr geschmackvoll hergestellt, erreichen aber nie die eigenartige Schönheit von jenen.

Damastes, im griech. Mythus, s. Prokrustes.

Damastpapier, weißes und verschieden getöntes Glanzpapier, welches durch Einpressen von Blumen ein dem Damastgewebe ähnliches Aussehen erhalten hat. Es wird viel in der Buchbinderei und in der Kartonagenfabrikation verwendet.

Damasus, Name zweier römischer Päpste: 1) D. I., geb. 305, Papst von 366 bis 384, aus Portugal gebürtig, gelangte durch einen blutigen Kampf mit seinem Gegner Ursinus, bei dem 137 Menschen getötet und viele verwundet wurden, auf den päpstlichen Stuhl und bewies sich, solange er denselben innehatte, als ein heftiger Gegner der Arianer. Er war mit dem Kirchenvater Hieronymus befreundet und hat denselben zur Abfassung der verbesserten lateinischen Bibelübersetzung (der sogen. Vulgata) veranlaßt. Er selbst war Dichter, und es sind noch jetzt zahlreiche lateinische Epigramme von ihm vorhanden. Er starb 384 im 80. Lebensjahr und wurde heilig gesprochen. Sein Gedächtnistag ist der 11. Dezember. Vgl. Rade, D., Bischof von Rom (Freib. i. Br. 1882). - 2) D. II., vorher unter dem Namen Poppo Bischof von Brixen, ward vom Kaiser Heinrich III. 25. Dez. 1047 als Papst eingesetzt und 17. Juli 1048 geweiht, starb aber wenige Wochen darauf 9. Aug. 1048.

Damaszener Pflaumen, s. Chrysophyllum und Pflaumenbaum.

Damaszener Stahl (damaszierter Stahl), ein ursprünglich im türkischen Asien und in Persien dargestelltes, innig miteinander verschweißtes Gemenge von Stahl und Eisen, welches besonders zu Waffen verarbeitet wird und beim Beizen der blank gefeilten und geschliffenen Oberfläche mit einer Säure eigentümliche, aus hellen und dunkeln Linien zusammengesetzte Zeichnungen (Damast, Damaszierung) erhält. Der Name dieses zur Zeit der Kreuzzüge bekannt gewordenen Stahls wird gewöhnlich von der Stadt Damaskus hergeleitet, wo damaszierte Waren in großer Menge und von vorzüglicher Qualität gefertigt wurden. Das Wort damask bedeutet indes nur s. v. w. bunt durchwunden, und die Stadt Damaskus soll ihren Namen dieser Grundbedeutung des Wortes um ihrer schönen Lage willen verdanken. Das Charakteristische der damaszierten Waren beruht auf der Eigenschaft des Stahls, besonders des gehärteten, von Säuren langsamer aufgelöst zu werden als Schmiedeeisen, so daß Arbeitsstücke, die aus mehreren Lagen von Stahl und Eisen bestehen, beim Ätzen tiefer liegende mattgraue, dem Eisen entsprechende und höher liegende helle, dem Stahl entsprechende Streifen erhalten. Diese Arbeiten zeichnen sich durch sehr große Zähigkeit aus und verdanken dieselbe sowohl der Verwebung der Fasern als auch der Verbesserung des Materials durch das bei der Bereitung erforderliche fleißige Ausschmieden und Schweißen. Das im Orient gebräuchliche Verfahren zur Darstellung von D. S. ist nicht genau bekannt, in Europa werden dünne Stäbchen von Schmiedeeisen und Stahl (oder auch von hartem und weichem Schmiedeeisen) in gehöriger Anzahl zu einem Bün-^[folgende Seite]