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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dappenthal; Dapper; Dapsang; Dâr; Darab; Darapti; Dararier; Darazi; Dâr Banda; Darboy; Darbysten

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Dappenthal - Darbysten.

lienische Oper in London und wandte sich später nach New York, wo er anfangs in der italienischen Sprache unterrichtete und sich sodann, in allen Unternehmungen unglücklich, in verschiedenen Berufsarten versuchte. Zuletzt gründete er eine Italienische Oper, die er bis zu seinem Tod leitete. Er starb 17. Aug. 1838 in New York. Sein wechselvolles Leben hat er selbst in seinen "Memorie" (New York 1823-27, 4 Bde.; deutsch, Gotha 1861) geschildert.

Dappenthal (Vallée des Dappes), ein 7 km langes jurassisches Thal an der französisch-waadtländischen Grenze, durch welches die jetzt durch die Festung dritten Ranges Les Rousses gesperrte Bergstraße nach Gex und Genf führt. Der von Frankreich immer wieder aufgenommene Streit um den Besitz dieses wichtigen Passes ist 1862 durch eine neue Grenzregulierung beigelegt worden.

Dapper, Olfert, Arzt und geograph. Schriftsteller, lebte meist in Amsterdam und starb 1690. Er lieferte (nach Quellen, die zum Teil sehr selten geworden sind) kompilatorische Beschreibungen von Syrien und Palästina (Rotterd. 1667; deutsch von Meursen, Amsterd. 1681), von Ägypten, Libyen, Guinea, Äthiopien und Abessinien (das. 1668, deutsch 1670), von Amerika (Augsb. 1671), vom Reich des Großmoguls (Amsterd. 1672), von Persien (das. 1672; deutsch von Beer, Nürnb. 1681-88, 3 Bde.), von Vorderasien (Rotterd. 1677; deutsch von Beer, Nürnb. 1681), von den Inseln des Mittelländischen Meers (Amsterd. 1688; deutsch, Augsb. 1688), von Morea (Amsterd. 1688). Einen Auszug seiner Werke gab Mannling in "Dapperus exoticus curiosus" (Frankf. 1717, 2 Tle.).

Dapsang (auch als K2 bezeichnet), höchster Gipfel der Karakorumkette, der südöstliche Eckpfeiler Zentralasiens unter 35° 28' nördl. Br. und 77° 10' östl. L. v. Gr., ist mit 8619 m Höhe der zweithöchste Berg der Erde.

Dâr, in der Nubasprache s. v. w. Land, Gebiet; daher in Namen von Landschaften in Nubien und im östlichen Sudân häufig vorkommend.

Darab (Darabdschird), Stadt in der pers. Provinz Farsistan, ostsüdöstlich von Schiraz, in einer von Bergen umschlossenen fruchtbaren Ebene zwischen Kornfeldern und Palmen gelegen, hat saubere Straßen, viele Gärten und 4000 (nach ältern Angaben, wohl übertrieben, 12,000) Einw., darunter viele Juden. Südlich davon die Ruine von Alt-D. mit einem Relief aus der Sassanidenzeit. Am nahen Kuh i Mumijeh quillt ein schwarzes Erdöl hervor, das gesammelt und erhärtet unter dem Namen Belessun (Balsam) oder Mum als kostbare Arznei in den Handel kommt.

Darapti, bei den alten Logikern Name des ersten Schlußmodus in der dritten Figur, dessen Vordersätze allgemein bejahend sind, während der Schlußsatz besonders bejaht (AA1); z. B. alle Rosen sind wohlriechend, alle Rosen sind Blumen, also sind einige Blumen wohlriechend. Vgl. Schluß.

Dararier, Sekte, s. Darazi.

Darazi (Darasi, Darari), Mohammed Ebn Ismail el, Stifter der mohammedan. Sekte der Dararier (Dararianer), welche lange Zeit im Libanon, westlich von Damaskus, lebten. D. kam 1017 nach Ägypten, wo er durch seine in einem Buch niedergelegte Lehre, daß der regierende Kalif Al Hakem göttlicher Abstammung sei, die Leitung der Regierungsgeschäfte erlangte, indessen sehr bald vor dem aufgeregten Volk aus Kairo fliehen mußte, als er seine Schrift in der Moschee verlas. Von Al Hakem unterstützt, ging er nach Syrien, wo er durch seine Lehre von der Seelenwanderung, Erlaubnis des Weintrinkens und freien geschlechtlichen Verkehrs viele Anhänger gewann. Er fiel um 1020 im Kampf gegen die Türken.

Dâr Banda, Landschaft, s. Banda.

Darboy (spr. -boa), Georges, Erzbischof von Paris, geb. 16. Jan. 1813 zu Fayl-Billot (Obermarne), besuchte das Seminar zu Langres, wurde 1836 zum Priester geweiht und zum Pfarrgehilfen von St.-Dizier, 1840 aber zum Professor an dem Seminar in Langres ernannt. Als das Seminar einem religiösen Orden übergeben wurde, verließ D. dasselbe und begab sich 1845 nach Paris, wo er sich durch eine treffliche Übersetzung der Werke des Dionysius Areopagita (Par. 1845) bereits bekannt gemacht hatte. 1846 wurde er zum Almosenier des Collège Henri IV und zum Titularkanonikus der Metropole ernannt. Im November 1854 begleitete er den Erzbischof nach Rom und erhielt vom Papste den Titel eines apostolischen Protonotars erster Klasse; 1855 wurde er zum Titulargeneralvikar von Paris, 1859 zum Bischof von Nancy, 10. Jan. 1863 zum Erzbischof von Paris befördert. Auch wurde er 8. Jan. 1864 zum Großalmosenier des Kaisers, 5. Okt. 1864 zum Senator, im August 1866 zum Mitglied des öffentlichen Unterrichtsrats ernannt. Er war von gemäßigter Haltung und ein Feind der jesuitischen Richtung, weswegen sich Pius IX. auch hartnäckig weigerte, dem vom kaiserlichen Hof sehr begünstigten Bischof die Kardinalswürde zu verleihen. Auf dem vatikanischen Konzil bestritt D. offen die Opportunität des Unfehlbarkeitsdogmas, protestierte gegen die aufgedrängte, eine freie Beratung zur Illusion machende Geschäftsordnung, trat mehrmals, besonders in seiner Rede vom 20. Mai 1870, für die Rechte der Bischöfe in die Schranken und stimmte gegen das Dogma. Doch nach Proklamierung desselben fügte er sich stillschweigend. Nach seiner Rückkehr nach Paris im Juli 1870 blieb er sowohl während der Belagerung als nach dem Aufstand vom 18. März 1871 auf seinem Posten. Am 4. April wurde D., um als Geisel für gefangene Kommunisten zu dienen, verhaftet und am Abend des 24. Mai nebst dem Präsidenten Bonjean, dem Pfarrer Deguerry und drei andern Geistlichen in dem Hof des Gefängnisses von La Roquette erschossen. Am 5. Juni ward unter Teilnahme von Deputationen der großen Staatskörper das feierliche Leichenbegängnis Darboys gehalten. Unter seinen Schriften sind noch zu erwähnen: "Les femmes de la Bible" (8. Aufl., Par. 1876); "Les saintes femmes" (4. Aufl. 1877); "La vie de Saint-Thomas Becket" (1860); "Œuvres pastorales" (1876, 2 Bde.).

Darbysten (Darbychristen oder Plymouthbrüder), eine zwischen 1820 und 1830 in England entstandene chiliastische Sekte, nach ihrem Stifter John Darby, vormaligem anglikanischen Geistlichen, genannt, welche, in dem gegenwärtigen Kirchenwesen nur einen allgemeinen Abfall vom Christentum, eine "Bileamskirche", erblickend, die Wiederkunft Christi als demnächst bevorstehend erwartet und sich in freier gottesdienstlicher Vereinigung ohne alle kirchliche Organisation und in Zurückgezogenheit vom weltlichen Treiben auf dieselbe vorzubereiten sucht. Die Mitglieder derselben nannten sich "Brüder" oder "Brüder in dem Herrn". Den Namen Plymouthbrüder erhielten sie von der Stadt Plymouth, wo sie sich zuerst in größerer Anzahl um Darby sammelten. Von dem anglikanischen Klerus verfolgt, wandte sich Darby 1838 nach Genf und 1840 nach Lausanne, wo er, durch die damaligen waadtländischen Dissidentenbewegun-^[folgende Seite]