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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Dhakan; Dhalip Singh; Dhamar; Dhammapadam; Dhan; Dhar; Dharma; Dharnasitzen; Dharwar; Dhau; Dhaulagiri; Dhaun; Dhaw

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Dhakan – Dhaw

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Dhaka'

hangir mit Prachtgebäuden jeder Art geschmückt und zu jener Zeit 3–400000 E. zählend, erholt sich gegenwärtig aus der langen Zeit des Verfalls; in ihren zahlreichen, über einen Raum von 6,5 km Länge und 2 km Breite zerstreuten Ruinen, unter welchen sich die des befestigten Schlosses und einer schöngebauten Moschee, beide von Dschahangir herrührend, sowie die vieler Paläste, die der alten portug., holländ. und franz. Kirchen und Faktoreien besonders auszeichnen, zeigt sie jedenfalls nur Spuren ihrer frühern Größe. In D. befinden sich 10 Brücken, 13 Ghat oder Ufertreppen, 7 Fähren, 12 Bazare, 5 öffentliche Brunnen, ein Gefängnis und Hospital für Gefangene, eine Irrenanstalt sowie ein Hospital für Eingeborene. Bemerkenswert ist auch das großartige Elefantendepot, in welchem sich gewöhnlich mehrere Hundert dieser Tiere befinden. Die Zahl der mohammed. Moscheen in D. wird auf 180 geschätzt, die der Hindutempel auf 119. Protestanten, Baptisten, Katholiken, Armenier, Griechen und Thomaschristen haben in D. besondere Kirchen und Bethäuser. Auch befinden sich daselbst staatliche und von Missionaren geleitete Schulen für Europäer und Eingeborene. Unter diesen verdient das «Dacca College» (seit 1855) besondere Erwähnung. Die Kunst der Bereitung jener unvergleichlichen, Abrawan, d.h. fliehendes Wasser,und Schabnam, d.h. Nachttau, genannten Musseline (deren Feinheit so groß war, daß man ein ganzes Kleid durch einen Fingerring ziehen konnte) blüht seit 1872 nur noch in sehr geringem Maße, infolge der Einfuhr der billigen Manchesterwaren. Neuerdings wirkt die allgemein günstige Lage des Handels und der Baumwollindustrie in Bengalen auch auf D. vorteilhaft ein. Besonders infolge des Baues der D.-Maimansing-Eisenbahn hat der Binnenverkehr seit 1886 bedeutend zugenommen. Neben den Musselinen gehören jetzt auch gröbere Kattune, daneben Silberstickereien, Töpferei, Muschelschnitzereien wieder zu den bedeutendern Industriezweigen.

Dhăkăn, Dekan, Hochland, s. Ostindien.

Dhalip Singh, s. Dalip Singh.

Dhamar, arab. Ort, s. Damar.

Dhammapadam, Name eines der kanonischen Werke der Buddhisten, das in den Tipitaka (s. d.) aufgenommen ist. Es zerfällt in 26 Kapitel (vagga) und enthält Sprüche von hohem sittlichem Ernst. Herausgegeben ist es von Fausböll (Kopenh. 1855); ins Deutsche übersetzt von A. Weber, Ind. Streifen, Bd. 1, 112 fg. (Berl. 1868), und L. von Schröder (Lpz. 1892); ins Englische zuletzt von Max Müller, Sacred Books of the East, Bd. 10 (Oxford 1881). Der Kommentar des Buddhaghosha (5. Jahrh. n.Chr.) giebt die Erzählungen der Ereignisse, bei denen angeblich Buddha die Sprüche vorgetragen hat. Er ist nach birman. Quellen übersetzt von Rogers, Buddhaghosha's Parables (Lond.1870). In der Einleitung hat Max Müller schon einmal das D. selbst übersetzt.

Dhan, brit.-ostind. Gewicht, s. Dan.

Dhār. 1) Kleiner mahrattischer Staat unter der Bhil- oder Bhopawar-Agentschaft in der Provinz Centralindien des Indobritischen Reichs, den die engl. Regierung 10. Jan. 1819 unter ihre Protektion nahm. 1857 ward D. wegen Rebellion gegen die engl. Regierung von dieser annektiert und ein Teil an die Begam von Bhopal übertragen. Den Rest erhielt jedoch der junge Häuptling Anand-Rao-Puar später wieder zurück mit dem Rechte der Adoption seines Nachfolgers. D. hat 4506 qkm, ↔ (1891) 151877, (1881) 149244 E., darunter 115051 Hindu, 12269 Mohammedaner, 3087 Dschain, 18798 Angehörige unkultivierter Stämme. –

2) Hauptstadt des Staates D., unter 23°36' nördl. Br. und 75°4' östl. L. auf dem Wege von Mau nach Baroda, ist 2 km lang und 0,8 km breit, von einer Erdmauer umgeben, hat (1891) 18430 E., darunter 13948 Hindu, 3393 Mohammedaner. D. soll in seiner Blütezeit 100000 E. gehabt haben und zeigt überall zunehmende Spuren des Verfalls.

Dharma, im Sanskrit «Sitte», «Tugend», «Pflicht», «Recht», «Gesetz», daher Dharmaçāstra = «Gesetzbücher». D., «Pflicht», ist nach den Indern eine der drei Triebfedern menschlichen Handelns. Die beiden andern sind artha, «Nutzen», und kāma, «Liebe»; alle drei bilden den sog. trivarga, «Dreizahl». Dazu tritt als vierte oft noch mōksha, «die Befreiung (von der Seelenwanderung)», und ihre Vereinigung heißt dann caturvarga, «Vierzahl». Sie ist ansprechend verherrlicht worden von Kschemendra in seinem «Caturvargasaṃgraha», herausgegeben in der Kāvyamālā, Tl. 5 (Bombay 1888, S. 75 fg.). Personifiziert ist D. «der Gott des Rechtes», der Totenrichter = Jama. Bei den Buddhisten hat D. (Pāli Dhammo), «Gesetz», ganz die Bedeutung «wahre Lehre», d.i. Lehre, Religion Buddhas.

Dharnasitzen, in der Hindīsprache dharnā baiṭhnā oder dharnā dēnā, eine eigentümliche ind. Sitte, die auch sonst im Orient verbreitet ist, einen Schuldner zur Bezahlung zu zwingen oder eine bestimmte Absicht durchzusetzen. Sie besteht darin, daß der Gläubiger sich vor die Thür des Schuldners setzt und nicht eher Nahrung zu sich nimmt, bis seine Forderung erfüllt ist; zuweilen droht er auch sich in anderer gewaltsamer Weise das Leben zu nehmen. Die Sitte ist sehr alt; sie wird bereits in Werken der vedischen Litteratur und oft in der klassischen Sanskritlitteratur seit dem 7. Jahrh. n.Chr. erwähnt. Sie ist jetzt von den Engländern streng verboten.

Dhārwār. 1) Distrikt der westl. Division der Präsidentschaft Bombay im Indobritischen Reiche, hat 11745 qkm, (1891) 1051314, (1881) 882907 E., unter letztern 769349 (87 Proz.) Hindu, 100622 (11,4 Proz.) Mohammedaner, 10526 Dschain, 2356 Christen. –

2) Hauptstadt des Distrikts D., unter 15°27' nördl. Br. und 75°3⅓ östl. L., durch Eisenbahn mit Goa im W. und Bangalur im SO. verbunden, in einer Ebene des südl. Mahrattenlandes, hat (1891) 32841E., darunter 23896 Hindu, 7667 Mohammedaner, 883 Christen, 348 Dschain, 42 Parßi, besitzt hauptsächlich aus Erde bestehende Festungswerke, die noch zu Anfang des 19. Jahrh. nicht unbedeutend, jetzt aber mehr und mehr verfallen sind. – Bis 1778 den Mahratten gehörend, wurde D. im genannten Jahre von dem Sultan von Maisur, Haidar Ali, erobert, letzterm aber 1791 von den damals den Mahratten verbündeten Engländern wieder abgenommen. Nach dem Sturz des Peschwa fiel mit den übrigen Besitzungen desselben auch D. in die Gewalt der Engländer.

Dhau (Dau, Dhaw), arab. Fahrzeug mit einem bis drei kurzen Masten, an denen lat. Segel, gewöhnlich je eins, gesetzt werden. Die kleinern D. sind offen, größere halb oder ganz gedeckt; bei letztern dient der Schiffsraum zum Sklaventransport. Die D. können bei Windstille gewöhnlich durch große Ruder (Riemen) vorwärts bewegt werden.

Dhaulagiri, Berg, s. Dhawalagiri.

Dhaun, österr. Adelsgeschlecht, s. Daun.

Dhaw, s. Dhau.