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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Diospyros; Diószeg; Diotīma; Diözēse; Dipetālisch; Diphenylaminblau; Diphĭlos; Diphtherītis

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Diospyros - Diphtheritis.

durch die der Karpidenzahl entsprechende Fächerung des Fruchtknotens und die völlige Entwickelung der bei den Primulinen unterdrückten Kronstaubgefäße verschieden; enthält die Familien der Sapotaceen, Ebenaceen und Styraceen.

Diospyros L. (Dattelpflaume, Lotuspflaume), Gattung aus der Familie der Ebenaceen, Bäume und Sträucher mit abwechselnden, kurzgestielten, länglichen, ganzrandigen, lederigen Blättern, in den Blattachseln meist gehäuft stehenden, diözischen, selten polygamischen Blüten und kugeligen oder eiförmigen Beeren. Etwa 153 über die ganze Erde zerstreute Arten. D. Lotus L. (gemeine Dattelpflaume, grünes Ebenholz, wildes Franzosenholz) ist ein stattlicher Baum, auch Strauch mit länglich-eiförmigen, behaarten Blättern, bräunlichen Blüten und bläulichschwarzen, zuletzt gelbbraunen, wohlschmeckenden Beeren von der Größe einer kleinen Kirsche, welche roh (schwarze Datteln, Karachurma) gegessen, auch auf Sirup und Wein verarbeitet werden; das graugrünliche, harte Holz wird als Nutzholz verwendet. Der Baum wächst in den Ländern des südlichen Kaukasus bis zum armenisch-kleinasiatischen Hochland, auch (wahrscheinlich eingeführt) im südlichen Europa, vornehmlich in Italien bis Verona, in Piemont, im Kanton Tessin, und wird bei uns in Gärten gezogen. D. Kaki L. fil., ein Baum oder Strauch von mittlerer Höhe mit auf der Unterfläche behaarten, breit-elliptischen, zugespitzten Blättern und safrangelben, pflaumenartigen, süßen Früchten, welche sowohl roh genossen werden, als auch, wie Feigen getrocknet, als Kakifeigen in den Handel kommen, findet sich in Japan und China und durch Kultur über das ganze südöstliche Asien verbreitet. Die Früchte spielen in Japan eine große Rolle. Bei uns gedeiht er selbst am Rhein nur in sehr geschützten Lagen. D. virginiana L., ein niedrig bleibender Baum mit breitlänglichen, spitzen, nur auf der Unterseite behaarten Blättern, weißlichen Blüten und fleischigen, gelblichroten Früchten (Persimonen) von der Größe der Mispeln, welche sehr zusammenziehend schmecken, aber gefroren einen milden Geschmack annehmen und sowohl roh als auf verschiedene Weise zubereitet gegessen und auf Branntwein verarbeitet werden, wächst in den Vereinigten Staaten besonders auch im Osten und verträgt unsre härtern Winter. Die unreifen Früchte werden als Wurmmittel, das weiße, sehr harte Holz als Nutzholz verwendet. D. ebenum Retz, ein über 12 m hoher Baum mit schwarzer Rinde, 5 cm langen, lederigen Blättern, weißen, zottigen Blüten und olivenartigen Beeren, in Ostindien, besonders auch auf Ceylon und auf den Malaiischen Inseln, liefert in seinem schweren Kernholz das echte schwarze Ebenholz (s. d.). Auch D. ebenaster Retz, mit 26 cm langen Blättern und apfelähnlichen Früchten (Mehläpfeln) mit gelbem, schleimigem, säuerlichem Fleisch, auf Ceylon und den Molukken, D. melanoxylon Roxb. (Schwarzholz), ein 6 m hoher Baum mit länglich-lanzettförmigen Blättern, blaßgelben Blüten und runden, saftigen, eßbaren Beeren, in Ostindien, und andre Arten liefern Ebenholz. D. hirsuta L. fil., auf Ceylon, liefert das Kalamanderholz für Drechsler.

Diószeg, 1) Markt im ungar. Komitat Bihar, am Er, mit (1881) 5458 Einw., Winzerschule, reichem Getreide- und vortrefflichem Tabaks- und Weinbau. 2) Markt im Komitat Preßburg, an der Wien-Budapester Eisenbahn, mit 2235 Einw. und großer Zuckerfabrik.

Diotīma, Priesterin aus Mantineia, nach Platons "Gastmahl" (Kap. 22) Lehrerin des Sokrates, der in diesem Dialog aus ihrem Mund über das Wesen und den Ursprung der Liebe spricht; wahrscheinlich eine von Platon erdichtete Person. - Unter ihrem Namen verherrlichte Hölderlin (s. d.) die von ihm hoffnungslos verehrte Mutter seiner Zöglinge in Frankfurt a. M.

Diözēse (Diözes, griech. dioikēsis), ursprünglich ein Distrikt, der zu einer Provinz geschlagen und vom Statthalter der letztern mit verwaltet wurde, besonders in Kleinasien; seit Konstantin d. Gr. Unterabteilung der Präfektur. Wie an der Spitze der letztern ein Präfekt stand, so verwaltete die D. meist ein Vicarius (mitunter auch ein Prokonsul oder Comes). In der kirchlichen Sprache ist D. der Jurisdiktionsbezirk eines Erzbischofs, später auch der eines Bischofs. Derjenige Geistliche, welcher an einem Orte die bischöfliche Jurisdiktion ausübt, wird Diözesan genannt. Eine geschichtliche Darstellung der alten "Diözesan- und Gaugrenzen Norddeutschlands" lieferte H. Böttger (Hannov. 1874). In der protestantischen Kirche ist D. der Bezirk, über welchen ein Superintendent oder Dekan die kirchliche Aufsicht führt. Die zu einer D. gehörigen Gemeinden oder Geistlichen heißen Diözesanen; der Vorsteher einer D. (Ephorus, Superintendent, Dekan) führt vorzugsweise den Titel Diözesan. Die ganze Einrichtung wird als Diözesanverfassung bezeichnet.

Dipetālisch (griech.), mit zwei Blumenblättern versehen.

Diphenylaminblau, s. Anilin, S. 592.

Diphĭlos, Dichter der neuern attischen Komödie, aus Sinope, im Anfang des 3. Jahrh. v. Chr., Zeitgenosse des Menander und des Philemon, lebte in Athen und starb in Smyrna. Er soll gegen 100 Stücke geschrieben haben, wovon noch etwa 50 ihren Titeln nach und aus Bruchstücken bekannt sind. Diese und die Urteile der Alten lassen ihn als einen der geistreichsten Dichter seiner Zeit erkennen. Seine Stoffe entlehnte er nicht bloß dem alltäglichen Leben, sondern auch dem Mythus. Wie Menander, so diente auch er vorzugsweise den römischen Lustspieldichtern zum Muster; Plautus' "Casina" und "Rudens" sind nach Stücken von D. gedichtet, auch Terenz hat ihn in den "Adelphen" benutzt. Sammlung der Fragmente in Meinekes "Fragmenta comic. graecor.", Bd. 4.

Diphtherītis (Diphtherie, v. griech. diphthera oder diphtheris, Haut, Fell), eine schwere Form der Schleimhautentzündung, welche vorzugsweise den Rachen, Gaumen und die Mandeln befällt (angina diphtherica), aber auch am Dickdarm (Ruhr) und in der Gebärmutter (Kindbettfieber) oder der Harnblase vorkommen kann und anatomisch dadurch charakterisiert ist, daß sich die kranke Schleimhautstelle mit einer gelbgrauen, anfänglich fest aufsitzenden Membran oder Haut (daher der Name) überzieht. Indessen genügt die Bildung einer solchen Ausschwitzungsmembran nicht zur Definition des Wesens der D. Bei der diphtheritischen Entzündung ist das Gewebe der Schleimhaut selbst, meist in der ganzen Dicke derselben, schwer erkrankt; die Schleimhaut ist in verschiedenem Grad geschwollen, außerordentlich blutreich, ihr Gewebe mit zahlreichen roten wie weißen Blutkörperchen, welche aus den Blutgefäßen ausgetreten sind, stark infiltriert. Die Schicht der Epithelzellen, welche die freie Schleimhautfläche überzieht, wird entweder frühzeitig abgestoßen, oder sie verschmilzt mit der aus den Blutgefäßen ausgesickerten und auf der Schleimhautoberfläche geronnenen faserstoffigen Exsudatmembran. Leichtere Grade dieser Entzündungsform können sich wohl wieder zurückbilden, ohne augenfällige Spuren zu hinterlassen; in schwereren Fällen aber stirbt die erkrankte Schleim-^[folgende Seite]