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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Don Quixote - Döpler.

Don Quixote (spr. -kichote), der Held des berühmten satirischen Romans von Cervantes (s. d.), Karikatur eines fahrenden Ritters; daher im weitern Sinn Bezeichnung eines in Hirngespinsten sich bewegenden, abenteuernden Narren. Das Wort wird meist in der französischen Form Don Quichotte (spr. kischott) gebraucht; daher Donquichottiade, ein abenteuerlicher Streich, auch eine solche Erzählung; Donquichotterie oder Donquichottismus, abenteuerliches Treiben.

Don Ranudo (Anagramm von "O du Narr"), Titelheld eines Holbergschen Lustspiels und danach Bezeichnung eines von bettelhaftem Stolz aufgeblähten Menschen.

Dons, Dorf in Jütland, 7 km nördlich von Kolding, an der Donsaa, welche den Donssee bildet; hier 7. Mai 1849 siegreiches Gefecht der Preußen gegen die Dänen.

Dont, Jakob, Violinspieler und Komponist, geb. 2. März 1815 zu Wien, erhielt seine musikalische Ausbildung durch seinen Vater, der am Hofoperntheater die Stelle eines ersten Cellisten bekleidete, sowie von 1825 bis 1831, während er das dortige Konservatorium besuchte, durch Jos. Böhm. Im letztgenannten Jahr trat er in das Orchester des Burgtheaters und 1834 in die Hofkapelle ein, deren Mitglied er noch gegenwärtig ist. D. ist unzähligemal als Solist mit Erfolg aufgetreten, hat auch mit verschiedenen Kompositionen für das Theater und den Konzertsaal Glück gemacht; sein Hauptverdienst liegt jedoch in seiner fruchtbaren pädagogischen Wirksamkeit, anfangs an der 1852 eröffneten, jedoch nach kurzer Zeit wieder eingegangenen Akademie der Tonkunst, dann am Pädagogium bei St. Anna, endlich von 1873 an als Professor am Konservatorium. Als Ergebnisse der in diesen Stellungen gemachten Erfahrungen veröffentlichte D. eine Anzahl von Unterrichtswerken, welche hinsichts ihres praktischen Nutzens wie ihrer künstlerischen Bedeutung unübertrefflich genannt werden dürfen, darunter sein "Gradus ad Parnassum", eine alle Entwickelungsstufen des Violinschülers berücksichtigende, die technische wie die geistige Ausbildung gleichmäßig fördernde Sammlung von Übungsstücken. Von Donts Schülern hat besonders L. Auer (s. d.) die pädagogischen Verdienste des Meisters in den weitesten Kreisen bekannt gemacht.

Dontgeschäft (franz., spr. dong-), diejenige Form des Prämiengeschäfts, bei welcher der Käufer sich vorbehält, zur Erfüllungszeit allenfalls gegen Entrichtung eines Reugeldes (Dontprämie) vom Geschäft zurückzutreten. Kaufe ich ein Papier zu 101 dont 1, so habe ich am Erfüllungstag das Recht, das Papier zu 101 zu nehmen oder gegen Zahlung von 1 vom Kauf zurückzutreten. In den Notierungen über Prämiengeschäfte wird das Wort "dont" (deutsch "worauf, wovon") gewöhnlich nicht geschrieben, sondern der Kurs im Fall der Erfüllung von der Prämie, im Fall der Nichterfüllung durch einen senkrechten Strich getrennt, z. B. 101|1 (lies: hunderteins dont eins). Wenn es sich um eine Rückprämie handelt, so wird der Notierung der Buchstabe R zugesetzt; z. B. 99|1 R (sprich: neunundneunzig dont eine Rückprämie) bedeutet, daß der Verkäufer berechtigt ist, zu 99 zu liefern oder gegen Zahlung von 1 vom Geschäft zurückzutreten.

Donum (lat., Mehrzahl dona), Geschenk, Gegenstand einer Schenkung; d. continentiae, die Gabe der Enthaltsamkeit oder Keuschheit; d. docendi, Lehrgabe; d. gratuitum, Gnadengeschenk, auch freiwillige Gabe der Stände etc. an den Landesherrn bei außerordentlichen Veranlassungen.

Donum superadditum (lat., "überschüssige Zugabe"), in der katholischen Dogmatik die sittliche Vollkommenheit, mit welcher der erste Mensch ausgestattet gewesen sein soll. Den Protestanten war dieser Begriff besonders anstößig, weil dadurch jene Vollkommenheit, als nicht zum Wesen des Menschen an sich gehörig, auf den Wert einer Beigabe, die an sich auch hätte fehlen können, reduziert schien.

Donzdorf (Donzendorf), Marktflecken im württemberg. Donaukreis, Oberamt Geislingen, an der Lauter, 4 km vom Bahnhof Süßen (Linie Bruchsal-Ulm), mit schönem Schloß des Grafen von Rechberg, hat Fabrikation von landwirtschaftlichen Maschinen und Öfen, Baumwollweberei, Käserei, Acker- und Obstbau, Viehzucht und (1880) 2059 meist kath. Einwohner; unweit die Schloßruine Scharfenberg.

Donzenac (spr. dongs'nack), Stadt im franz. Departement Corrèze, Arrondissement Brive, mit schönem. Glockenturm und Resten von Festungswerken, beides aus dem 13. Jahrh., (1876) 1657 Einw., Schieferbrüchen und Wollspinnerei.

Donzy (spr. dongsi), Stadt im franz. Departement Nièvre, Arrondissement Cosne, am Nohain, mit Resten alter Befestigungen, eines Schlosses und zweier Abteien, (1876) 2560 Einw., Eisensteinbergbau, Eisenwerken (1659 vom Kardinal Mazarin gegründet), Gerberei und Leinwandfabrikation.

Doom (engl., spr. duhm), Rechtsspruch, Urteil.

Doompalme, s. Hyphaene.

Doomsdaybook (auch Domesdaybook, engl., spr. duhmsdehbuk), das große Reichsgrundbuch Englands, eins der ältesten englischen Rechts- und Geschichtsdenkmäler, wurde in der letzten Zeit der Regierung Wilhelms des Eroberers, 1086, angelegt und enthält ein ausführliches Verzeichnis aller Landbesitzungen nebst der Zahl der Einwohner nach Stand und Vermögen in den einzelnen Gauen. Das Werk ward zu London 1783 in 2 Foliobänden herausgegeben, wozu noch 2 Supplemente (1811-16) sowie Ellis' "General introduction to the D." (das. 1838, 2 Bde.) hinzukamen. Im J. 1862 erschien eine photographische Nachbildung eines Teils der alten noch in der Schatzkammer aufbewahrten Handschrift.

Doon (spr. duhn), Fluß in Schottland, in den Gedichten von Burns vielfach erwähnt, mündet nach 52 km langem Lauf südlich von Ayr in den Firth of Clyde.

Door, Anton, Pianist, geb. 20. Juni 1833 zu Wien, Schüler von Czerny und S. Sechter, konzertierte bereits 1850 erfolgreich in Baden-Baden und Wiesbaden, dann mit Ludwig Strauß in Italien, bereiste 1856-57 Skandinavien und wurde in Stockholm zum Hofpianisten und Mitglied der königlichen Akademie ernannt. 1877 machte er eine Konzerttour mit Sarasate durch Österreich-Ungarn; in neuerer Zeit trat er mit bestem Erfolg in Leipzig, Berlin, Amsterdam etc. auf. Besonders verdient macht sich D. durch Vorführung von Novitäten (Saint-Saëns, Brahms, Raff etc.). Nachdem er zehn Jahre lang als Klavierlehrer am kaiserlichen Konservatorium zu Moskau thätig gewesen, trat er 1869 in seine jetzige Stellung als Professor am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien.

Doornenburg, das älteste Schloß in den Niederlanden, Provinz Geldern, in der Betuwe, früher im Besitz des adligen Geschlechts van Amstel, mit Resten alter Pracht, z. B. Gobelins und Gemälden.

Doornick, Stadt, s. Tournai.

Döpler, Karl Emil, Maler, geb. 8. März 1824 zu Warschau, kam 1832 nach Deutschland, war vier Jahre lang Buchhändler, widmete sich dann in Dresden und