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Fényes – Feradsché
F. (16,1 km) der Elsaß-Lothr. Eisenbahnen, Sitz eines Nebenzollamtes erster Klasse, kath. Pfarrei, hat (1890) 1082 E., darunter 89 Evangelische; Post und Telegraph.
Fényes (spr. fehnjesch), Alexius, ungar. Statistiker und Geograph, geb. 1807 in Csokaly im Biharer Komitat, wurde 1828 Advokat, widmete sich aber vorzüglich litterar. Arbeiten. Seit 1836 lebte er in Pest und entfaltete als Schriftsteller und Beamter landwirtschaftlicher und industrieller Vereine eine rastlose Wirksamkeit. Sein erstes großes Wert: «Ungarns und seiner Nebenländer gegenwärtiger Zustand in geogr. und statist. Beziehung» (6 Bde., Pest 1836‒40) erhielt einen Preis der Akademie, die ihn 1837 auch zu ihrem Mitgliede wählte. Großen Beifall fand auch seine «Statistik Ungarns» (3 Bde., Pest 1842‒43), welche gleichzeitig in deutscher Sprache erschien (2 Bde., ebd. 1843‒44), und sein «Allgemeiner Hand- und Schulatlas» (ebd. 1845). Die «Beschreibung Ungarns» (2 Bde., ebd. 1847) ist ein Auszug aus seinen größern Werken, den Horn («Ungarn im Vormärz», Lpz. 1851) deutsch bearbeitet hat. 1848 wurde F. Chef der statist. Sektion im Ministerium des Innern und 1849 Präsident des Pester Militärgerichts; später lebte er teils in Pest, teils in Gödöllö. Er starb 23. Juli 1876.
Fenz (vom engl. fence), Einfriedigung, namentlich in Nordamerika; fenzen, mit einer F. umgeben.
Feo, Francesco, ital. Komponist, geb. um 1699 in Neapel, studierte daselbst unter Domenico Gizzi Gesang und Komposition und ging darauf nach Rom, um Unterricht im Kontrapunkt zu nehmen. Hier schrieb er die Opern «Ipermnestra», «Arianna», «Andromacca» und «Arsace». F. kehrte 1740 nach Neapel zurück und übernahm die Leitung der dortigen berühmten, von Gizzi gegründeten Gesangschule. Er starb daselbst 1752. Von seinen Kompositionen kennt man außer den erwähnten Opern verschiedene Psalmen und Messen, darunter eine von 10 Stimmen, ferner ein Oratorium «La distruzione dell’esercito de’Cananei», Litaneien und ein Requiem, die zu dem Besten gehören, was die neapolit. Schule um 1730‒50 in dieser Gattung geschaffen hat.
Feodor (Fedor, spr. fjódor, russ. Form für Theodor), Name dreier russ. Zaren:
Feodor Ⅰ., Sohn Iwans des Schrecklichen (s. d.), geb. 11. Mai 1557, regierte vom 18. März 1584 bis 7. Jan. 1598. Schwach von Geist und Körper und fast nur mit gottesdienstlichen Übungen beschäftigt, überließ er die Herrschaft seinem Schwager Boris Godunow (s. d.). Mit F. erlosch Ruriks Stamm auf dem russ. Throne und ihm folgte Boris Godunow selbst, nachdem er F.s Bruder Demetrius hatte umbringen lassen.
Feodor Ⅱ., der Sohn Boris Godunows, geb. 1589, folgte seinem Vater 13. April 1605 in der Regierung, wurde aber schon 10. Juni desselben Jahres ermordet, nachdem die Armee unter ihrem Führer Peter Baßmanow 10. Mai von ihm abgefallen war; statt seiner wurde der erste falsche Demetrius zum Zaren erhoben.
Feodor Ⅲ., der älteste Sohn des Zaren Alexej, geb. 8. Juni 1656, herrschte vom 28. Jan. 1676 bis zum 27. April 1682 und bekriegte mit abwechselndem Glück die Polen und Türken. Er beseitigte die Rangstreitigkeiten des Adels (s. Mestnitschestwo) dadurch, daß er die Geschlechtsregister (razrjadnyja knigi) verbrennen ließ. Unter ihm wurde auch 1680 die erste russ. Gelehrtenschule im Kloster Saikonospaßk zu Moskau gegründet. Er starb kinderlos; ihm folgte sein Stiefbruder Peter Ⅰ.
Feodosĭa (Feodosija). 1) Kreis im östl. Teil der zum russ. Gouvernement Taurien gehörigen Halbinsel Krim, mit vielen Salzseen und der Landzunge von Arabat, hat 7001,8 qkm, 103196 E. (darunter die Hälfte Tataren), Ackerbau, Viehzucht, Salz- und Naphthagewinnung in den Steppen des Nordens, Obst-, Wein- und Tabaksbau im gebirgigen Süden. – 2) F. oder Kaffa, tatar. Kefé, Kreisstadt im Kreis F., an der Südostküste der Krim und am Busen von F. des Schwarzen Meers sowie an der Zweigbahn Dschankoj-F. (eröffnet 14. Aug. 1892) der Linie Losowaja-Sewastopol, mit geräumigem, nur nach O. nicht geschütztem Hafen, einem viel besuchten Seebad und Dampfschiffahrtverbindung mit Jalta und Kertsch. F. ist schön gebaut und hat (1886) 13499 E., in Garnison das 52. Infanterieregiment «Großfürst Cyrillus Wladimirowitsch», alte Bauten aus der Zeit der Genuesen, neun christl. Kirchen, eine talmudische und eine karaimische Synagoge, vier Moscheen, ein Knaben-, ein Mädchengymnasium, ein Lehrerseminar und andere Schulen; Altertumsmuseum, Sammlung von Gemälden des in F. geborenen und dort wohnenden Marinemalers Ajwasowskij, Städtische Bank; Acker- und Gartenbau, Fisch-und Austernfang, Ausfuhr von Getreide und Wolle.
F. ist die russ. Form des altgriech. Theodosia oder Theudosia, im Altertum einer berühmten Handelsstadt und milesischen Kolonie, die an der Stelle des heutigen F. lag und Griechenland besonders mit Getreide versah. Sie wurde im 2. Jahrh. n. Chr. zerstört und an ihre Stelle trat das ältere Capha, in dessen Nähe erst 1266 das neuere Capha oder Cassa der Genuesen errichtet wurde. Letzteres hob sich bald zu einem bedeutenden Handelsplatz (bis 150000 E.), wurde stark befestigt und 1318 der Sitz eines röm.-kath. Bischofs. 1475 ward es von den Türken erobert. Unter der nachfolgenden Tatarenherrschaft war es ein bekannter Sklavenmarkt, wo mitunter gegen 30000 Sklaven ausgeboten wurden. 1771 ward es von den Russen erobert und blieb in deren Besitz seit 1774. Zur Hebung des Verkehrs wurde F. 1798 auf 30 Jahre zum Freihafen erklärt, doch wirkte hinderlich die Eröffnung eines neuen Marktes in Odessa, die Verbindung Sewastopols mit dem russ. Eisenbahnnetz und die Auswanderung der Tataren in die Türkei.
Feodum, ein mittellat. Wort, aus welchem später Feudum, das Lehn (s. Lehnswesen), gebildet wurde. Die Abstammung des Wortes steht nicht bestimmt fest. Nach einigen ist es althochdeutschen Ursprungs: Fe-od; die Silbe od (òt) würde wie in Allod (s. d.) das Eigentum, den Besitz, bezeichnen, während die erste Silbe nach einigen von fides, die Treue, oder von foedus, der Bund, nach andern von foeden, d. h. ernähren, oder von Feo, d. h. der Lohn, abzuleiten wäre. Nach noch andern ist das Wort vom gotischen faíhu (Vermögen, Habe), althochdeutsch fihu, feo (Vieh, Gut) abzuleiten. Daraus ist die jurist. Bedeutung Lehn hervorgegangen. Der Gegensatz ist Allod.
Fér., bei naturwissenschaftlichen Namen Abkürzung für André Etienne Férussac (s. d.).
Féra, Fisch, s. Felchen.
Ferae (lat.), wilde Tiere, Raubtiere.
Feradsché, Kleidungsstück der türk. Frauen, wird außerhalb der Wohnung getragen und besteht