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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Feralien - Ferdinand II. (römisch-deutscher Kaiser)
aus einem den ganzen Körper von den Schnltern
bis anf die Knöchel einhüllenden Überwurf ans
Seide oder feinem Wollstoff, in Ägypten und Syrien
anch ans Baumwolle mit einem breiten Kragen, an
den sich oberhalb der den Hals und Kopf bedeckende
Schleier sIaschmak) anschließt. Neuerdings wird
statt des F. vielfach der Tscharschaf (s. d.) getragen.
Feralien, der letzte und .haupttag der äi68
pai-6ntai68, an welchen im alten Nom vom 13. bis
21. Febr., dem letzten Monat des vorcäsarischen
Jahres, die gemeinsame Totenfeier begangen wnrde.
An den F. wurden den Toten auf ihre Gräber Speisen
und sonstige Gaben gebracht; nur den unterirdischen
Göttern durfte an den F. geopfert werden.
Ferafala, Gewicht, s. Frasil. Mmmittel.
I'or Vra.v2.i3 (frz., spr. fähr brawäh), s. Ge-
Ferda (arab.), Nmhüllungstuch der Orientalen.
Ferdinand I., römisch-deutscher Kaiser
(1556-64), geb. 10. März 1503 zu Älcala-de-He-
nares in Spanien, war der Sohn König Philipps I.
von Spanien und der Bruder Karls V. In seinem
Geburtsland erzogen, schien er sich ganz znm Spa-
nier herausbilden zu sollen, als ihn der Wille Karls
21. April 1521 in den Besitz der Habsburg. Haus-
macht in Deutschland setzte, wozu noch durch F.s Ehe
mit Anna von Ungarn (Mai 1521) die Aussicht auf
dies Land und die böhm. Krone kam. Am 7. Febr.
1522 übertrug der Kaiser ihm die gefamten ober- und
niederösterr. Länder und das Herzogtum Württem-
berg, das 1519 dem Herzog Ulrich entrissen und von
Habsburg erworben war. Ebenso ehrgeizig und ein
ebenso eifriger Gegner der Reformation wie fein
Bruder, den er eine Zeit lang als Statthalter im
Reich vertrat, fetzte er nach dem Untergang feines
Schwagers Ludwig von Ungarn bei Mohacs (Aug.
1526) seine Wahl zum König von Böhmen (22. Okt.
1526) und von Ungarn (16.'Dez. 1526) durch; hier
behauptete sich freilich der von der nationalen Partei
erhobene Gegenkömg Johann Zäpolya, und Sultan
Suleiman 11., der diefen begünstigte, trug seine
Waffen 1529 bis vor Wien, 1532 und 1541 bis an
die Grenze der deutfch-österr. Lande. Nach Zäpolyas
Tode (1540) war dessen Witwe Isabella bestrebt,
ihrem Sohne das väterliche Erbe zu retten. Im Reich
verlor F. das Herzogtum Württemberg, als Land-
graf Philipp von Hessen 1534 den verjagten Herzog
Ulrich mit Gewalt zurückführte. Im Jan. 1531
wurde F. in Aachen zum röm. König gewählt, aber
fchon seine Stellung als österr. Herrscher brachte
ihn mehr und mehr in einen Gegensatz zu den:
kaiserl. Bruder, bis nach dem Schmaltaldischen Krieg,
an dem er eifrig teilnahm, die Absicht Karls V.,
die weitere Nachfolge im Reich dem eigenen Sohne
Philipp zu verschaffen, eine tiefgehende Entfremdung
zwischen der span. und der österr. Linie des Hauses
Habsburg hervorrief. F., der schon früher mehr als
einmal zwischen dem Kaiser und den Protestanten
vermittelt hatte, trug wesentlich zu dem Zustande-
kommen des Passauer Vertrags von 1552 und des
Religionsfriedens von 1555 bei. Biegsamer als der
Bruder, der ihm 1556 auch formell die Regierung
in Deutschland überließ, als dessen Nachfolger im
Kaisertum er aber erst im März 1558 zu Frankfurt
gekrönt wurde, fand er sich trotz eines Glaubens-
eifers, der ihn in seinen Erblanden zur baldigen
Unterdrückung des Protestantismus führte, in die
Unmöglichkeit, die neue Lehre in Dentfchland wieder
auszurotten, und hielt bis zu seinem Ende, obwohl
unter Begünstigung der vordringenden kath. Restau-
ration, am Neligionsfrieden fest. Seiner kaiserl.
Würde wurde die päpstl. Anerkennung von Paul IV.
versagt und erst von Pins IV. erteilt. Auf dem
Tridentinischen Konzil forderte er, fönst im engsten
Einverständnis mit Philipp II. von Spanien, Auf-
hebung des Cölibatzwanges und Freigabe des Laven-
kelches für Deutfchland und erlangte wenigstens die
päpstl. Zusage künftiger Bewilligung diefer Kon-
zessionen für Osterreich und Bayern. Es war ent-
scheidend sür die Zukunft des deutschen Katholicis-
mus, daß es F. gelang, seinen Sohn Maximilian
durch Drohungen und Lockungen vom Anschluß an
die neue Lehre zurückzuhalten; darauf hin setzte er
die Wahl desselben zu seinem Nachfolger im Reich
Nov. 1562 durch. Den Jesuiten hatte F. schon 1551
ein Kolleg in Wien eröffnet. Er starb 25. Juli 1564
in Wien. Seine Gemahlin, die ihm 15 Kinder
schenkte, war ihm 1547 im Tode vorangegangen. -
Vgl. von Vucholtz, Geschichte der Regierung F.s I.
(9 Bde., Wien 1831-38); Rosenthal, Die Vehörden-
organisation Kaiser F.s 1. (ebd. 1887); Saftien, Die
Verhandlungen Kaifer F.s I. und Papst Pins' IV.
über den Laienkelch und die Einführung desselben
in Österreich (Gott. 1890); Huber, Die Verhand-
lungen F.s I. mit Isabella von Siebenbürgen 1551
-55 (Wien 1891).
Ferdinand II., römisch-deutscher Kaiser
(1619 - 37), Sohn von Kaiser Maximilians II.
jüngerm Bruder Karl, der Steiermark, Kärnten und
Kram erhalten hatte, geb. 9. Juli 1578 zu Graz. Seine
Mutter, Marie von Bayern, und seine zeMtifchen
Erzieher zu Ingolstadt erfüllten ihn mit dem glühend-
sten Haffe gegen den Protestantismus. In seinen
Erbländern führte er die fchärfste kath. Reaktion
gegen den eingedrungenen Protestantismus ein und
ebenso in Böhmen, als er noch bei Matthias' Leb-
zeiten seine Ernennung zum König von Böhmen
(1617) und Ungarn (1618) durchgesetzt hatte. Hier
aber kam es zu der Erhebung der prot. Stände, die
den 1619 auch zum röm. König gewählten F. für
abgefetzt erklärten und an feiner Statt den Kur-
fürsten Friedrich V. von der Pfalz zum Konig von
Böhmen erhoben. F., von Spanien, der deutschen
kath. Liga unter Maximilian von Bayern und vom
prot. Kurfürsten von Sachsen unterstützt, besiegte
in der Schlacht am Weihen Berge bei Prag 1620
die Böhmen nnter Friedrich vollständig. Hier wie
in Öfterreich wurden die Aufständischen auf das här-
teste bestraft, der Protestantismus binnen wenigen
Jahren vollständig ausgerottet. Aus eigener Macht-
vollkommenheit übertrug F. die ebenfalls befetzte
Oberpfalz und die pfälz.Kurwürde auf Maximilian
von Bayern und wußte die anfangs widerstrebenden
Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg zur Nach-
giebigkeit zu bringen. Der Krieg (s. Dreißigjähriger
Krieg) verpflanzte sich durch Tillys Züge weiter
nach Norden in den niedersächs. Kreis, wo nun in
Christian IV. von Dänemark ein Bundesgenosse der
Protestanten erstand. Auf die wachfende Macht der
Habsburger eiferfüchtig, mischten sich jetzt auch Frank-
reich , England und die Niederlande in den Kampf.
Vor dieser Koalition schien F. erliegen zu müssen,
als ihm in Wallenstein ein Retter erfchien, der
1625 die Vollmacht zur Aufstellung eines eigenen
kaiferl. Heers neben dem der Liga erhielt und mit
diesem die Gegner mehrfach glänzend schlug. Als
er aber an der Ostsee erschien und durch die Erobe-
rung der Küstenplätze eine kaiserl. Meeresherrschaft
begründen wollte, scheiterte sein Plan an dem Wider-