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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Feredsche; Feredschik; Ferenghi; Ferentarii; Ferentina; Ferentino; Ferentinum; Feretrius; Ferghaná; Ferguson

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Feredsche - Ferguson.

Departement Marne, Arrondissement Epernay, in einförmiger Ebene (der sogen. Champagne pouilleuse), an der Eisenbahn von Troyes nach Epernay, mit Gerberei, Getreidehandel und (1876) 1940 Einw. F. ist berühmt durch das Doppeltreffen 25. März 1814, in welchem die in drei Kolonnen auf Paris vorrückenden verbündeten Heere nur mit ihrer Reiterei die Infanteriekorps der Marschälle Marmont und Mortier unter sehr bedeutenden Verlusten zurückwarfen und eine unter den Generalen Amey und Pachod detachierte Kolonne von 5000 Mann gefangen nahmen. -

3) La F. en Tardenois (spr. ang tard'noa), Ortschaft im franz. Departement Aisne, Arrondissement Château-Thierry, am Ourcq, mit Ruinen eines Schlosses aus dem 13. Jahrh., Kammgarnspinnerei, Wirkerei, Handel mit Wein, Holz etc. und (1876) 2068 Einw.

Feredsche (Feradje, arab.), langes Oberkleid der türkischen Frauen und Mädchen, das nur auf der Gasse getragen wird, um den Wuchs zu verbergen.

Feredschik (Fere), Stadt im türk. Wilajet Edirne, unweit des rechten Ufers der Maritza, 25 km von ihrer Mündung auf zwei Hügeln gelegen, mit 4000 Einw. In der Nähe Thermen.

Ferenghi (Frengh, türk., "Franke"), bei den Orientalen der Name der Europäer; ihr Land Ferengistan (Frengistan). Der Name stammt aus den Zeiten der Kreuzzüge, wo die Franzosen die Mehrzahl in den Kreuzheeren bildeten.

Ferentarii (lat.), eine Art leichtbewaffneter Truppen im Heer der alten Römer.

Ferentina, eine alte Quell- und Bundesgöttin der Latiner, hatte bei Ferentinum, im Lande der Herniker, einen Hain mit heiliger Quelle, wo zeitweise die latinischen Bundesversammlungen gehalten wurden.

Ferentino, Stadt in der ital. Provinz Rom, Kreis Frosinone, an der Eisenbahn Rom-Neapel, Sitz eines Bischofs, mit antiken Bauresten (Kyklopenmauern u. a.), Seminar und Gymnasium und (1881) 7679 Einw., die Getreide-, Wein- und Olivenbau treiben. Es ist das alte Ferentinum, eine Stadt der Herniker, die im zweiten Punischen Krieg zerstört und dann von den Römern kolonisiert wurde.

Ferentinum, 1) im Altertum Stadt im südlichen Etrurien, Geburtsort des römischen Kaisers Otho und im Besitz eines berühmten Fortunatempels, wurde später Bischofsitz, im 12. Jahrh. aber von den Bewohnern Viterbos zerstört; jetzt Ferento in der Nähe von Viterbo, mit Resten der Stadtmauern und Thore und besonders eines großen Theaters. -

2) Stadt der Herniker in Latium, s. Ferentino.

Feretrius, Beiname Jupiters, weil die vom römischen Feldherrn erbeutete Waffenrüstung des feindlichen Feldherrn (spolia opima) beim Triumph auf einer besondern Trage (feretrum) aufs Kapitol getragen wurde, wo der Gott unter diesem Namen einen Tempel hatte. Derselbe war der Sage nach von Romulus erbaut worden, läßt sich historisch seit 437 v. Chr. nachweisen und wurde durch Augustus wiederhergestellt.

Ferghaná, die südöstlichste Provinz des russ. Generalgouvernements Turkistan, im S. an Kaschgarien, das Pamirplateau und Bochara stoßend, im übrigen von den Provinzen Serafschan, Sir Darja und Semiretschinsk umschlossen, 73,113 qkm (134,6 QM.) groß. Den Süden durchziehen der Alai Tagh und die Transalai-Kette, den Norden das Tschotkalgebirge; vier Fünftel sind Gebirgsland, die Mitte nimmt das breite Thal des Sir Darja ein, welcher die Provinz von NO. nach SW. durchzieht. Ganz im S. liegt in einer Höhe von 4260 m der Gebirgssee Karakul. Das bebaute Land nimmt 9, das Weideland 45, die Wüste 46 Proz. der Oberfläche ein. Die Gebirge sind reich an Eisen, Blei, Steinkohlen, Silber, Schwefel, Naphtha, Türkisen, Amethysten u. a. In der Ebene baut man Getreide, Reis, Baumwolle, Wein, alle Arten Fruchtbäume; auf den Maulbeerbäumen zieht man die sehr wertvollen zentralasiatischen Seidenraupen. Der Viehstand beträgt (1880) 38,294 Kamele, 213,760 Pferde, 220,717 Rinder und 1,260,138 Schafe im Gesamtwert von 25,6 Mill. Mk. In der Stadt Namangan befinden sich viele Baumwollfabriken. Hauptstadt der Provinz und Sitz des Gouverneurs ist Chokand, südlich vom Sir Darja, mit einem weitläufigen Palast, dem größten Zentralasiens, früher Residenz der Chane, jetzt des Generalgouverneurs, Militärhospital, Gefängnis und 60,000 Einw., die etwas Industrie (Kupferschmiede, Juweliere) und einigen Handel treiben. 1872 betrug die Einfuhr 1,028,520, die Ausfuhr 1,296,880 Mk. Über die Geschichte der Provinz F. und ihre Eroberung durch die Russen s. Chokand.

Ferguson (spr. förgössen), 1) William Gouw., Maler der holländischen Schule, soll aus Schottland stammen, bildete sich aber in Holland und auf Reisen in Frankreich und Italien zu einem Stilllebenmaler aus. Datierte Gemälde von ihm kommen bis 1695 vor. Sein Kolorit ist glänzend und saftig, seine Modellierung von plastischer Kraft. Ein aufgehängtes totes Rebhuhn befindet sich im Berliner Museum.

2) James, engl. Mechaniker und Astronom, geb. 1710 zu Keith in der schottischen Grafschaft Banff, anfangs Schäfer, dann Porträtmaler, widmete sich später wissenschaftlichen Studien und lebte seit 1743 in London, wo er naturwissenschaftliche Vorlesungen hielt. Er starb 16. Nov. 1776 in Edinburg. Seine Hauptwerke sind: "Astronomy explained upon Sir Isaac Newton's principles" (Lond. 1756; neue Ausg. von Brewster, das. 1811, 2 Bde.; deutsch von Kirchhoff, Berl. 1783 u. 1785); "Lectures on subjects in mechanics, hydrostatics, pneumatics and optics" (Lond. 1760 u. öfter); "Select mechanical exercises" (mit Selbstbiographie, das. 1773).

3) Adam, engl. Geschichtsforscher und Moralphilosoph, geb. 20. Juni 1723 zu Logierait in der schottischen Grafschaft Perth, studierte seit 1739 zu St. Andrews und Edinburg Naturwissenschaften, Moralphilosophie, Staatswissenschaften, später auch Theologie. Nachdem er im Kriege gegen Frankreich von 1744 bis 1748 Feldprediger eines schottischen Regiments gewesen, ward er 1757 Erzieher der Söhne des Lords Bute, 1759 Professor der Physik und 1764 Professor der Moralphilosophie an der Universität zu Edinburg. 1773 und 1774 bereiste er als Führer des jungen Lords Chesterfield das Festland, und 1778 begleitete er als Sekretär die zum Behuf von Unterhandlungen nach Amerika gesendeten fünf Kommissare. Nachdem er 1784 seine Professur aufgegeben, besuchte er zur Vervollständigung seines Werkes über die römische Republik Italien, wählte nach seiner Rückkehr St. Andrews zum Aufenthalt und starb daselbst 22. Febr. 1816. Seinem "Essay on the history of civil society" (Lond. 1767; deutsch von Jünger, Leipz. 1768), der seinen Ruf begründete, folgten: "Institutes of moral philosophy" (Lond. 1769; deutsch von Garve, Leipz. 1772); "Observations on civil and political liberty" (Lond. 1776); "History of the progress and termination of the Roman republic" (das. 1805, 5 Bde., u. öfter; deutsch von Beck, Leipz. 1784-86, 3 Bde.); "Principles of moral and political science"