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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Fersenbein; Ferstel; Ferté; Fertigung; Fertigzünder; Fertil; Fertit; Fertö-Tava; Ferula; Ferula (Bischofsstab)

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Fersenbein – Ferula

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Fersen'

marterte. Die nachher eingeleitete Untersuchung ergab die Unschuld F.s und seiner Familie. Über seine Beziehungen zum franz. Hofe berichtet das von Klinckowström veröffentlichte Memoirenwerk «Le Comte de F. et la cour de France» (2 Bde., Par. 1877–78)

Fersenbein, s. Ferse.

Ferstel, Heinrich, Freiherr von, Baumeister, geb. 7. Juli 1828 in Wien, widmete sich an der Akademie unter van der Nüll, Siccardsburg und Rösner der Architektur und trat 1851 in das Atelier seines Onkels Stache. Zu seiner künstlerischen Ausbildung besuchte F. sodann Deutschland, Belgien, Holland und England. Bei der Konkurrenz für die Wiener Votivkirche (1855) als Sieger hervorgegangen, kehrte er von Italien zurück, um die Ausführung zu leiten (1850–79). Auch seine Konkurrenzarbeiten für den Bau des Bankgebäudes wurde angenommen und wenige Tage nach der Grundsteinlegung der Votivkirche auch dieser Bau begonnen. Die Stadterweiterung gab Anlaß zu der in Gemeinschaft mit Eitelberger 1859 verfaßten Broschüre «Das bürgerliche Wohnhaus und das Wiener Zinshaus» (Wien). 1860–64 entstand eine Reihe von Wohnhäusern und Villenbauten in Brünn und Wien, darunter auch das Palais des Erzherzogs Ludwig Victor im Renaissancestil, die Kirchen in Brünn und Schönau bei Teplitz. F. ward 1864 Mitglied des Kuratoriums des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie und 1866 ord. Professor der Baukunst am Polytechnischen Institut in Wien. Seitdem entstanden die Bauten des k. k. österr. Museums, einer Villa des Erzherzogs Karl Ludwig in Reichenau bei Wien, der prächtige Bau der Universität in Wien 1871–84, das Winterpalais des Erzherzogs Ludwig Victor zu Klesheim bei Salzburg 1880–82, der Gartenpalast des Fürsten Johann Liechtenstein in der Rossau in Wien, 1880–83 das Palais des Österreichisch-Ungarischen Lloyds. F. wurde 1879 vom Kaiser von Österreich in den Freiherrenstand erhoben und bekleidete den Rang eines Oberbaurats. Er starb 14. Juli 1883 in Grinzing bei Wien.

Ferté, La (lat. Firmitas, das deutsche «Burg»), Name von 24 Orten in Frankreich; darunter: 1) La Ferté-Bernard (spr. -nahr), Hauptort des Kantons La F. (168,17 qkm, 13 Gemeinden, 12371 E.) im Arrondissement Mamers des Depart. Sarthe, an der Linie Paris-Brest der Westbahn, hat (1891) 5168, als Gemeinde 5239 E., eine sehr schöne, reich ausgestattete Kirche Notre-Dame-des-Marais, ein in ein altes Festungsthor eingebautes Stadthaus; Leinwandindustrie, Sägemühlen, Vieh-und Getreidehandel. –

2) La Ferté-Macé (spr.-ßeh), Hauptort des Kantons La F. (140,35 qkm, 9 Gemeinden, 15133 E.) im Arrondissement Domfront des Depart. Orne, an der Linie Couterno-Briouze der Westbahn, hat (1891) 7959, als Gemeinde 8121 E., Gewerbekammer, Friedensgericht; Fabrikation von Zwillich und Buchsbaumarbeiten, Brennerei, Färberei sowie ansehnlichen Handel. –

3) La Ferté-Milon (spr. -lóng), Flecken im Kanton Neuilly-St. Front, Arrondissement Château-Thierry des Depart. Aisne, am Ourcq, an den Linien Compiègne-Villers-Cotterets-La F.-Milon (49 km) der Nordbahn und Château-Thierry-La F.-Milon (49 km) der Ostbahn, hat (1891) 1592 E. und Reste eines Schlosses (Wall und Türme), ist Geburtsort von Racine (1639), dem eine Statue von David d'Angers errichtet ist. –

4) La Ferté-sous-Jouarre(spr. ßu schŭahr), Hauptort des Kantons La F. (209,58 qkm, 19 Gemeinden, 14885 E.) im Arrondissement Meaux des Depart. Seine-et-Marne, an der Mündung des Morin in die Marne, an der Linie Paris-Chalons-sur-Marne und an der anschließenden Nebenlinie La F.-sous-Jouarre-Montmirail (45 km) der Ostbahn, hat (1891) 4610, als Gemeinde 4070 E., Steinbrüche und Mühlsteinbearbeitung. Hier wurde 9. Febr. 1814 Macdonald von der russ. Vorhut geschlagen.

Fertigung, die symbolische Übergabe vor Gericht (Investitur) ohne den bei der Auflassung üblichen Verzicht. Mittels F., welcher richterliches Aufgebot und richterliche Friedenswirkung folgten, wurde im Mittelalter die Leibzucht, die Satzung (das deutsche Pfandrecht), die Leihe zu Zinsrecht begründet. So erfolgte die Belehnung. – In Österreich bedeutet F. die Namensunterschrift.

Fertigzünder, ein Geschoßzünder, namentlich für Feldartillerie, der bereits während des Transports sich fertig zum Schießen im Geschoß befindet; das Ideal aller Zünderkonstruktionen. Doch scheuen sich immer noch einige Artillerien (Deutschland, England, Rußland) wegen der immerhin selbst bei der besten Konstruktion vorhandenen Möglichkeit, daß ein Scharfwerden des Zünders schon beim Transport eintritt, von F. Gebrauch zu machen. Diese Gefahr ist bei liegender Verpackung der Munition erheblich geringer als bei stehender.

Fertīl (lat.), fruchtbar; fertilisieren, fruchtbar machen; Fertilität, Fruchtbarkeit.

Fertit, Dar Fertit oder Kredj (Kredsch), Land in Innerafrika, im S. von Darfur und im N. von den Niam-Niam, eine fast unbewohnte Wildnis. Schon seit langer Zeit haben die Sklavenhändler (Dschellabahs) dieses Gebiet südlich vom Bahr el-Arab heimgesucht; einige derselben haben sich darin festgesetzt und ausgedehnte befestigte Niederlassungen, sog. Dem oder Seriba (Städte), als Depots für ihre schwarze Ware gegründet. Allmählich schlossen sich ihnen die Elfenbeinjäger mit ihren bewaffneten Banden an, und damit wurden die vereinigten Seribas die Marktplätze des Sudan. Schweinfurth, der das Land 1870–71 als erster Europäer durchreiste, hat im F. fünf solcher Handelsplätze kennen gelernt, deren wichtigster, Dem Siber, nach der Eroberung durch Gessi Bay (1878) zur Hauptstadt der ägypt. Provinz Bahr el-Ghasal erhoben wurde. In ethnogr. Beziehung bietet F. ein wunderliches Völkergemisch: neben den Bongo finden sich Golo und Ssere, gruppenweise verteilt sind die Kredj, entschieden die häßlichsten von allen; außerdem trifft man Togoi, Schir und Manga. – F. nennt man im Sudan auch den Guineawurm, wahrscheinlich weil jene Negerstämme besonders dieser Plage ausgesetzt sind.

Fertö-Tava, ungar. Name des Neusiedlersees.

Ferŭla, lat. Bezeichnung des Bischofsstabs (s. d.).

Ferŭla L., Ruten- oder Steckenkraut, Pflanzengattung aus der Familie der Umbelliferen (s. d.) mit gegen 60 Arten in den Mittelmeerländern. Es sind stattliche Stauden, die mit ihren vielfach zusammengesetzten oder drei- bis vierfachspaltigen Blättern oft mächtige Büsche bilden, über denen sich 2–3 m hohe Stengel mit großen Dolden gelber Blüten erheben. Mehrere Arten werden einzeln oder gruppenweise auf den Gartenrasen gepflanzt, wo sie längere Jahre dauern, namentlich das in Südeuropa einheimische F. communis L.; die Stengel wurden von den Alten zur Züchtigung der

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 697.