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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Florez; Florez Estrada; Florfliege; Floriacenser; Florian

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Florez - Florian.

folgt. Zuletzt sterben auch beide, 100 Jahre alt, zu derselben Stunde. Das Liebespaar gehörte neben Äneas und Dido und Tristan und Isolde zu den berühmtesten Liebespaaren der Ritterzeit. Handschriften des deutschen Gedichts befinden sich in Berlin und Heidelberg; herausgegeben wurde es von Sommer (Quedlinb. 1846). Die französische Quelle veröffentlichen Imm. Bekker (Berl. 1844) und, mit einer andern französischen Dichtung gleichen Inhalts, E. du Méril (Par. 1856). Eine niederdeutsche Bearbeitung steht in Bruns "Gedichten in altplattdeutscher Sprache" (Berl. 1798) und in den "Niederdeutschen Denkmälern" (hrsg. von Wätzoldt, Brem. 1881 ff.), eine mittelniederländische von Diederic von Assenede in Hoffmanns von Fallersleben "Horae belgicae" (Bd. 3). Neuere Bearbeitungen gaben S. v. Knorring, geborne Tieck (Berl. 1822), Rückert etc. Boccaccio legte die Sage seinem Roman "Il filocolo o filocopo" zu Grunde, wodurch sie in Italien große Verbreitung fand. Auch ins Englische (hrsg. von Hausknecht, Berl. 1885), Nordische (Isländische, Dänische, Schwedische), Böhmische und Neugriechische ging der Stoff über. Vgl. Sundmacher, Die altfranzösische und mittelhochdeutsche Bearbeitung der Sage von Flore und Blanscheflur (Götting. 1872); Herzog, Die beiden Sagenkreise von Flore und Blanscheflur (Leipz. 1884).

Florez, Henrique, span. Geschichts- und Altertumsforscher, geb. 14. Febr. 1701 zu Valladolid, trat 1715 in den Augustinerorden und ward später Professor der Theologie an der Universität von Alcala; starb 20. Aug. 1773 in Madrid. Nachdem er 1732-1738 einen vollständigen Kursus der Theologie in fünf Quartbänden herausgegeben hatte, wendete er sich fast ausschließlich dem Studium der spanischen Kirchen- und Profangeschichte und der historischen Hilfswissenschaften, namentlich der Numismatik, zu; seine "Clave historial" (Madr. 1743; neueste Aufl., das. 1817) war eigentlich nur die Vorarbeit zu seinem Hauptwerk: "España sagrada, teatro geografico historico de la iglesia de España" (das. 1747-73, 29 Bde.), das von Fr. Manuel Risco, Fernandez, Merino, Banal u. a. bis auf die Gegenwart fortgesetzt wurde, ein für die spanische Ortsgeschichte sehr wertvolles Werk. F. schrieb ferner: "Medallas de las colonias, municipios y pueblos antiguos de España" (Madr. 1757-58, 2 Bde.); "Memorias de las reynas católicas" (3. Aufl., das. 1790, 2 Bde.); "La Cantabria" (das. 1768). Vgl. Mendez, Noticia de la vida y escritos de H. F. (Madr. 1780).

Florez Estrada, Don Alvaro, span. Nationalökonom, geb. 1769 zu Pola de Somiedo in Asturien, studierte Rechtswissenschaft und ward 1808 Generalprokurator der Provinz Asturien. Von glühendem Patriotismus beseelt, wagte er zuerst gegen Napoleon I. aufzutreten. Später spielte er eine große Rolle in der Politik und wurde zum lebenslänglichen Deputierten und Senator erwählt. Freimütig verteidigte er auch die Nationalrechte gegen den zurückgekehrten König Ferdinand VII. in seiner "Representacion á Fernando VII.", welches Werk fast in alle europäischen Sprachen übersetzt wurde. Während der Reaktion von 1820 redigierte er das zu Cadiz erscheinende Oppositionsblatt "El tribuno del pueblo". Im J. 1823 mußte er nach Frankreich auswandern, wo er aus seinem berühmten Werk "Curso de economia politica" (5. Aufl. 1843; franz., Par. 1833, 3 Bde.) einen Auszug unter dem Titel: "Elementos de economia politica" (Madr. 1841) veröffentlichte. F. starb 1853.

Florfliege (Blattlauslöwe oder Blattlausfliege, Goldauge, Chrysopa Leach), Insektengattung aus der Ordnung der Netzflügler, der Zunft der Plattflügler (Planipennia) und der Familie der Florfliegen (Hemerobidae), kleine, den Ameisenlöwen nahestehende Insekten mit fadenförmigen, nicht geknopften Fühlern, goldig glänzenden Augen, zarten, in Regenbogenfarben spielenden Flügeln und ziemlich kurzen, dicken Füßen. Die länglich-elliptischen Larven haben sichelförmig gebogene Saugzangen, lange Fühler und Taster und seitliche, langbehaarte Warzen. Die gemeine F. (C. perla L., s. Tafel "Netzflügler"), 9 mm lang, hell spangrün mit grün geäderten Flügeln, an Kopf, Fühlern und einer Mittelbinde des Thorax gelb, fliegt häufig in Deutschland und entwickelt bei der Berührung einen penetranten widerlichen Geruch. Sie findet sich in ganz Europa und Südafrika. Sie heftet ihre Eier auf langen, fadenförmigen Stielen auf Blätter, welche von Blattläusen bewohnt sind. Die bald auskriechende, schmutzig gelbe, violettblau gefleckte Larve lebt von letztern und spinnt an einem Blatt oder zwischen Kiefernadeln einen Kokon, in welchem sie sich verpuppt. In einem Jahr erscheinen mehrere Generationen, die letzte überwintert als Fliege.

Floriacenser (Orden von Flore, Florenser, Florienser), Mönchsorden in Kalabrien, gestiftet von dem Cistercienserabt Johann Joachim (s. Evangelium, ewiges), nachdem derselbe 1183 sein Kloster in Corace verlassen und sich mit mehreren Freunden nach Floris zurückgezogen hatte. Dem hier gegründeten Kloster schlossen sich bald andre an, worauf Cölestin III. 1196 die sehr strenge Ordensregel bestätigte. Später entartet, wurden die meisten F. 1505 andern Orden einverleibt. Die ebenfalls von Johann Joachim gestifteten Floriacenserinnen teilten das Schicksal des männlichen Ordens.

Florian, der heilige, s. Florianus 2).

Florian (spr. -āng), Jean Pierre Claris, genannt Chevalier de, franz. Dichter, geb. 6. März 1755 im Schloß Florian unweit Sauve (Gard), kam in seinem zehnten Jahr mit seinem Onkel, einem Verwandten Voltaires, nach Ferney und gefiel dem Philosophen durch seine klugen Antworten und sein lebhaftes Temperament in hohem Grad. Nach Paris zurückgekehrt, trat er bald als Page in die Dienste des Herzogs von Penthièvre, der ihn zum Dragonerkapitän machte und seiner Person als "Chevalier de F." attachierte. Er lebte nun teils in Paris, teils auf den Schlössern des Herzogs als Mittelpunkt einer angeregten, geistreichen Geselligkeit, wurde 1788 in die Akademie aufgenommen und genoß ein Leben ungetrübten Glücks. Als er aber 1793 in Sceaux, wohin er sich aus Paris geflüchtet hatte, verhaftet wurde, starb er wenige Tage nach seiner Befreiung, 13. Sept. 1794; seine zarte, nur für das Glück bestimmte Natur hatte die Leiden der Gefangenschaft und den herben Schicksalswechsel nicht zu ertragen vermocht. Schon 1779 debütierte er mit kleinen Theaterstücken, wohl seinen liebenswürdigsten und wahrsten Schöpfungen, von denen wir als die besten nennen: "Les deux billets", "Le bon ménage", "La bonne mère"; es sind tolle Possenspiele im hergebrachten Genre, nur daß dem Harlekin eine gute Dosis Sentimentalität beigemischt ist. Seine poetische Epistel "Voltaire et le serf du mont Jura" wurde 1782 gekrönt, seine Ekloge "Ruth" erhielt 1783 einen Preis, aber seinen Ruhm begründete er mit den Schäfergedichten: "Galatée" (1783) und "Estelle" (1787), die dem Geschmack der Zeit, welche für Geßner schwärmte, vorzüg-^[folgende Seite]