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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Folaterie; Foldenfjord; Folembray; Folengo; Foley; Folge; Folgsamkeit; Folia; Foliánt; Folie

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Folaterie - Folie.

Folaterie (franz.), Mutwille, Schäkerei.

Foldenfjord, ein tief einschneidender Meerbusen in der Westküste von Norwegen, südlich von den Vigteninseln im Stifte Drontheim, ist in zwei Arme geteilt: Nord- und Sörfolden, beide von Gebirgen umgeben und nur von wenigen Menschen umwohnt.

Folembray (spr. -langbrä), Dorf im franz. Departement Aisne, Arrondissement Laon, am Saum des Waldes von Coucy und an der Nordbahn, mit einer der bedeutendsten Glasfabriken Frankreichs und (1876) 1475 Einw.

Folengo, Teofilo, ital. Dichter, bekannter unter dem selbstgewählten Namen Merlino Coccajo, geb. 8. Nov. 1491, trat nach beendeten Studien zu Brescia in den Benediktinerorden, verließ jedoch aus Hang zur Ungebundenheit und sinnlichen Genüssen 1515 das Kloster und führte jahrelang ein abenteuerndes Leben. Durch die Not gezwungen, in seinen Orden zurückzukehren, bewohnte er verschiedene neapolitanische und sizilische Klöster und starb 9. Dez. 1554 im Kloster Santa Croce di Campese bei Bassano. F. ist, wenn auch nicht der Erfinder der sogen. makkaronischen Poesie (s. d.), doch derjenige, welcher dieselbe zuerst mit Glück behandelt hat. Sein "Opus Merlini Coccaji, poetae mantuani, maccaronicum" erschien zuerst Venedig 1517 und enthält verschiedene burleske Gedichte in dieser Manier, darunter die komischen Heldengedichte: "Baldus" und "Moscaea" ("Mückenkrieg"), beide voll von häufig cynischer, aber origineller Laune, unter welcher sich auch nicht selten der Ernst verbirgt. Rabelais hat ihm manches entlehnt. Unter dem Namen Limerno Pitocco schrieb er in italienischer Sprache das satirische Epos "Orlandino" (Vened. 1526 u. öfter, Lond. 1773), um die Rolandssage lächerlich zu machen, das "Chaos del tri per uno" (Vened. 1527), in welchem er in äußerst dunkler, bald makkaronischer, bald rein italienischer Sprache die Begebenheiten seines eignen Lebens erzählt, und die "Humanità del figliuol di Dio" (das. 1533). Einige geistliche Gedichte, welche er in seinen spätern Lebensjahren schrieb, um die Sünden seiner frühern abzubüßen, sind ohne Bedeutung. Seine makkaronischen Gedichte sind öfters gedruckt worden, am vollständigsten Amsterdam (Mantua) 1768-71, 2 Bde., und neuerlich herausgegeben von Portioli (Mail. 1884, 2 Bde.). Auch gibt es eine französische Übersetzung unter dem Titel: "Histoire macaronique de Merlin Coccaie" (Par. 1606 und 1859). Die "Moscaea" wurde einzeln herausgegeben Mailand 1817, in Deutschland von Fuchs (1580) und Genthe (Eisl. 1846). Vgl. Dalmestro, Elogio di Teofilo F. (Vened. 1808).

Foley (spr. föli), John Henry, engl. Bildhauer, geb. 24. Mai 1818 zu Dublin, bildete sich an der Dubliner Society of Art und seit 1834 an der Londoner Akademie. Seine Ino und Bacchus (1840) verschaffte ihm zuerst bedeutendern Ruf; vorzüglicher jedoch war sein Jüngling an einem Fluß (1844), eine schöne Verbindung antiker Grazie mit einem einfachen realistischen Motiv und naturwahrer Form. Er fertigte alsdann für die neuen Parlamentshäuser die Statuen von Hampden und Selden. Andre Werke waren: die Mutter (1851), Egeria und Caractacus im Mansion House. Seine besten Arbeiten gehören der Porträtskulptur an, so die kolossale Reiterstatue des Lords Hardinge in Kalkutta, die Statuen des Lords Clive in Shrewsbury, Outrams auf dem Waterlooplatz in London, des Lord Herbert am Kriegsministerium daselbst, des Prinzen Albert im Hydepark u. a. Er starb 27. Aug. 1874 in London.

Folge, in der Logik dasjenige Verhältnis der Gedanken, Urteile und Sätze untereinander, welches vollständiger durch Grund und F. (ratio et consecutio) bezeichnet wird. Wenn nämlich ein Gedanke den andern in Ansehung seiner Gültigkeit bestimmt, so heißt jener der Grund (s. d.), dieser die F.; z. B.: Wenn der Mond sein Licht nach seinem Stand gegen die Sonne wechselt (Grund), so muß er es von dieser empfangen (F.). Diese Art der Gedankenverbindung nennt man daher Folgerung; jedoch bezeichnet man mit diesem Ausdruck öfters auch das, was man aus dem Vorhergehenden ableitet oder folgert, also den Folgesatz, während dasjenige, welches den Grund enthält, der Grundsatz (insbesondere dann, wenn es selbst nicht mehr aus einem andern gefolgert, sondern unmittelbar einleuchtend ist) heißt. Folgerichtig heißt ein Gedanke oder eine ganze Gedankenreihe (Theorie, System), worin das als F. Gesetzte zu dem als Grund Gesetzten in einem solchen Verhältnis steht, daß ersteres wirklich aus dem letztern herfließt oder folgt. Ist dies nicht der Fall, oder widerspricht gar das eine dem andern, so heißt der Gedanke folgewidrig. Die Folgerichtigkeit heißt auch Konsequenz, die Folgewidrigkeit auch Inkonsequenz. Doch werden die letztern Ausdrücke auch auf dem praktisch-sittlichen Gebiet gebraucht, so daß ersterer Charakterfestigkeit, letzterer Charakterlosigkeit ausdrückt.

Folgsamkeit (Obsequium) unterscheidet sich von Gehorsam (s. d.) dadurch, daß sie Gebotenes freiwillig, während der letztere auch wider Willen befolgt.

Folia (lat., Mehrzahl von Folium), Blätter; F. Althaeae, Altheeblätter; F. Arctostaphyli, Bärentraubenblätter; F. Aurantii, Pomeranzenblätter; F. Belladonnae, Tollkirschen-, Belladonnablätter; F. Cardui benedicti, Kardobenediktenkraut; F. Digitalis, Fingerhutblätter; F. Farfarae, Huflattichblätter; F. Hyoscyami, Bilsenkraut; F. Juglandis, Walnußblätter; F. Laurocerasi, Kirschlorbeerblätter; F. Malvae, Malvenblätter; F. Melissae, Melissenblätter; F. Menthae crispae, Krauseminzblätter; F. Menthae piperitae, Pfefferminzblätter; F. Millefolii, Schafgarbe; F. Nicotianae, Tabaksblätter; F. Rosmarini, Roris marini, Rosmarin; F. Rutae, Rautenblätter; F. Salviae, Salbeiblätter; F. Sennae, Sennesblätter; F. Sennae spiritu extracta, mit Spiritus entharzte Sennesblätter; F. Stramonii, Stechapfelblätter; F. Toxicodendri, Giftsumachblätter; F. Trifolii, Fieberkleeblätter, Bitterklee, Dreiblatt, etc.

Foliánt, Buch in Folio (s. d.).

Folie (lat. Folium, "Blatt"), in dünne Blätter geschlagenes Metall, vorzugsweise Zinn, Blei, Kupfer, Tombak, Silber, Gold, daher Zinn-, Kupfer-, Goldfolie etc. Silberfolie, auf einer Seite vergoldet, heißt Goldfolie, gold- und silberplattierte Kupferfolie heißt unechte F. Die F. dient besonders, gefärbt oder ungefärbt, zum Unterlegen oder Belegen für durchsichtig farbige Gläser sowie für echte und unechte Edelsteine, indem sie die durch den durchsichtigen Körper fallenden Lichtstrahlen zurückwirft; die Zinnfolie hat die besondere Benennung Stanniol (s. d.). Spiegelfolie ist eine starke Sorte Stanniol. Zu manchen Zwecken kommt verzinnte Bleifolie vor, die aus zwei Zinnblättern, zwischen denen ein Bleiblatt liegt, dargestellt wird. Im übertragenen Sinn versteht man unter F. irgend einen Gegenstand, der einem andern gleichsam zur Unterlage dient, d. h. denselben hervorhebt, glänzender erscheinen läßt. So sagt man z. B., daß eine häßliche Person einer schönen als F. diene.