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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Fresnels Spiegelversuch - Freudenstadt.

setze der Doppelbrechung des Lichts in Kristallen und entdeckte mit Arago zusammen die Gesetze der Interferenz des polarisierten Lichts, welche die Grundlage der von F. dann gelieferten Erklärung der schönen Farbenerscheinungen bilden, die das polarisierte Licht bei dem Durchgang durch Kristallplatten zeigt. Durch seine geniale Konzeption der zirkularen Doppelbrechung lieferte F. die Erklärung der von Arago und Biot entdeckten Drehung der Polarisationsebene im Bergkristall, und es gelang ihm später, diese zirkulare Doppelbrechung experimentell nachzuweisen. Die praktische Optik bereicherte F. durch die Konstruktion der nach ihm benannten Leuchtturmlinsen, welche die weiteste Verbreitung gefunden haben. Eine Sammlung der Arbeiten erschien auf Kosten der französischen Regierung 1866-70 in 3 Bänden.

Fresnels Spiegelversuch. Dieser Versuch liefert den Beweis, daß Licht, zu Licht hinzugefügt, unter Umständen Dunkelheit hervorbringt, und daß sonach das Licht nicht ein Stoff sein kann, wie man früher der Emanationstheorie zufolge annahm, sondern nichts andres als eine Wellenbewegung ist, wie die gegenwärtig gültige Undulationstheorie verlangt. Von einem Lichtpunkt F (s. Figur), in welchem Sonnenlicht durch eine Linse gesammelt wird, fallen die Lichtstrahlen auf zwei Spiegel A B und B C aus Metall oder schwarzem Glas, welche unter einem sehr stumpfen Winkel zusammenstoßen. Von dem Spiegel AR werden die Strahlen so zurückgeworfen, als kämen sie von dem Punkt N, und von B C derart, als kämen sie von M. Betrachtet man nun die Punkte M und N als Ausgangspunkte zweier sich durchkreuzender Wellenzüge, deren Wellenberge in der Figur durch ausgezogene, deren Wellenthäler durch punktierte Kreisbogen angedeutet sind, so wird in den Punkten h und k, wo zwei Wellenberge, und in dem Punkt u, wo zwei Wellenthäler zusammentreffen, verstärkte Bewegung, in den Punkten p, s, t und r aber, wo je ein Wellenberg und ein Wellenthal sich durchkreuzen, Ruhe erzeugt. Was aber bei Wasserwellen Ruhe heißt, ist bei den Ätherwellen des Lichts Dunkelheit. Stellt man sich daher das Licht als eine Wellenbewegung vor, so begreift man, daß auf einem bei p r aufgestellten Schirm abwechselnd helle und dunkle Stellen oder vielmehr, da die Lichtwellen nicht nur kreisförmig in einer Ebene, sondern im rings vorhandenen Äther kugelförmig sich ausbreiten, abwechselnd helle und dunkle Streifen auftreten, welche zur gemeinschaftlichen Kante R der beiden Spiegel parallel sind. Ein solches Zusammenwirken zweier Wellensysteme wird Interferenz genannt. Die Entfernung zwischen zwei aufeinander folgenden Wellenbergen nennt man die Wellenlänge. Je länger die Lichtwellen sind, desto weiter müssen die dunkeln Streifen auf dem Schirm voneinander abstehen. Es zeigt sich nun, daß bei Anwendung von blauem Lichte die Streifen enger beisammenstehen als bei rotem Licht, woraus zu schließen ist, daß dem blauen Licht eine kleinere Wellenlänge zukommt als dem roten. Überhaupt entspricht jeder einfachen Farbe eine bestimmte, in der Reihenfolge der Regenbogenfarben vom Rot bis zum Violett immer kleinere Wellenlänge (vgl. Beugung). Macht man daher den Spiegelversuch mit weißem Licht, welches aus allen einfachen Farben gemischt ist, so erscheinen die Streifen auf dem Schirm nicht abwechselnd weiß und schwarz, sondern farbig gesäumt, weil wegen der Verschiedenheit der Wellenlängen die Streifen verschiedener Farben nicht aufeinander fallen.

^[Abb.: Fresnels Spiegelversuch.]

Fresnes (spr. frähn), Industrieort im franz. Departement Nord, Arrondissement Valenciennes, an der Schelde und der Eisenbahn Anzin-Condé, hat reiche Kohlengruben, Glas- und Rübenzuckerfabrikation, Brauerei, Bleicherei und (1876) 5632 Einw.

Fresnillo (spr. -nilljo), Bergwerksstadt im mexikan. Staat Zacatecas, 2195 m ü. M., am Fuß des silberreichen Cerro de Proaño gelegen, mit Theater, Amalgamierwerken und 15,000 Einw.

Fresnoy le Grand (spr. fränŏa lö gráng), Stadt im franz. Departement Aisne, Arrondissement St.-Quentin, an der Nordbahn, hat (1876) 3894 Einw., welche Gaze- und Kaschmirweberei betreiben.

Freteur (franz., spr. frätöhr, von fret, "Fracht"), Schiffsverfrachter; fretieren, ein Schiff verfrachten, verchartern.

Fretillieren (franz., spr. -tiji-), zappeln, zucken, sich regen; fretillant, zappelnd, sich lebhaft bewegend.

Frett (Frettchen), s. Iltis.

Frettieren, die Jagd auf Kaninchen durch Frettchen, welche, in die Baue gelassen, dieselben heraustreiben, so daß sie in vor die Röhren gelegten Netzen (Hauben) gefangen oder von am Bau angestellten Schützen geschossen werden können (s. Kaninchen). Das F. findet von Mitte Oktober bis Ende Februar statt, weil zu dieser Zeit sich keine Jungen im Bau finden; diese würde das Frettchen würgen und dann gesättigt im Bau einschlafen.

Frettsäge (Schweifsäge), Säge zum Aussägen von Schweifungen.

Fretum (lat.), Meerenge.

Freude (lat. laetitia) ist der angenehme, wie Trauer (tristitia) der unangenehme Affekt (s. Affekte), während Lust und Unlust das angenehme und unangenehme Gefühl bezeichnen. Dieselbe geht, wenn sie zum dauernden Gemütszustand wird, in Glückseligkeit (s. d.), wie die Trauer in Unseligkeit, wenn sie plötzlich auftritt, in Entzücken (s. d.), wie die Trauer in Entsetzen, über und stellt als jene nach der Ansicht des Eudämonismus (s. d.) das höchste Gut, als dieses nach der Ansicht des Hedonismus (s. d.) den höchsten Grad von Beseligung dar, das oder der dem Menschen zu teil werden kann.

Freudenberg, 1) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Arnsberg, Kreis Siegen, mit einem Schloß, Leder-, Leim-, Knochenmehl-, Kokosnußöl-, Shoddyfabrikation, Zeugdruckerei und (1885) 1594 meist evang. Einwohnern. - 2) Stadt im bad. Kreis Mosbach, Amt Wertheim, links am Main, mit Obst- und Weinbau, Schiffahrt, Handel mit Obst und Steinen und (1885) 1807 kath. Einwohnern.

Freudengeld, s. Bedemund.

Freuden Mariä, s. Marienfeste.

Freudenstadt, Oberamtsstadt und Luftkurort im württemberg. Schwarzwaldkreis, 730 m ü. M., auf