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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Marienburger Werder; Mariendistel; Marienfeste

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Marienburger Werder - Marienfeste.

des 14. Jahrh. die Burg, besonders auch für den Hofstaat des Hochmeisters, eines der mächtigsten und angesehensten Fürsten seiner Zeit, sich zu klein erwies, wurde auf der Stelle der alten Vorburg das Mittelschloß vorzugsweise als Residenz des Hochmeisters erbaut, die neue Vorburg weiter nach N. verlegt und dieses Mittelschloß dann unter der Regierung des Hochmeisters Winrich von Kniprode (1351-82) mit großem Kunstsinn ausgeführt. 1457 wurde die Ordensburg von den Söldnern an den König von Polen verkauft, auch die Stadt mußte sich ergeben, und der Bürgermeister Bartholomäus Blume endete auf dem Schafott. Fast ganz Westpreußen, und mit ihm M., wurde 1466 polnische Provinz und M. auf lange Zeit Sitz polnischer Starosten. Während des schwedisch-polnischen Kriegs schloß hier der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm mit dem König Karl X. Gustav von Schweden 25. Juni 1656 einen Vertrag, durch welchen jener vier polnische Woiwodschaften als souveränen Besitz erhielt und beide sich zu gegenseitiger Unterstützung gegen Polen verpflichteten (s. Labiau). 1708 hielt König Stanislaus Leszczynski mit großem Gefolge vier Monate lang in M. Hof, später August II. mit der Gräfin Cosel. Während des Siebenjährigen Kriegs hausten die Russen in M. 1772 fiel M. an die Krone Preußen. Das Schloß hatte durch Mißbrauch und Vernachlässigung arg gelitten und war sehr verunstaltet worden; schließlich sollte es 1803 ganz abgebrochen werden. Da machte ein Zeitungsartikel des Dichters Max v. Schenkendorf auf den hohen historischen und künstlerischen Wert des Schlosses aufmerksam und veranlaßte schließlich eine in den Jahren 1817-42 gründlich ausgeführte und im allgemeinen würdige Restauration desselben, deren Seele der Oberpräsident v. Schön war. Im Hochschloß ist nur die Kirche restauriert, die andern Räume dienen als Magazine. Unter der Schloß- oder Marienkirche befindet sich die Annakapelle mit der Gruft der Hochmeister. In einer Nische der Kirche steht die 6,50 m hohe Statue der Mutter Gottes mit dem Kind, in Hochrelief mit Glasmosaik auf Goldgrund farbig ausgeführt, ein Meisterwerk musivischer Auslegung plastischer Form aus dem J. 1340. Neben der Kirche steht der hohe Glockenturm, der zugleich zur Ausschau in die Umgebung der Burg diente. Im Mittelschloß sind besonders sehenswert der Konventsremter, der große und der kleine Remter und die Kapelle. In diesen herrlichen gotischen Palasträumen feierte die Provinz Westpreußen 12. und 13. Sept. 1872 in Gegenwart Kaiser Wilhelms I. das 100jährige Jubelfest ihrer Wiedervereinigung mit Preußen. Damals legte auch der Kaiser den Grundstein zu dem auf der Esplanade zwischen Schloß und Eisenbahn zu errichtenden Denkmal Friedrichs II., welches von Siemering in Erz ausgeführt und 1877 enthüllt wurde. Den Sockel umgeben die Statuen der vier Hochmeister: Hermann von Salza, Siegfried von Feuchtwangen, Winrich von Kniprode und Albrecht von Hohenzollern. Die besten Abbildungen des Schlosses M. enthält das Kupferwerk von Frick: "Schloß M." (Berl. 1803); eine kritische Untersuchung in betreff der Baugeschichte lieferte v. Quast in den "Preußischen Provinzialblättern" (1851); eine genaue Beschreibung des Vorhandenen Büsching ("Schloß der Deutschen Ritter zu M.", Berl. 1828) und Witt ("M.", Königsb. 1854). Vgl. außerdem J. ^[Johannes] Voigt, Geschichte Marienburgs (Königsb. 1824); v. Eichendorff, Wiederherstellung des Schlosses M. (das. 1841); Bergau, Das Ordenshaupthaus M. (Berl. 1871).

2) Schloß im preuß. Regierungsbezirk Hannover, Kreis Springe, an der Leine und unweit des Bahnhofs Nordstemmen (an der Linie Hannover-Kassel der Preußischen Staatsbahn), erbaut von Hase und Oppler. - 3) Schloß im preuß. Regierungsbezirk Hildesheim, 4 km südöstlich von Hildesheim, nach welchem der Kreis M. benannt ist.

Marienburger Werder, die größere Hälfte der fruchtbaren Niederung an den Weichselarmen in der Provinz Westpreußen und zwar vorzugsweise in dem Umfang des Kreises Marienburg. Der Große M. liegt zwischen Weichsel und Nogat und hat zu seinem Mittelpunkt die Stadt Neuteich, der Kleine M. zwischen Nogat und Drausensee. Jenen entwässert vorzüglich die Schwente, die als Tiege in das Frische Haff geht, diesen die Thiene, die dem Elbing zufließt. Die Meereshöhe steigt von N. nach S. von 1 m bis auf 9 m (in vereinzelten Anhöhen auf 12-13 m). Zum Schutz gegen das Hochwasser sind an der Weichsel und Nogat großartige Dämme errichtet.

Mariendistel, s. Silybum.

Marienfeste, die in der katholischen Kirche zu Ehren der Mutter Jesu angeordneten Feste, welche ihr Motiv in der seit dem Nestorianischen Streit siegreich gebliebenen Ansicht von der Maria als Gottesgebärerin haben (vgl. Maria, S. 234). Man unterscheidet zwischen größern Marienfesten, welche in der ganzen Kirche gefeiert, und kleinern, die nur an einzelnen Orten oder in einzelnen Ländern festlich begangen werden. Zu den größern gehören folgende: Das Fest der unbefleckten Empfängnis (conceptio beatae Mariae virginis, festum immaculatae conceptionis) ward im 12. Jahrh. von Kanonikern zu Lyon eingeführt, bald aber der Gegenstand eines heftigen Streits, vorzüglich zwischen den Franziskanern und Dominikanern, indem letztere die unbefleckte Empfängnis, d. h. die Annahme, daß Maria selbst ohne Erbsünde empfangen worden sei, verwarfen, bis es endlich durch das Konzil zu Basel 1439 in der ganzen Kirche vorgeschrieben, durch mehrere päpstliche Bullen, vorzüglich durch die Konstitutionen Sixtus' IV. 1476 und 1483, bestätigt und durch die Verordnungen von Innocenz XII. (1693) und Clemens XI. (1708) zu einem Festum duplex secundae classis erhoben wurde. Es gewann an Bedeutung, seit die Lehre von der unbefleckten Empfängnis auf Grund von 1. Mos. 3, 15, Hoheslied 4, 7. 12, Luk. 1, 28 am 8. Dez. 1854 von Papst Pius IX. zum Dogma erhoben worden war. Die römische Kirche feiert es 8. Dez., die griechische 9. Dez. Das Fest Maria Geburt (nativitas Mariae), 8. Sept., scheint erst seit dem 7. Jahrh. aufgekommen zu sein. Das Fest Mariä Verkündigung (annunciatio Mariae), 25. März, in England wie in Skandinavien vorzugsweise als Unsrer Frauen Tag bekannt, entstand schon in der alten Reichskirche zum Andenken an die Botschaft des Engels, Luk. 1, 26 f. Das Fest Mariä Heimsuchung (festum visitationis Mariae), 2. Juli, vom heil. Bonaventura, dem General des Franziskanerordens, 1263 aus dem kirchlichen Gebrauch aufgenommen, von Papst Urban VI. 1389 eingeführt und vom Baseler Konzil 1441 zum allgemeinen kirchlichen Fest erhoben, ist dem Besuch der Maria bei Elisabeth nach Luk. 1, 39 f. gewidmet (s. auch Lostage). Das Fest Mariä Reinigung oder Lichtmeß (festum purificationis Mariae), 2. Febr., entstand im 6. Jahrh. und ist dem Andenken an die Erscheinung der Maria im Tempel gewidmet. An diesem Tag werden zugleich die zum kirchlichen Gebrauch für das nächste Jahr bestimmten Kerzen geweiht (daher und mit Beziehung auf Luk. 2, 32