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Gabelantilope – Gabelentz
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Gabel'
Kranken-, Versorgungshaus, landwirtschaftliche Vorschußkasse; Baumwollwarenfabriken, Brauerei, Ackerbau und Viehzucht.
Gabelantilope, Hirschantilope,
Gabelgemse, Kabri
(Antilocapra s. Dicranoceros furcifer Smith., s. Tafel:
Antilopen I, Fig. 3), ein im westl. Nordamerika heimischer Wiederkäuer
mit sehr interessanten systematischen Beziehungen teils zu den geweihtragenden Hirschen, teils zu den Hohlhörnern. Die
ungefähr gemsengroßen Tiere sind in beiden Geschlechtern gehörnt und zeigen die unter den horntragenden Wiederkäuern
einzig dastehende Thatsache eines periodischen Wechsels der Hörner, welche jährlich, dem Geweih der Hirsche vergleichbar,
abgeworfen und durch unter den alten Hornscheiden sich ausbildende neue ersetzt werden. Ihre Gestalt gleicht einem
Gemskrikel mit breit gedrücktem gabelartigem Fortsatz. Die G. sind Bewohner der Prairien und im Winter der schützenden
Schluchten des Felsengebirges, das sie in Rudeln und flüchtig durchstreifen. Die Grenze ihrer Verbreitung sind Missouri und
pacifische Küste einerseits sowie der 53.° nördl. Br. bis zum mittlern Mexiko andererseits.
Gabelbein, Gabelknochen
(Furcula), die verwachsenen Schlüsselbeine der Vögel (s. d.). Das G.
der Gans dient zu einer Art Vielliebchen, indem zwei Personen dasselbe zusammen zu zerbrechen suchen: wer die größere
Hälfte erhält, gewinnt.
Gabelbock, soviel wie Gabler (s. d.).
Gabeldeichsel, eine aus zwei Bäumen bestehende Deichsel, in welche das Pferd eingespannt wird.
Gabelentz, Hans Conon von der, Sprachforscher, geb. 13.
Okt. 1807 zu Altenburg, studierte in Leipzig und Göttingen, trat 1829 in den sachsen-altenb. Staatsdienst und wurde 1831 zum
Kammer- und Regierungsrat befördert. Er nahm 1847 die Wahl zum Landmarschall im Großherzogtum Weimar an und ging im
März 1848 zum Vorparlament nach Frankfurt, wo er für die sächs. Herzogtümer in die Zahl der 17 Vertrauensmänner eintrat, die
dem Bundestage zur Entwerfung einer deutschen Reichsverfassung beigegeben waren. Darauf wurde er interimistischer
Bundestagsgesandter bis zur Auflösung des Bundestags im Juli 1848. Ende Nov. 1848 zum Ministerpräsidenten in Altenburg
ernannt, nahm er im Aug. 1845) seine Entlassung, nachdem in demselben Jahre bereits sein Landmarschallamt in Weimar
infolge eines neuen Wahlgesetzes sein Ende erreicht hatte. Als Mitglied des Staatenhauses für Altenburg ging er zu dem Erfurter
Parlament; 1851 wählte ihn die Landschaft des Herzogtums Altenburg zu ihrem Präsidenten. 1870 zog er sich ganz von der
öffentlichen Thätigkeit zurück und starb 3. Sept. 1874 auf seinem Gute Lemnitz bei Triptis. G.’ Streben war darauf gerichtet, durch
eine möglichst allseitige Kenntnis der Sprache zu einer richtigen Beurteilung des menschlichen Sprachvermögens zu gelangen.
Einige achtzig Sprachen hat er mehr oder minder eingehend studiert, gegen dreißig zuerst wissenschaftlich bearbeitet. Er
veröffentlichte: «Éléments de la grammaire mandchoue» (Altenb. 1833), Aufsätze über das
Mongolische in der von ihm mitbegründeten «Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes» (1837 fg.), «Grammatik der
mordwinischen Sprache» (in der genannten Zeitschrift, Bd. 2), «Grundzüge der syrjänischen Grammatik» (Altenb.
↔ 1841), Abhandlungen «Über die Suahilisprache» und »Über die samojedische Sprache» (in der «Zeitschrift
der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft», Bd. 1, Lpz. 1847; Bd. 5, 1850), «Kurze Grammatik der tscherokesischen
Sprache» (im dritten Bande von Höfers «Zeitschrift für die Wissenschaft der Sprache», 1852). Mit J. Löbe veröffentlichte er eine
kritische Ausgabe der got. Bibelübersetzung des Ulfilas nebst lat. Übersetzung, got. Glossar und got. Grammatik (2 Bde., Lpz.
1843–46). Andere schätzbare Beiträge zur Sprachenkunde und Sprachwissenschaft sind: «Beiträge zur Sprachenkunde»
(3 Hefte, Lpz. 1852), welche Grammatiken der Dajak-, Dakota- und Kiririsprache enthalten; «Grammatik und Wörterbuch der
Kassiasprache» (ebd. 1857), die Untersuchungen «Über die melanesischen Sprachen» (ebd. 1860, 1873) und «Über das
Passivum» (ebd. 1860). Letztere drei Arbeiten sind auch in den «Abhandlungen der Sächsischen Gesellschaft der
Wissenschaften» enthalten, welcher G. seit 1845 als Mitglied angehörte. Ferner gab er die mandschuische Übersetzung der
chines. Werke «Sse-schu», «Schu-king» und
«Schi-king» mit einem mandschu-deutschen Wörterbuche (Lpz. 1864) heraus. Nach seinem
Tode erschien «Geschichte der Großen Liao aus dem Mandschu übersetzt» (hg. von H. A. von der Gabelentz, Petersb. 1877). In
zahlreichen Aufsätzen für die «Mitteilungen» der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes lieferte er
Beiträge zur Kenntnis der Geschichte seines Heimatlandes. – Vgl. G. von der Gabelentz, H. C. von der G. als Sprachforscher
(in den «Berichten der Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften», 1886).
Gabelentz, Hans Georg Conon von der,
Sprachforscher, zweiter Sohn des vorigen, geb. 16. März 1840 zu Poschwitz bei Altenburg, besuchte die Universitäten Jena und
Leipzig, trat 1864 in den sächs. Justizdienst, war 1872–73 im Reichsdienste als Verwaltungsbeamter zu Straßburg und
Mülhausen im Elsaß, dann Gerichtsassessor in Dresden, wurde 1878 Professor der ostasiat. Sprachen an der Universität zu
Leipzig, 1889 ord. Professor der ostasiat. Sprachen und der allgemeinen Sprachwissenschaft zu Berlin, wo er 11. Dez. 1893
starb. Angeregt von seinem Vater, versuchte er sich früh in der Erlernung westafrik. und malaiisch-polynes. Sprachen sowie des
Chinesischen, wandte sich dann auch dem Studium des Mandschu und Japanischen zu und veröffentlichte, außer zwei
Abhandlungen über vergleichende Syntax in Lazarus’ und Steinthals «Zeitschrift für Völkerpsychologie» (1869, 1874), eine
übersetzte und kommentierte Ausgabe des chines. metaphysischen Werks
«Thai-kih-thu» (Dresd. 1876), dann eine Abhandlung über die «Geschichte und die
Aufgaben der chines. Grammatik» (in der «Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft», 1878). Sein Hauptwerk,
gegenwärtig überhaupt die hervorragendste Leistung auf diesem Gebiet, ist die «Chines. Grammatik» (Lpz. 1881), dazu
«Beiträge» (in den «Abhandlungen der Königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften», 1883); ein kürzeres Lehrbuch
sind die «Anfangsgründe der chines. Grammatik» (Lpz. 1883). Mit A. B. Meyer gab er «Beiträge zur Kenntnis der melanesischen
u. s. w. Sprachen» (in den «Abhandlungen der Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften», 1882) heraus. Einzelne
Sprachen und Sprachstämme behandelt er in Ersch und Grubers Encyklopädie; ebenda finden sich von ihm Artikel über
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 452.