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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Gabbro; Gabel

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Gabbro – Gabel

1885), «Il divorzio nella legislazione italiana» (Pisa 1885; 3. Aufl., Tur. 1891).

Gabbro, Felsart, die aus Plagioklas und Diallag als wesentlichen Gemengteilen besteht. Der verhältnismäßig breit gestreifte, häufig nach zwei Zwillingsgesetzen ausgebildete Plagioklas (meist der basische Anorthit oder Labradorit) ist grau oder bläulichviolett und enthält gewöhnlich zahlreiche mikroskopische Einlagerungen, schwarze Nädelchen und Körnchen, braune Täfelchen, Flüssigkeitseinschlüsse u. s. w. Der die Räume zwischen diesen Feldspaten ausfüllende Diallag bildet zuweilen größere unregelmäßig begrenzte tafelartige Individuen, die mit ihren charakteristisch schillernden Spaltungsflächen nicht selten parallel gelagert sind. Zu diesen Mineralien gesellt sich meistens Magnetit und Titaneisen nebst Apatit. Viele Vorkommnisse führen auch Hypersthen oder Enstatit und Bronzit; sehr häufig tritt auch etwas Hornblende ein, die vielfach den Diallag rahmenartig umgiebt, wie dies auch von den rhombischen Gliedern der Pyroxengruppe geschieht, wobei alsdann die Vertikalachsen der beiden Mineralien zusammenfallen. Biotit und Rutil erscheinen als fernere accessorische Gemengteile, Quarz nur äußerst selten.

Neben diesem so zusammengesetzten eigentlichen G. unterscheidet man noch den Olivingabbro, der außer dem Plagioklas und Diallag noch dunkelschmutziggrünen Olivin, oft in teilweise serpentinisiertem Zustande, als wesentlichen Gemengteil enthält. Diese Gesteine sind vielfach mit Serpentin vergesellschaftet, der wahrscheinlich aus ihnen hervorgegangen ist. In noch andern G. (z. B. von Wurlitz bei Hof, Wörgl in Tirol, Rauris in Salzburg, Marmels in Graubünden, Corsica) ist der Plagioklas durch Saussurit (s. d.) ersetzt, der Diallag in die grasgrüne Hornblendevarietät Smaragdit umgewandelt. Die Struktur aller dieser G. ist eine durchaus krystallinische, ohne eine Spur von einer amorphen Basis. Der Kieselsäuregehalt schwankt meist um 50, die Menge des Eisenoxyds beträgt 8‒15, die des Kalks 9‒12 Proz., unter den Alkalien waltet das Natron vor. Fundpunkte typischer olivinfreier und olivinführender G. sind u. a. die Gegend von Volpersdorf und Neurode in Schlesien, das Radauthal und Harzburg im Harz, Penig in Sachsen, der Wolfgangsee bei Ischl, La Prese im Veltlin, Piemont, Elfdalen in Schweden, das Bergenstift in Norwegen, die Hebrideninseln Mull und Skye, Grönland. Der G. erscheint zumeist in mächtigen Stöcken und Lagern, die gewöhnlich in krystallinischen Schiefern eingebettet sind und, wie es scheint, keine eruptiven Lagerungsverhältnisse aufweisen, sodaß sie größtenteils als gleichzeitige Bildungen gelten müssen. Treten dicke Diallagkrystalle augenähnlich hervor, um die sich dann die übrige Gesteinsmasse lagenartig herumschmiegt, so entsteht der sog. Flasergabbro, der vielfach selbst wieder augenähnliche Linsen in Hornblendeschiefern bildet. Für diese als integrierende Teile zu den archäischen krystallinischen Schiefern gehörigen G. hat Roth den früher schon einmal von L. von Buch verwandten Namen Zobtenit (von dem Vorkommnis am Zobtenberg in Schlesien) neuerdings wieder vorgeschlagen. Doch giebt es auch andere Vorkommnisse von G., die ohne Zweifel zu den Eruptivgesteinen gehören, wie ein Teil derer von der Halbinsel Lizard in Cornwall und die bedeutend jüngern, die, petrographisch mit den archäischen und alteruptiven ganz übereinstimmend, in Italien (Golf von Genua, Gegend von Pisa und Florenz) und in Kroatien die Kreide- und untern Tertiärschichten durchsetzen. Auf den Hebriden erscheinen G. selbst als Eruptivgesteine der Tertiärzeit und stehen mit den dortigen Basalten in engster Verbindung.

Gabel, zunächst Bezeichnung für einen in zwei Spitzen auslaufenden Stiel, dann für ein Gerät oder Werkzeug mit zwei, drei oder vier Spitzen, Zinken oder Zacken, insbesondere ein solches zum Aufstechen oder Festhalten von Speisen beim Essen. Im Altertum wurden die Speisen zerlegt aufgetragen, sodaß die G. wohl zum Aufgeben derselben in der Küche wie auch zum Vorschneiden und Vorlegen gebräuchlich waren, aber nicht beim Essen. Hier bediente man sich vorzugsweise der Finger und außerdem des Löffels. Später wurden zu dem Zwecke auch kleine Stäbchen eingeführt. Die erste Erwähnung der G. findet sich bei Petrus Damianus (gest. 1072), der berichtet, daß eine byzant. Prinzessin diese Neuerung nach Venedig gebracht habe; er eifert gegen das Instrument als eine sündhafte Verweichlichung. 1360 erscheint die G. in Florenz, aber damals noch als wenig gebräuchlich, auch war sie bis zu Anfang des 16. Jahrh. und auch noch später in Frankreich und Deutschland und bis zum Anfang des 17. Jahrh. in England, wie noch gegenwärtig in Spanien, im Innern Rußlands, in China und anderwärts sehr selten. Auf den niederländ. Bildern des 17. Jahrh., die Mahlzeiten darstellen, kommt die G. nur ausnahmsweise vor. Sie wurde vorzugsweise zum Tranchieren benutzt. Man hielt sie für einen überflüssigen Luxusartikel. Wie wenig sich die G. in Deutschland noch im vorigen Jahrhundert eingebürgert hatte, geht aus einer Ordnung des Spitals zu Rothenfels am Main (1787) hervor, in der als Tischutensilien Messer und Löffel, aber keine G. erwähnt werden. Die hervorragendste Sammlung älterer G. besitzt R. Zschille in Großenhain. (Vgl. Pabst, Die Kunstsammlungen des Herrn R. Zschille, 2. Bestecksammlung, Berl. 1887.)

In der Technik und sonst finden sich zahlreiche Übertragungen des Ausdrucks auf solche Geräte und Bestandteile von Maschinen, die in ihrer Form der G. ähnlich sind. Über G. in der Glasfabrikation s. Glas, in der Heraldik s. Schächerkreuz.

In der Jägersprache nennt man G. des Geweihs und Gehörns ein neben dem Ende der Hauptstange noch erscheinendes Ende. Beim Hirsch zeigt sich die Endgabel zuerst beim Achtender. Beim Rehbock bildet der Gabelbock die Stufe nach dem Spießbocke. (S. Geweih.)

Gabel. 1) Bezirkshauptmannschaft in Böhmen, hat 261,09 qkm und (1890) 33221 (15911 männl., 17310 weibl.) meist kath. E., d. i. 127 E. auf 1 qkm, 5853 Häuser und 8303 Wohnparteien in 29 Gemeinden mit 50 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke G. und Zwickau. – 2) G., czech. Jablonné, Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft G., nahe der sächs. Grenze, in 315 m Höhe, an der Straße von Prag nach Zittau, hat (1890) 2333, als Gemeinde 2429 deutsche E., Post, Telegraph, Bezirksgericht (168,49 qkm, 19 Gemeinden, 36 Ortschaften, 17538 deutsche E.), Steueramt; eine 1699 erbaute Pfarr- und ehemalige Dominikanerkirche mit großer Kuppel und sehenswerten Katakomben, ein gräfl. Pachtasches, im Rokokostil erbautes Schloß Neu-Falkenburg (die Herrschaft G. umfaßt 402 ha); Bürger- und Volks-, gewerbliche Fortbildungsschule,