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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gabelgemse – Gabelzapfen

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Gabelentz'

Confucius und Laotse. Selbständig erschien «Confucius und seine Lehre» (Lpz. 1888); ferner: «Die Sprachwissenschaft» (ebd. 1891). Im Auftrage der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes verfaßte er ein «Handbuch zur Aufnahme fremder Sprachen» (Berl. 1892). Nach seinem Tode erschien «Die Verwandtschaft des Baskischen mit den Berbersprachen Nordafrikas» (Braunschw.1994). Kleinere Arbeiten finden sich in den «Berichten» der Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig und in den «Sitzungsberichten» der Berliner Akademie.

Gabelgemse, s. Gabelantilope.

Gabelhühner, noch nicht vollkommen ausgefiederte junge Rebhühner, die erst die äußern Steuerfedern haben, sodaß der Schwanz gabelförmig erscheint.

Gabelklavier, s. Adiaphon.

Gabelknochen, s. Gabelbein.

Gabelkreuz, s. Schächerkreuz.

Gabella (mittellat., von demselben Stamm abzuleiten wie das deutsche geben) bedeutet indirekte Abgabe, Steuer. Im Italienischen und Französischen (Gabelle) wurde damit besonders die Salzsteuer bezeichnet. In Deutschland gab es früher eine G. hereditaria, Erbschaftsgeld, eine G. emigrationis, Nachsteuer, und eine G. immigrationis, Einzugsgeld. (S. Abschoß, Abzugsgeld und Anzugsgeld.)

Gabelmücke (Anopheles), eine Gattung der Stechmücken mit rüssellangen Tastern. In Deutschland drei Arten, deren Larven im Wasser leben.

Gabelpfanne, s. Gießpfanne.

Gabelsberger, Franz Xaver, Begründer der Stenographie (s. d.) in Deutschland und Erfinder eines neuen Systems derselben, geb. 9. Febr. 1789 zu München, empfing den ersten Unterricht in den Klöstern Attel und Ottobeuern, nach deren Aufhebung (1803) er das Studienseminar in München besuchte. Er fungierte seit 1810 als Kanzlist in zwei Mittelbehörden, bis er 1823 als Geh. Kanzlist eine Anstellung im Staatsministerium des Innern erhielt. Später wurde er in diesem Ministerium Geh. Sekretär. Er gab vielverbreitete Schulvorschriften und «Mechan. Rechentafeln» heraus und machte dann, angeregt durch Einführung der bayr. Konstitution, die Stenographie zu seinem Hauptstudium; schon beim ersten Landtage 1819 legte er tüchtige Proben als Stenograph ab. 1829 beauftragte man die königl. Akademie der Wissenschaften zu München mit einer Prüfung seines Geschwindschreibverfahrens; sie erkannte es in einem ausführlichen Urteil als neu, originell, einfach und sicher an. G. starb 4. Jan. 1849 in München, wo ihm 1890 ein Denkmal errichtet wurde. Bei der Wahl und Aufstellung seiner Zeichen achtete G. sorgfältig auf

  • 1) die Art und Weise der Lauthervorbringung durch die Sprachwerkzeuge,
  • 2) das Verhältnis der Laute untereinander nach ihrem häufigern oder seltenern Vorkommen im sprachlichen Ausdrucke und nach ihrer gegenseitigen Verbindung zu zusammengesetzten Tönen,
  • 3) den Mechanismus des Schreibgeschäftes selbst.

Sein Werk stützt sich demnach auf Grundsätze, die ihre Begründung im menschlichen Denk- und Sprachvermögen und in den bewährtesten Erfahrungssätzen der Graphik haben. Seine Grundidee war: die Zeichen dem Organimus und Mechanismus der hörbaren Sprache anzupassen, durch Auffindung gewisser Ähnlichkeiten zwischen dem hörbaren Ton und der sichtbaren Schriftlinie die Zeichen zu Sinnbildern des Tones zu gestalten; indessen gesteht er selbst zu, daß sein Zweck (eine Kurzschrift) ↔ ihm nur eine beschränkte Anwendung dieses Princips gestattet habe. Ursprünglich wesentlich auf den Zweck einer Redenachschreibeschrift berechnet, wurde das System G.s später von ihm selbst und seinen Schülern den Zwecken einer Schul- und Geschäftsstenographie entsprechend gestaltet. G.s die Stenographie behandelnden Werke sind: die 560 Seiten in groß Quart, darunter 366 von ihm selbst lithographierte Tafeln, umfassende «Anleitung zur deutschen Redezeichenkunst» (Münch. 1834), «Neue Vervollkommnungen u. s. w.» (ebd. 1843; 2. Aufl. 1849), «Stenographische Lesebibliothek» (ebd. 1838). Seine Schüler bildeten den «Gabelsberger Stenographen-Centralverein», der unter Benutzung von G.s hinterlassenen Papieren dessen Hauptschrift, die «Anleitung zur deutschen Redezeichenkunst», in 2. Auflage veröffentlichte. – Vgl. Gerber, G.s Leben und Streben (Münch. 1868).

Gabelschießen, beim Einschießen dasjenige Verfahren, bei dem man je einen Schuß vor und hinter das Ziel zu legen sucht, um dann mit ziemlicher Bestimmtheit zu wissen, daß das Ziel zwischen den beiden Entfernungen liegt.

Gabelschwanz (Harpyia), der von der Raupe hergenommene Name einer in 6 Arten über Europa verbreiteten Gattung von Abendschmetterlingen, von schlankem Bau mit schmalen Vorderflügeln, gekämmten Fühlern und meist weißlicher Färbung, mit schwarzer, resp. grauer Zeichnung. Die nackten Raupen sind vorn dick, nach hinten verjüngt und haben statt des Afterfußpaares eine lang ausgezogene zweizinkige Gabel, aus der, wenn die Tiere belästigt werden, zwei feine rote Fäden hervortreten, welche sich über den Rücken hinbiegen, wobei ein sehr intensiver Geruch (Ameisensäure) sich entwickelt. Auch auf der Unterseite zwischen den Thorakalbeinen liegt die schlitzförmige Öffnung einer ansehnlichen, eine ebenso riechende scharfe Flüssigkeit absondernden Drüse, welche die Tiere, wenn sie gereizt werden, ausspritzen. Die Raupe der bekanntesten Art (Harpyia vinula L., s. Tafel: Raupen, Fig. 12) lebt auf Weiden und Pappeln

Gabelschwanzhuhn (Gallus varius Shaw), Gabelwildhuhn, eine javan. Hühnerart mit zackenlosem Kamme und nur einem Hautlappen am Halse, Oberrücken und Halsfedern schwarz, violett, grün und goldig schimmernd, Schulter- und Bügelfederm schwarz, braungelb gesäumt, Unterseite mattschwarz. Der Schwanz erscheint gabelig, da seine Mittelfedern nach außen gebogen sind.

Gabelung (Dichotomie), jede solche Verzweigungsart, bei der zwei gleichartige Sprosse die Fortsetzung eines Muttersprosses bilden. Der Fall, daß die beiden neuen Sprosse infolge einer genauen Zweiteilung in der Spitze des Muttersprosses entstehen, kommt selten vor, es ist dies die eigentliche oder echte Dichotomie. Die falsche Dichotomie oder G. dagegen findet sich häufiger; sie kann auf zweierlei Art zu stande kommen: entweder entwickelt sich ein Seitensproß in der Weise, daß er sowohl in der Länge als in der Stärke seinem Muttersprosse gleichkommt; oder es entstehen direkt unterhalb der nicht weiter wachsenden Spitze des Muttersprosses zwei gleichwertige Seitensprosse. In beiden Fällen kommt eine G. zu stande, die sich bei oberflächlicher Betrachtung von der echten Dichotomie nicht unterscheiden läßt.

Gabelweihe oder Milan, s. Weihen.

Gabelzapfen, s. Zapfen.