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Gabes – Gabl
Gabes oder Kabes, Stadt im südl. Tunesien, am Golf von G.
oder an der Kleinen Syrte, liegt zerstreut in einer fruchtbaren Oase, hat etwa 10000 E., eine franz. Besatzung, franz.-arab. Schule und von dem kleinen schlechten Hafen
aus Handel mit Datteln, Öl, Getreide und Häuten. In der Nähe unbedeutende Reste des alten Tacape. Das Meer ist hier von den Schotts im W. nur durch einen bis 25 km
breiten Isthmus getrennt.
Gabĭi, Stadt im alten Latium, ungefähr in der Mitte zwischen Rom und Präneste an einem kleinen nach ihr benannten See
gelegen, gehörte zu den ältesten Städten des Lateinischen Bundes. Noch in Augusteischer Zeit war der Bundesvertrag zwischen G. und dem röm. König Tarquinius
Superbus erhalten. Die Stadt muß aber mit Rom in ältester Zeit viele Kämpfe bestanden haben, bis sie von diesem abhängig wurde. In späterer Zeit war die Stadt ohne
Bedeutung. In ihrer Nähe befanden sich die großen Peperinsteinbrüche (Gabiner Stein), aus deren Material Rom nach dem
Neronischen Brande im wesentlichen wieder aufgebaut wurde. (Vgl. Albano, Bd. 1, S. 320a.)
Gabillon (spr. -bijóng), Ludw., Schauspieler, geb. 10. Juli 1828 zu Güstrow in Mecklenburg, ging in Rostock zur
Bühne, war dann am Hoftheater in Oldenburg, später in Schwerin, Cassel und Hannover engagiert. Seit Okt. 1853 gehört G. dem Wiener Burgtheater an, seit 1875 als
Regisseur. Er ist ein begabter Charakterspieler, dessen Darstellungen sich durch kernigen Realismus und natürlichen Humor auszeichnen. Caligula im «Fechter von
Ravenna», Hofmarschall Kalb, Tronje Hagen in Hebbels «Nibelungen» gelten als seine besten Leistungen.
Seine Gattin Zerline, geborene Würzburg, geb. 18. Aug. 1835 in Güstrow, debütierte 1850
auf dem Hamburger Stadttheater und wurde nach dreijährigem Engagement an den vereinigten Hamburger Theatern im Okt. 1853 für das Burgtheater in Wien
engagiert. Sie spielte hier in den ersten 10 Jahren hochtragische Rollen, ging dann in das Fach der Salondamen und Charakterrollen über und nahm in dieser Richtung
eine hervorragende Stellung ein. Sie starb 30. April 1892 in Meran.
Gabinĭus, Aulus, Anhänger des Pompejus, brachte als Tribun 67 v. Chr. die Gesetzvorschläge über Lucullus' Abberufung und
die Verleihung einer außerordentlichen Machtfülle an Pompejus zur Vertreibung der Seeräuber ein. Er folgte dann diesem seinem Gönner als Legat nach Asien, wo er
den Streit zwischen dem jüd. Hohenpriester Hyrkanus und dessen Bruder Aristobulus zu schlichten hatte. 61 wurde er Prätor, 58 Konsul und ging hernach 57 als
Statthalter nach Syrien. Als solcher schlug er wiederholt jüd. Aufstände nieder. Auch setzte er auf Geheiß des Pompejus, aber gegen den Befehl des Senats, den
Ptolemäus Auletes wieder als König von Ägypten ein. Nachdem er die Provinz hatte an Crassus abgeben müssen und zurückgekehrt war, unterlag er Ausgang 54 v. Chr.
einer Anklage wegen Erpressungen und mußte ins Exil gehen. Ende 49 v. Chr. rief ihn Cäsar zurück und beauftragte ihn 48 mit der Führung des Krieges in Illyrien. G. ward
aber hier auf einem mißglückten Zuge Anfang 47 besiegt und starb in Salonä. – Vgl. Stocchi, Aulo Gabinio e i suoi processi (Tur.
1892).
Textfigur:
Gabīnus cinctus (lat., in regelmäßiger Wortstellung
cinctus Gabinus), eine Art, die Toga (s. d.) ↔ zu gürten, die ihren Namen von der Stadt
Gabii hat. Man zog dabei den Zipfel, der sonst beim Umlegen der Toga zuletzt über die linke Schulter zurückgeworfen wurde, um den Leib herum und gürtete so das
ganze Gewand mit ihm fest. Die Toga war in dieser Gürtung das älteste Kriegsgewand (s. beistehende Figur). Länger erhielt sich die altertümliche Tracht bei gewissen
formellen Akten, wie bei dem testamentum in procinctu, d. h. in der (Gabinischen) Gürtung, das der Bürger im Felde durch
letztwillige mündliche Erklärung vor drei oder vier Zeugen machen konnte; ferner bei verschiedenen Opfern u.s.w. Ganz verschieden von diesem
cinctus Gabinus ist die ebenfalls so genannte Tracht der Konsuln der spätern röm. Kaiserzeit. Was damals eine in
cinctus Gabinus umgelegte Toga hieß, glich einem modernen, in weiten Falten um den Leib geschlagenen, dann von dem linken
Arme aufgenommenen und hinter diesem herabhängenden Umschlagetuch.
Gabirol, Salomo ben Jehuda (arab. Abu-Ajjub Suleiman ibn Jachja ibn Gabirol), jüd. Dichter, geb. um 1020 in Cordoba oder Malaga, lebte
später in Saragossa und starb um 1070. Von seinem Leben ist sehr wenig bekannt. Die Erzählung von seiner Ermordung durch einen auf seinen Dichterruhm neidischen
Araber hat Heine in seinem «Romancero» bearbeitet. Unter seinen religiösen Dichtungen ist die berühmteste das «Keter Malchut»
(«Königskrone», ins Deutsche übersetzt von M. Sachs, «Die religiöse Poesie der Juden in Spanien» Berl. 1845), in dem sich die wissenschaftliche Weltauffassung seiner
Zeit und die Grundgedanken des Judentums zusammenfinden; ferner schrieb er eine ethische Schrift «Tikkun Middoth ha-Nefesch»
und auch eine Spruchsammlung «Mibchar ha-Peninim» (Perlenauswahl) wird ihm zugeschrieben (beide arabisch, von Juda
Tibbon in das Hebräische übersetzt). Seine eigentliche Bedeutung als Philosoph ist erst in neuerer Zeit durch die Entdeckung Salomo Munks bekannt geworden, wonach
G. mit dem von den Scholastikern oft genannten Avicebron oder Avencebrol
(Verstümmelung von «ibn Gabirol»), Verfasser des «Fons vitae», das nur noch in einer lat. Übersetzung (hg. von Baeumker in den
«Beiträgen zur Geschichte der Philosophie des Mittelalters», Bd. 1, Heft 2 u. 3, Münst. 1892) vorhanden ist, identisch ist. Munk entdeckte die der
Fons zu Grunde liegende hebr. Schrift «Mekor Chajim», die er mit franz. Bearbeitung in den
«Mélanges de philosophie juive et arabe» herausgab (2 Lief., Par. 1857–59). – Vgl. Geiger, Salomo G. und seine Dichtungen (Lpz.
1867); Leop. Dukes, Salomo ben G. aus Malaga und die ethischen Werke desselben (Heft 1, Hannov. 1860); Guttmann, Die Philosophie des Salomon ibn G. dargestellt
und erläutert (Gött. 1889).
Gabl, Aloys, Genremaler, geb. 24. Sept. 1845 zu Wiesen im Tiroler Pitzthal, besuchte seit 1862
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 454.