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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gablenz - Gaboriau
die Akademie in München, wo cr Schüler von
Schraudolph, dann von Rambcrg, zuletzt von
Piloty war. Aus Not, da cr infolge eines Augen-
leidens in seiner Kunst zurückging, entleibte er sich
4. März 1893 in München. Leine Darstellungs-
weise ist mit derjenigen seiner Landsleute Desregger
und Matthias Schmid eng verwandt, doch übertraf
cr dieselben noch durch seine Lichtwirkungen, beson-
ders durch ein tresslich angewandtes Helldunkel.
Von seinen Genrebildern sind hervorzuheben: Has-
vinger die Tiroler zum Kampfe aufrufend (1872),
Rekrutenaushebung in Tirol (1873), Die verbotene
Tanzmusik (1875), Hochwürden als Schiedsrichter
(l.877), Nähmaschincnprobe (1878), Spinnunter-
richt (1879), Vräuschenke in München (1880), Die
beiligen drei Könige mit ihrem Stern (1883), Die
Impfstube (1885), Die Märchencrzählerin (1886),
Grohelternfreuden, Die Schnadahüpfeln (1888),
Heimkehr des Jägers (1892).
Gablenz bei Chemnitz, Vorort von Chcmnitz,
in der Amtshauptmannfchaft Chemnitz der sächs.
Kreisbauptmannschaft Zwickau, debnt sich unmittel-
bar östlich von Chcmnitz 3 kni weit im Thale des
Gab lenzbach es aus und hat (1890) 9857 (4829
mä'nnl., 5028 weibl.) E., darunter 657 Katholiken,
Post zweiter Klasse, Telegraph, Wollwebereien, Fa-
brikation von Maschinell und Werkzeugen, Stahl-
drahtbürsten, Ccmentwaren und Stampfbeton,
Steinhaucrei, Ziegeleien und Gärtnereien.
Gablenz, Ludw. Karl Wilh., Freiherr von,
österr. General der Kavallerie, geb. 19. Juli 1814
zu Jena als <^ohn des königlich sächs. Generallieutc-
nants Freiherrn Heinrich Adolf von G. (geb.
25. Tkt. 1704 zu Weida, gest. 11. Mai 1843), wurde
Lieutenant im sächs. Gardereiterrcgiment und trat
1833 in die österr. Armee. Im Italienischen Kriege
von 1848 wurde er uach der Schlacht von Custozza
Major im Gencralstabe und dem Stäbe des Feld-
marschalls Windischgrätz in Ungarn zugeteilt. Im
November wurde er als Generalstabschef zum Schlik-
schen Armeekorps versetzt, an dessen Wintcrseld-
zuge cr den rühmlichsten Anteil nahm. Zum Oberst-
lieutenant ernannt, begleitete er den Fürsten Felix
Hchwarzenberg 1849 nach Warschau und war dann
österr. Kommissar im russ. Hauptquartier während
des Ungarischen Krieges. 1851-54 diente cr im
Gencralstabe, 1854 wurde er Generalmajor bei der
Occupationsarmee in den Donaufürstentümern.
Im Italicnifchen Kriege von 1859 befehligte er
eine Brigade und übernahm bei Eolfcrino, nachdem
Graf Neischach gefallen, den Vefehl über dessen
Division und deckte durch die Verteidigung von
Cavriana den Rückzug des Centrums. Als' Felo-
marschalllicutenant erhielt G. 1863 den Vefehl
über das österr. (6.) Armeekorps der verbündeten
Armee unter Wrangel, die 1. Febr. 1864 die Eider
überschritt. Das österr. Korps bestand 3. Febr. das
siegreiche Gefecht bei Oberselk und erstürmte den
Königshügcl. Nachdem die Dänen das Danewerk
geräumt hatten, besetzte G. 6. Febr. Schleswig und
schlug die feindliche Nachhut in dein blutigen Gefechte
bei Oversee, ebenso 8. März bei Veile. Nach dem
Wiener Frieden kehrte er nach Wien zurück, wurde
aber schon 4. Sept. 1865 zum Statthalter in Hol-
stein ernannt, wo er sich großer Beliebtheit erfreute.
Im Kriege von 1866 muhte G. Holstein räumen,
erhielt das 10. österr. Korps, mit dem er 27. und
28. Juni bei Trautenau (s. d.) tapfer kämpfte und
3. Juli au der Schlacht bei Königgrätz teilnahm.
Im Sept. 1866 trat G. auf kurze Zeit aus dem
aktiven Dienste und wurde 1. April 1867 zum
lebenslänglichen Mitgliede des österr. Herrenhauses
ernannt, wo cr in liberalem Sinne thätig war.
Zum General der Kavallerie 1868 befördert, wurde
cr im Juni des nächstfolgenden Jahres Komman-
dierender von Ungarn in ^fen. Am 28. Nov. 1871
erbat G. feine Versetzung in den Ruhestand. Durch
unglückliche finanzielle Verhältnisse gemütskrank,
nahm er sich in einem Anfall von Geistesstörung
28. Jan. 1874 in Zürich das Leben. - Vgl. Iunck,
Aus dem Leben des Generals Ludwig Freiherrn
von G. (2. Aufl., Wien 1874).
Gabler, in der Jägersprache der junge männ-
liche Hirsch oder Rehbock (s. Edelhirsch und Reh), der
am Geweih außer der einfachen Stange noch die
Augfvrosse (s. d.) hat.
Gablonz. 1) Bezirkshauptmannschaft in Böh-
men, hat 210,2<; (ikin und (1890) 71195(34293
männl., 36 902 wcibl.) meist katbol. dentsche E.
(2108 Czcchcn), darunter 1047 Altkatholikcn, 89!.
Evangelische und 659 Israeliten: 8968 Häuser und
16 085 Wohnparteien in 24 Gemeinden mit 50
Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke G. und
Tannwald. - 2) G. an der Neiffe, czech. ^dlo
nee, Stadt und Sitz der Vczirkshauptmannfchaft
G., an der Lausitzer Neisse, in 495 m Höhe, in
gebirgiger, waldreicher Gegend, an der Lokalbahn
Reichenbcrg-G.-Tannwal'v, hat (1890) 14 653
deutsche E., darunter 544 Evangelische, 115 Alt-
katholiken und 467 Isracliten, Post, Tclegrapb,
Fernsprcchcinrichtung, Bezirksgericht (115 cikm,
16 Gemeinden, 38 Ortschaften, 44760 E.): je eine
kath. und evang. Kirche, Synagoge, neues Rat-
haus, Turnhalle, zwei Bürgcrfchulcn, höhere Mäd-
chen-, städtische Handelsschule, gewerbliche Fort-
bildungsschule, kunstgewerbliche Fachschule (225
Schüler) für Gürtler, Graveure, Maler, Glas- und
Steinschleifer, großes Krankenhaus, <^par-, Vor-
schußtasse, Nebenstelle der Österreichisch-Ungarischen
Bank, Gas- und elektrische Straßenbeleuchtung,
städtisches Schlachthaus; Woll- undBaumwollwebe-
rcien, Tuchfabriken und Spinnereien. Die erste In-
dustrie war die Kohlenbrennerei, dann folgte Flachs-
garnspinnerci, Tuchmacherei, Leinwandweberei,
Glasindustrie, und letzterer verdankt G. seinen Welt-
ruf. Es hatte (1888) 101 Glashändler und Erpor-
teure, 280 Gürtlerwerkstätten, 49 Glasspinnereien,
45 Glaswarenfabrikcn, 53 Glas-, Porzellan- und
Olmaler, 5 Glaskompositionshütten, 5 Glasdrucke-
reien, 7 Glasfchleifereien, 6 Nadlereicn, 50 Karton-
nagen-, 4 Vuntpavierfabriken, 19 Graveure, bedeu-
tende Brauerei, 4 Vuchdruckcrcien, und erportiert
nach Amerika und dem Orient. ! (s. d.j.
Gabönie, älterer Name für Französisch-Kongo
Gaboriau (spr. -riech), Emile, franz. Roman-
schriftsteller, geb. 9. Nov. 1835 zu Saujon (Charente-
Införieure), gest. 28. Sept. 1873 zu Paris, erlangte
zuerst Ruf durch humoristische Skizzen, wie "1^63
ct)ti11on8 c<2ii;dr68" (1860), "1^63 coin6äicmn68 ado-
i'^68" (1863), "1^6 13^ Iiii88arä8" (1861 u. ö.), "1^e3
^6N8 (161)U1'65UI" (1863) u. s. w., besonders aber durch
seine spannend geschriebenen Romane, meist Krimi-
nalgeschichten. Hervorzuheben sind: "I/aMii^ 1^6-
1'0U^6" (1866), "1^6 (1088161- Xo. 113" (1867), "1^6
crimo ä'Oi-civlll" (1867), "^loiiLieui' Lecoli" <1869
u. ö.), "1^68 68cl3>v68 661^3.ri8" (1869; illustr. Ausg.
1888), "I^a. vio inferual"" (1870), "I.H c1iqu6 äor^ti"
(1871), "l^" 00i'd6 an cou" (1873), "I/ai'FLnt äe3