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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Glasburgen – Glaser (Eduard)

Glasburgen, s. Burg (Bd. 3, S. 751b).

Glasdach (Glasdecke, Oberlicht), die meist in Verbindung mit Eisenkonstruktionen vorkommende Eindeckung der Dachfläche mit starkem Glas, sog. Hagel- oder Rohglas. Sie kommen zur Anwendung bei Oberlichtkonstruktionen der Wohngebäude, über Treppenhäusern und Vestibülen, Unterfahrten und Austritten, Gewächshäusern und Wintergärten, Sheddächern, Eisenbahnhallen u. s. w. In einfachster Form hingegen, unter Verwendung von gegossenen Hartglasziegeln, dienen sie zur Erleuchtung dunkler Kellerräume unter Hausfluren, Durchfahrten, während sie in geriffelter Tafelform auch bei Lichtschachtfenstern und als in der Dachfläche liegende Dachfenster zur Anwendung kommen. Die Stärke des hierzu verwendeten Glases, welches geblasenes, gegossenes, Hart- oder Drahtglas sein kann, beträgt für ersteres 4,5 bis 5 mm, für geripptes Gußglas 7–12 mm, für Drahtglas über 8 mm. Bei allen G. handelt es sich sowohl um ein sicheres und schnelles Abführen der äußern Niederschläge, als auch des innern niederschlagenden, durch die Temperaturausgleichung hervorgerufenen Schweiß- oder Beschlagwassers. Letzterer Übelstand wird vermieden durch Verdoppelung der Glasflächen, sodaß zwischen der äußern und innern Verglasung eine isolierende Luftschicht entsteht. Die Befestigung und Dichtung der Glastafeln erfolgt entweder durch Kitten, oder da der Kitt in der Sonne leicht rissig wird, vermeidet man alle Kittfugen durch geeignete Befestigungen und Überdeckungen der Glastafeln (Bolzanosche Eindeckungsweise).

Glasdachziegel, Dachziegel aus Glas, die entweder gewalzt werden (Biberschwänze) oder gepreßt. Durch Pressen (s. Preßglas) erhält man auch kompliziertere Formen, z. B. Dachfalzziegel. Die G. können wie gewöhnliche Ziegel verwendet werden und haben vor letztern den Vorteil der Durchsichtigkeit und der vollkommenen Undurchlässigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen atmosphärische Einflüsse.

Glasdecke, s. Glasdach.

Glasdiamanten, s. Similidiamanten.

Glasdruck, Glasschrift oder auch Hyalographie, nannte man früher im allgemeinen die Kunst, durch Flußsäure in Glas geätzte Zeichnungen mit Schwärze einzuwalzen und dann auf Papier abzudrucken. Das von Professor Boettcher in Frankfurt a. M. und Bromeis in Hanau erfundene Verfahren hat eine allgemeinere Anwendung nicht gefunden. Die Wiener Staatsdruckerei hat mit Erfolg eine Modifikation des Verfahrens versucht, bei der von der geätzten Glasplatte ein galvanischer Abklatsch in Kupfer genommen und die so erhaltene Platte zum Abdruck benutzt wird. Zuweilen wird mit G. eine Art des Lichtdrucks bezeichnet, die man auch Lichtglas- oder Negativdruck nennt. (S. Lichtdruck.)

Glaselekticität, s. Elektricität (Bd. 5, S. 984b).

Glasen, s. Schiffswache.

Glaser, Adam, Kupferstecher, geb. 17. Aug. 1815 zu Dorsten in Westfalen, erlernte in Düsseldorf unter Jos. von Keller die Kupferstechkunst, verweilte dann anderthalb Jahre in Dresden und kehrte später nach Düsseldorf zurück. Unter seinen in Linienmanier gearbeiteten Kupferstichen sind zu erwähnen: Anbetung der Könige nach Francia (in Dresden; 1849, goldene Medaille), Der Zinsgroschen nach Tizian (ebd.; 1860), Kreuztragung Christi (ebd.; 1866), Der gute Hirt nach J. Kehren (1862), ↔ Kreuztragung nach P. Veronese, Trauernde Juden nach Bendemann.

Glaser, Adolf, Schriftsteller, geb. 15. Dez. 1829 in Wiesbaden, studierte seit 1853 Philosophie und Geschichte in Berlin. Unter dem Pseudonym Reinald Reimar ließ er das Trauerspiel «Kriemhildens Rache» (Hamb. 1853) und das Drama «Penelope» (ebd. 1854) erscheinen; ein dramat. Gedicht «Moses in Ägypten» gelangte in Wiesbaden zur Ausführung. G. führte 1856–78 und wieder von 1882 an die Redaktion der Westermannschen «Illustrierten Monatshefte». Er lebt in Berlin. Von seinen Dramen sind zu nennen: «Galileo Galilei» (Berl. 1861), «Der Weg zum Ruhm» und «Johanna von Flandern». Selbständige belletristische Arbeiten von G. sind: «Familie Schaller» (2 Bde., Prag 1857), «Bianca Candiano», Erzählung (Hannov. 1859), «Was ist Wahrheit?» (2 Bde., Braunschw. 1869), «Der Hausgeist der Frau von Estobal» (2 Bde., Berl. 1878), «Erzählungen und Novellen» (3 Bde., Braunschw. 1862) und «Lese-Abende» (4 Bde., ebd. 1867). Aber erst der kulturhistor. Roman «Schlitzwang» (2 Auflagen, Berl. 1879) lenkte die Aufmerksamkeit größerer Kreise auf ihn. Diesem folgte «Wulfhilde», ein Roman aus dem 13. Jahrh. (Berl. 1880), «Aus dem 18. Jahrh.», kulturgeschichtliche Novellen (Lpz. 1880), «Eine Magdalena ohne Glorienschein" (2 Bde., Berl. 1878), «Weibliche Dämonen» (ebd. 1879), «Moderne Gegensätze» (Lpz. 1881), «Aus hohen Regionen» (2 Bde., Wism. 1882), «Savonarola» (Lpz. 1883), «Das verschwundene Dokument» (ebd. 1883), «Cordula» (ebd. 1885), «Das Fräulein von Villecour» (2 Bde., Dresd. 1886), «Ein Seelenfreund» (Lpz. 1889), teils kulturhistor. Zeitbilder, teils moderne Romane. Seine «Gesammelten Schriften» (Leipzig, 12 Bde.) erschienen 1889–91. Auch eine «Geschichte des Theaters zu Braunschweig» hat er verfaßt (Braunschw. 1861). – Vgl. Oskar Linke, Adolf G. (Lpz. 1891).

Glaser, Eduard, österr. Forschungsreisender, geb. 15. März 1855 in Deutsch-Rust, Bezirk Podersam in Böhmen, widmete sich an der Technischen Hochschule in Prag und an den Universitäten Wien und Prag vorzugsweise mathem., physischen, astron. und geolog. Studien. 1878 wurde er an der Sternwarte in Wien angestellt; daneben erwarb er an der Orientalischen Akademie orient. Sprachkenntnisse. 1880 ging er als Erzieher nach Tunis, später nach Ägypten, um sich arab. Sprachfertigkeit anzueignen. In Suhag (Oberägypten) beobachtete er Mai 1882 die totale Sonnenfinsternis; Oktober desselben Jahres reiste er über Sues, Dschidda und Hodeida nach Sana, der Hauptstadt Südarabiens, wo er fast ein Jahr interniert wurde. Nach Erlangung seiner Freiheit vollführte er viele Touren im Innern, bis er 1884 wieder nach Europa heimkehrte. Er wiederholte seine Reise 1885, 1887 und 1892 zum Zwecke archäol. und topogr. Erforschung des Landes und richtete sein Augenmerk vornehmlich auf das Centralgebiet des alten Sabäerreiches. Von diesen Reisen hat er außer mehrern beträchtlichen von der Berliner Bibliothek und dem Britischen Museum erworbenen Handschriftensammlungen bisher weit über 1000 wichtige südarab. Inschriften und Altertümer heimgebracht. Die geogr., topogr. und histor. Ergebnisse seiner Wanderungen hat er teils in Petermanns «Mitteilungen», im «Ausland», in der «Academy», den »Sitzungsberichten der mathem.-naturwissenschaftlichen Klasse der kaiserl. Akademie der Wissenschaften», teils in selbständigen Schriften: «Mittei-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 47.