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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Glas (für wissenschaftliche Zwecke) - Glasbrillanten

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Glas (für wissenschaftliche Zwecke)'

Dispersionswerte, die zu jedem G., nebst dem Brechungsexponenten für die Linie D, angegeben werden. Bei den G. alter Art findet man in dem Schottschen Glaskatalog auch Crown- und Flintgläser der Silikatreihe, wie sie bisher von Chance in Birmingham oder Feil in Paris an die Optiker aller Nationen geliefert wurden. Überdies ergiebt sich bei den jenaischen G. in der Silikatreihe für die Farbenkompensierung noch ein weiterer Spielraum als bei den bisher angewendeten engl. oder franz. optischen G. Neben der Verminderung des sekundären Spektrums war die Erzeugung von Crown- und Flintgläsern je mit relativ hohem und relativ niedrigem Brechungsexponenten von Wert für die Aufhebung des Astigmatismus bei photogr. Objektiven. Solange eine bestimmte Brechung auch einer bestimmten Zerstreuung entsprach, war diesem Mangel, der sich bei allen optischen Konstruktionen mit stark geneigt einfallenden Lichtstrahlen zeigt, nicht abzuhelfen. Seit der Gründung des jenaischen Werkes ist eine erhebliche Verbesserung in den Leistungen fast aller feinern optischen Instrumente bemerkbar geworden. Die große Mehrzahl der in- und ausländischen Optiker hat sich die gebotenen neuen Hilfsmittel zu Nutze zu machen gewußt. In hervorragendem Maße ist die Optische Werkstätte Carl Zeiß in Jena bei diesen Verbesserungen beteiligt durch Einführung der neuen Apochromat-Mikroskopobjektive und der neuen photogr. Anastigmat-Objektive.

2) Thermometerglas muß eine so geringe thermische Nachwirkung zeigen, daß sowohl der Fehler wegen Erhebung seines Eispunktes bald nach Anfertigung des Thermometers, als auch der wegen Senkung des Eispunktes infolge vorausgegangener Erhitzung des Thermometergefäßes außer Betracht kommen. R. Weber fand, daß, wenn Kali und Natron zugleich im G. vorhanden sind, die thermische Nachwirkung bedeutend ist und daß das Gegenteil eintritt, wenn nur eins jener beiden Alkalien allein zugegen ist. Das gänzliche Fehlen von Kalk in der Zusammensetzung des G. erhöht die schädliche Nachwirkung. Schott fand, daß die Depression dann besonders klein wird, wenn das Thermometer nach seiner Anfertigung sehr langsam gekühlt wird. Auch hat man in neuester Zeit Thermometergläser hergestellt, welche Temperaturen bis zu 550° zu messen gestatten, und solche, deren Temperaturangaben mit denen des Luftthermometers fast genau übereinstimmen.

3) G. für chemische Geräte darf einerseits von Flüssigkeiten nicht angegriffen werden, andererseits soll es schroffen Temperaturwechsel vertragen, ohne zu springen. Die erste Eigenschaft ist für solche Geräte notwendig, die zu Analysen benutzt werden, da die Substanzen (namentlich Alkalien), die aus dem G. von gewöhnlicher Zusammensetzung in Lösung gehen, das Resultat der Analyse verändern können. Aus solchem unlöslichem G. werden auch die Röhren, resp. Deckel der feinen Wasserwagen für astron. und geodätische Zwecke gefertigt, damit die Beweglichkeit der Luftblase durch die Rauhigkeit des von der Flüssigkeit angegriffenen G. nicht gemindert wird. Von dem jenaischen Glaswerk sind in dieser Beziehung umfangreiche Versuche angestellt worden, die ein günstiges Resultat ergeben haben. Auch bezüglich der Widerstandsfähigkeit gegen schroffen Temperaturwechsel hat Schott durch Erfindung des sog. Verbundglases gute Erfolge erzielt. Verbundglas wird durch ↔ Überfangen (s. Glas, S. 43 a) eines passend gewählten G. mit einem andern G. von geringerm Ausdehnungskoefficienten hergestellt. Nach dem Erkalten, auch wenn dasselbe langsam erfolgt, stellen sich ähnliche Spannungserscheinungen ein wie beim Hartglase, nur lassen sich dieselben durch zweckmäßige Auswahl der Glassätze viel sicherer beherrschen als im Hartglase. Aus Verbundglas lassen sich widerstandsfähige Lampencylinder, Kochflaschen, Abdampfschalen, Wasserstandsröhren u. s. w. anfertigen, die ein Besprengen der erhitzten Glasfläche mit kaltem Wasser vertragen, ohne zu springen. Das Innere von Verbundglas befindet sich im Zustande der Dehnung, die äußern Schichten im Zustande der Kompression.

Glas, Thüringer, leicht schmelzbares G., meist auf Glasröhren und Glasstäbe verarbeitet, die in chem. Laboratorien und für allerlei Arbeiten vor der Glasbläserlampe Verwendung finden; wird wegen seines hohen Natrongehalts von wässerigen Lösungen und Alkalien stark angegriffen.

Glasachat, soviel wie Obsidian (s. d.).

Glasätzung, s. Glas (S. 43 b); über Gelbätzen s. Lasieren des Glases. Das Drucken mit geätzten Glasplatten nennt man Hyalographie oder Glasdruck (s. d.).

Glasaugen, künstliche Augen aus Glas, die vor der Glasbläserlampe angefertigt werden.

Glasballons, s. Ballon (mit Textfigur); über die Herstellung s. Glas (S. 41 b).

Glas-Berufsgenossenschaft für das Gebiet des Deutschen Reichs. Der Sitz ist Berlin, Sitz der 7 Sektionen: Fürth, Dresden, Berlin, Lomnitz (Posen), Berlin, Düsseldorf und Saarbrücken. Ende 1892 bestanden 720 Betriebe mit 65618 versicherten Personen, deren anzurechnende Jahreslöhne 38128211 M. (581,06 M. pro Kopf) betrugen. Die Jahreseinnahmen beliefen sich auf 240830 M., die Ausgaben auf 230223 M., der Reservefonds Ende 1892 auf 449 594 M. Entschädigt wurden (1892) 166 Unfälle (2,37 auf 1000 versicherte Personen) mit 122712 M., darunter 8 Unfälle mit tödlichem Ausgang, 9 mit völliger Erwerbslosigkeit. (S. Berufsgenossenschaft.)

Glasbläserlampe, eine mit Gebläse versehene Lötrohrlampe zur Erzeugung einer kräftigen, bis 2 dm langen Stichflamme, welche zum Verarbeiten von Glasröhren u. dgl., ferner für Glasarbeiten in kleinerm Maßstabe, zur Herstellung von chem. und physik. Apparaten dient. Als Brennmaterial dient Öl oder Talg. Jetzt ist die G. fast überall durch Leuchtgasbrenner mit Luftgebläse ersetzt.

Glasblumen,stilisierte Blumen aus verschiedenartig gefärbtem Glase, die ursprünglich von den Venetianern hergestellt wurden zur Verzierung von Vasen, Kronleuchtern u. dgl. m. Gegenwärtig fertigt man dieselben auch in Deutschland, Böhmen und Ungarn vor der Glasbläserlampe, durch Aneinanderfügen eines erweichten Glasblattes an das andere an. Diese Blumen stehen den aus Porzellan erzeugten bedeutend an Schönheit und Naturtreue nach. Eine andere Art G. wird aus Glasseide (s. Glasspinnerei) angefertigt und dient als Kopfputz für Damenhüte. Über blumenartige Verzierungen in Briefbeschwerern u. s. w. s. Millefiori.

Glasboot, s. Argonaute.

Glasbrenner, Adolf, s. Glaßbrenner.

Glasbrillanten, s. Similidiamanten.