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                    Gloucester (Seestadt) – Gluchow
                
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Gloucester (Grafschaft und Stadt)'
	und das Krankenhaus. Ein Museum enthält die röm.Altertümer der Umgegend. G. besitzt drei Lateinschulen, ein Irrenhaus und ein 
	Arbeitshaus. Nadelfabrikation, Glockengießerei, Seifensiederei und Fabrikation von Messerschmiedewaren sind die wichtigsten 
	Industriezweige; bedeutender ist der Handel: Ausfuhr der Erzeugnisse der Grafschaft und Einfuhr von Getreide und Holz für die 
	Fabrikdistrikte der West-Midland-Division. Den Verkehr vermitteln Pferdebahnen im Innern, die Great-Western- und die Midlandeisenbahn 
	sowie der Berkeleykanal, der Seeschiffe von der Severnmündung bis zu den Docks der Stadt gelangen läßt. – G., das altbrit. Caer 
	Glowe, die röm. Station Glevum, später Castra Claudia, war 
	ehemals stark befestigt. Unter Eduard I. faßte 1272 hier das Parlament die Gloucesterstatuten ab. Heinrich III. ward hier gekrönt. Richard 
	III. führte den Titel Herzog von G. 1643 hielt sich die Stadt tapfer gegen die Royalisten.
	Gloucester (spr. gloßtĕr), Seestadt im County Essex 
	des nordamerik. Staates Massachusetts, nordöstlich von Boston, an der Boston-Mainebahn, hat (1890) 24651 E., eine kath. St. 
	Annekirche, Stadthaus, Zollhaus, öffentliche Bibliothek und Wasserwerke. G. ist der wichtigste Fischerhafen der Union. 1889 waren 406 
	Schiffe mit 27565 t mit dem Fang von Stockfisch und Makrelen beschäftigt; bedeutend sind auch die Granitbrüche und Fabriken für 
	Schiffsausrüstung.  G. ist beliebte Sommerfrische.
 
	Glover (spr. glöww'r), Rich., engl. Dichter, geb. 1712 zu London, verband mit seinen 
	Handelsgeschäften litterarische, besonders griech. Studien. Schon im 16. Jahre schrieb er ein Lobgedicht auf Newton und 1737 
	«Leonidas», ein mit großem Beifall aufgenommenes Heldengedicht in neun Gesängen, von dem 
	1770 eine völlig umgearbeitete und vermehrte Ausgabe erschien (deutsch von Ebert, Hamb. 1778). Als Fortsetzung hinterließ G. bei 
	seinem Tode (25. Nov. 1785) ein viel schwächeres Epos: «The Atheniad», in 30 Gesängen (3 Bde., 
	Lond. 1787). Außerdem schrieb er die Gedichte: «London, or the progress of commerce» (Lond. 
	1739) und «Admiral Hosier's ghost» (ebd. 1739); zwei Trauerspiele: 
	«Boadicea» (ebd. 1758) und «Medea» (ebd. 1761), und einen 
	Auszug eigener «Memoirs of a distinguished literary and political character» (ebd. 1813). Auf Grund 
	der darin ausgesprochenen Ansichten wollen einige in ihm den Verfasser der 
	Briefe des Junius (s. d.) erblicken.
 
	Gloversville (spr. glöww'rswill), Stadt im County Fulton des nordamerik. Staates 
	Neuyork, nordwestlich von Albany, hat 1880: 7133, 1890: 13864 E. und führt seinen Namen von seinem Hauptindustriezweig, der 
	Handschuhfabrikation.
 
	Gloverturm, Vorrichtung der Schwefelsäurefabrikation, die gleichzeitig zum Verdampfen der Kammersäure 
	und zum Denitrifizieren der Gay-Lussac-Säure (s. d.) dient, besteht aus einem hohen quadratischen Behälter von 
	starkem Walzblei, dessen Wandungen vor der Wirkung der Hitze und Säure durch Verkleidung mit Steinplatten geschützt sind, und 
	dessen Innenraum mit säurefesten Ziegeln gitterförmig ausgesetzt ist. An seinem obern Ende steht der G. mit der Hauptkammer in 
	Verbindung, während unten die heißen, aus Kiesen gewonnenen Gase eintreten.   Die Säure wird durch eine oben  ↔  
	auf dem Turm angebrachte Verteilungsvorrichtung über die Steingitter verteilt und strömt den heißen Gasen entgegen, wobei das darin 
	enthaltene Wasser verdampft und zugleich die Nitrosulfosäure zersetzt. Der Zustrom der Säure ist so zu regulieren, daß die Säure, die 
	am Fuß des Apparats abfließt, eine Konzentration von 62° B. hat.
 
	Gloxinĭa 
	L'Hérit., eine zur Familie der Gesneraceen (s. d.) gehörige 
	Pflanzengattung mit nur 6 Arten im tropischen Südamerika. Es sind krautartige Gewächse mit knolligem Wurzelstocke und lebhaft 
	gefärbten großen Blüten. Sie gehören zu den beliebtesten Topfzierpflanzen und sind in zahlreichen Varietäten in Kultur.
	
	Die wichtigste Art dieser Gattung ist G. (Ligeria) speciosa 
	Ker. (Brasilien), fast stammlos, mit großen violettblauen, stark nach unten gerichteten Blumen, 
	anfangs von ziemlich bescheidener Schönheit, gegenwärtig die Stammmutter einer zahlreichen Nachkommenschaft, welche wegen 
	schöner Form, prächtigen Kolorits und interessanter Zeichnung der Blumen häufig in Warmhäusern kultiviert wird. Von den ersten 
	Formen hat die in England aus Samen erzogene G. Tyfiaua auf die blumistische Entwicklung der 
	G. großen Einfluß geübt.
	
	
	In neuerer Zeit werden vorzugsweise zwei Sorten kultiviert, deren Spielarten regelmäßigere aufrechte 
	(var. erecta) oder horizontale Blumen (var. horizontalis) tragen. 
	Das Kolorit der letztern ist sehr mannigfaltig und besteht in einer bald zarten, bald kräftigen, oft sehr feurigen, nicht selten sammetartigen 
	Nuance des Rot oder Blau. Nicht minder mannigfaltig ist die Zeichnung. Außerdem sind die Blumen um vieles größer geworden und 
	auch das Laubwerk hat an Größe und Substanz gewonnen (vgl. G. Hybrida var. grandiflora crassifolia 
	auf Tafel: Warmhauspflanzen, Fig. 3). In neuerer Zeit faßt man alle diese 
	zahlreichen Spielarten unter dem Namen G. hybrida zusammen.
	
	
	Die Gloxinien müssen im Warmhause kultiviert werden und erfordern, wie viele andere Knollengewächse, eine vollkommene Ruhezeit, 
	welche bei ihnen von Ende Oktober bis Ende Februar dauert, in welcher Zeit mit Beginn des neuen Triebes die Knollen in sandige 
	Lauberde in Töpfe gepflanzt und in geschlossener Luft oder wenn möglich auf einem Warmbeet zu kräftiger Vegetation angeregt werden. 
	Abgesehen von der Aussaat, werden die Gloxinien vorzugsweise durch Blätter vermehrt. Zu diesem Behufe nimmt man kräftig 
	entwickelte Blätter ab, kerbt auf der untern Seite die Mittelrippe ein und legt sie flach in eine mit recht sandiger Lauberde gefüllte Schale, 
	wo man sie mit Häkchen befestigt. Nach 6–8 Wochen haben sich an den Kerben Knöllchen mit Wurzeln und Augen gebildet.
	
	 
	
	Gluchow. 1) Kreis im südöstl. Teil des russ. Gouvernements 
	Tschernigow, eben, mit Schwarzerde und Lehmboden, hat 3091,6 qkm, 130573 E., Ackerbau, Vieh-, 
	Bienenzucht, vortreffliche Porzellanerde (beim Dorfe Poloschek; 1887 wurden 278000 Pud gewonnen), die kaiserl. Schoschtensche 
	Pulvermühle, mehrere Zuckerfabriken, eine Porzellanfabrik u. a. – 
	
	
	2) Kreisstadt im Kreis G., 288 km östlich von Tschernigow, am erhöhten Ufer des Esmanj und an 
	der Poststraße von Moskau nach Kiew, hat (1890) 17625 E., in Garnison das 19. Infanterieregiment, 11 Kirchen, 2 israel. Betschulen, 
	1 Gymnasium, 1 Lehrerseminar und 1 Progymnasium für
	
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 88.