Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Glottisödem'
gefahr sofortiges Einschneiden in die Geschwulst, wodurch die angesammelte wässerige Flüssigkeit entleert und der Kehlkopfseingang
wieder frei wird, oder die Vornahme des Luftröhrenschnitts, durch den die bedrohte Atmung so lange künstlich unterhalten wird, bis das
dem G. zu Grunde liegende Hindernis wieder beseitigt ist.
Gloucester (spr. gloßtĕr), engl. Grafen- und Herzogstitel. Erster
Graf von G. war Robert, ein natürlicher Sohn König
Heinrichs I., der für seine Schwester Mathilde den Sieg bei Lincoln über Stephan von Blois erfocht (1139), letztern gefangen nahm,
aber später das gleiche Schicksal erfuhr und 1146 starb. –
Gilbert von Clare, fünfter Graf von Hertford und sechster Graf von G., stand nach König Johanns
Tod (1216) auf Seite des um die engl. Krone kämpfenden franz. Dauphins (s. Ludwig VIII.) und starb 1230. Sein
Sohn Richard (gest. 1262) spielte eine wechselnde Rolle in den Parteikämpfen unter Heinrich III. Richards Sohn
Gilbert «Der Rote», achter Graf von G., war neben Simon von Montfort der zweite Führer der
Baronenpartei gegen Heinrich III., focht entscheidend mit bei Lewes (1264), entzweite sich aber mit Montfort, trat über zu der Partei des
Königs und half hervorragend in der Schlacht bei Evesham (1265). Nach Heinrichs Tod (1272) führte er die Regentschaft für den auf
der Pilgerfahrt abwesenden Eduard I. Er starb 1295. Seine Gattin, eine Tochter Eduards I., hatte ihm neben drei Töchtern einen Sohn
geboren. Dieser, Gilbert, neunter Graf von G., ein Spielgenosse Eduards II., stand in dessen
Kämpfen mit den Baronen auf königl. Seite. Als Führer der Vorhut fiel er in der unglücklichen Schlacht von
Bannockburn (s. d.) gegen die Schotten (Juni 1314) und mit ihm erlosch die Grafenwürde von G., die allerdings
noch dreimal erneut auf zwei seiner Schwäger und einen Urgroßneffen übertragen wurde, dann aber, da auch diese ohne männliche
Erben starben, erloschen blieb.
Die Herzogswürde von G. übertrug 1385 Richard II. seinem Oheim
Thomas von Woodstock, Grafen von Buckingham, geb. 7. Jan. 1355, dem jüngsten Sohne
Eduards III. G. trat an die Spitze der parlamentarischen Opposition gegen den König, die 1386 die Absetzung von dessen Räten
erzwang und die Regierung völlig eigenmächtig führte, bis Richard sie ihnen 1389 entwand. Acht Jahre hielt er mit seiner Rache
zurück, 1397 aber glaubte er seine königl. Macht genügend gefestigt, die Genossen G.s traf Tod oder Verbannung, er selbst starb in
der Haft zu Calais (Sept. 1397).
Humphrey, Herzog von G., geb. 1391, der jüngste Sohn Heinrichs IV., nahm teil an dem franz.
Kriege und der Schlacht von Azincourt und erhielt nach Heinrichs V. Tode (1422), während sein älterer Bruder, Herzog John von
Bedford in Frankreich weilte, das Protektorat über den unmündigen Heinrich VI. Nur getrieben vom selbstsüchtigsten persönlichen
Ehrgeiz stiftete er Unruhen in der Regierung, die schädlich nach außen wirkten, und durch seine Heirat mit Jacqueline von Holland
(1425), von der er sich schon nach fünf Jahren trennte, entfremdete er den Engländern den Herzog von Burgund, ihren
Bundesgenossen. Geistig war er hochgebildet, aber sittenlos, trotz seiner Volksbeliebtheit eine der unheilvollsten Persönlichkeiten der
Epoche. Nach Heinrichs VI. Vermählung mit Margarete von ↔ Anjou, 1445, wurde er von ihr und ihrem Günstling
Suffolk gestürzt und am Tage nach seiner Verhaftung tot in seinem Bett gefunden (23. Febr. 1447). Nach ihm erhielten den Titel
Herzog von G. 1461 der Bruder König Eduards IV., Richard,
hernach König Richard III. (s. d.) und 1764 der Bruder Georgs III.,
William Henry, geb. 25. Nov. 1743, dritter Sohn des Prinzen Friedrich von Wales. Er machte
durch seine geheime Ehe mit der verwitweten Gräfin von Waldegrave (1766) viel von sich reden und starb 25. Aug. 1805. Sein Sohn,
William Frederick, Herzog von G., geb. 1776 in Rom, focht in Holland, heiratete Marie, Tochter
Georgs III., stand gegen Georg IV. zur Opposition, besonders im Prozeß der Königin Karoline, ging später zu den Tories über und starb
kinderlos 1834. Mit ihm erlosch die Herzogswürde von G.
Gloucester oder Glocester
(spr. gloßtĕr). 1) Grafschaft Westenglands mit dem Titel eines
Herzogtums, zu beiden Seiten des untern Severnthals, hat 3171,40 qkm und (1891) 599974 E., d. i.
189 auf 1 qkm. G. zerfällt in einen Berg-, einen Thal- und einen Walddistrikt. Der erstere begreift die Cotswoldhügel, die Wasserscheide
zwischen Severn und Themse und reicht von Chipping-Campden bis nördlich von Bath. Hier ist das Klima kühl, der Boden ziemlich
ergiebig und ausgedehntes Weideland für Schafherden. Der Thaldistrikt umfaßt das Niederland längs des Severn von der Nordgrenze
bis Bristol. Der Walddistrikt, Forest of Dean, umfaßt das Land westlich vom Severn bis zur Stadt G. und dann im W. des Leadon bis zur
Grenze von Hereford; er bietet neben Bauholz auch Eisen und Steinkohlen, überdies enthält G. Zink, Blei, Marmor, Bergkrystall. Am
fruchtbarsten und grasreichsten sind die Thäler; berühmt ist der Gloucesterkäse des
Berkeleythals. Auch Obst giebt es in Fülle. Jedes Pachtgut hat seinen Obstgarten und preßt Cider und Perry (Apfel- und Birnwein). Die
Gewerb- und Fabrikthätigleit ist ansehnlich. Es bestehen zahlreiche große Fabriken, hauptsächlich in Wolle, Baumwolle und Flachs;
dann aber auch in Metallwaren; ferner Gerberei und Mälzerei. Das Bahnnetz besteht aus Verzweigungen der Great Western Bahn.
Neben und vor der Hauptstadt G. sind zu erwähnen: Bristol (221665 E.), Stroud, Tewkesbury, Cheltenham und Cirencester. G. schickt
5 Abgeordnete ins Parlament, 11 andere die Städte.
2) Hauptstadt der Grafschaft G., Parlaments- und County-Borough sowie Municipalstadt, auf
einer Anhöhe am linken Ufer des Severn, der hier die große Alney-Insel bildet, gelegen, ist Sitz eines Bischofs und eines deutschen
Vicekonsuls und hat (1891) 39444 E. Die vier Hauptstraßen, Northgate, Southgate u.s.w., zeigen noch den Grundriß des röm. Lagers.
Unter den 12 großen Kirchen ist die Kathedrale berühmt; sie steht an der Stelle eines Nonnenklosters aus dem 7. Jahrh. und wurde im
11. Jahrh. begonnen und im 14. beendet. Äußerlich in streng spätgot. (perpendikulärem) Stil, zeigt das Innere (Schiff, Kapitelhaus und
Krypta) den ursprünglich normann. Charakter. Der Chor enthält ein 22 m hohes Fenster mit prachtvollen Glasmalereien (14. Jahrh.),
einen Kreuzgang von 1351–92) mit Fächergewölben und Grabmäler zweier Söhne Wilhelms des Eroberers und Eduards II. Der Bau ist
128 m lang und 34 m breit, der Turm erreicht 68 m Höhe. Andere Gebäude sind Shire-Hall für die Assisen, das Gefängnis, das Theater
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 87.