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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Glühwein - Glyceria.

und 2 Alaun, dessen man sich bedient, um vergoldeten Gegenständen eine rötliche Farbe zu erteilen. Man taucht dieselben noch warm in das geschmolzene Gemenge und läßt dies über freiem Kohlenfeuer wieder davon abbrennen, worauf man ablöscht und poliert. Die Wirkung beruht darauf, daß das bei der Operation aus dem Grünspan reduzierte Kupfer mit dem Gold sich zu roter Karatierung verbindet.

Glühwein (Negus, Nicus), Rotwein, mit Zucker, Zimt, einigen Gewürznelken, auch wohl mit anderm Gewürz versetzt und erhitzt, ein Getränk, welches erwärmend und stärkend, jedoch nur gesunden Personen zuträglich ist.

Glühwurm, allgemeine Benennung mehrerer Insekten, welche die Eigenschaft teilen, durch phosphorisches Licht im Dunkeln zu leuchten. Vgl. Leuchtkäfer, Johanniswürmchen und Feuerfliege.

Glukose (Glykose), s. Traubenzucker.

Glukoside, s. v. w. Glykoside.

Glum Eyjolfsson (Viga-Glumr), isländ. Skalde, um 940 geboren, lebte in seiner Jugend längere Zeit in Norwegen und starb, nachdem er kurz zuvor zum Christentum übergetreten war, 1003. Er ist besonders berühmt durch die Kämpfe, welche er als Häuptling im Südwesten von Island zu bestehen hatte, und die den Inhalt der "Viga-Glumrsaga", einer zu Anfang des 13. Jahrh. niedergeschriebenen Lebensbeschreibung des Dichters, bilden. Sie wurde von Thorlaksson in den "Islenzkar Fornsögur" (Kopenh. 1879) herausgegeben. Größere Gedichte von G. haben sich nicht erhalten.

Glumaceen, s. Glumifloren.

Glumae (lat., Spelzen, Kelchspelzen), kahnförmige Deckblätter am Grunde des Grasährchens. S. Ährchen und Gräser.

Glumella (Blütenspelze), s. Ährchen.

Glümer, 1) Adolf von, preuß. General, geb. 5. Juni 1814 zu Lengefeld auf dem Eichsfeld, trat 1831 als Avantageur in das 26. Infanterieregiment, ward 1832 Offizier, diente eine Zeitlang in der Artillerie und in der topographischen Abteilung des Generalstabs, machte als Generalstabsoffizier und Adjutant des Generalmajors v. Cölln den badischen Feldzug 1849 mit, ward 1851 Hauptmann und 1856 Major unter gleichzeitiger Versetzung in den Generalstab. 1859 erhielt er das Kommando des Füsilierbataillons des 23. Infanterieregiments und 1861 das des 1. westpreußischen Grenadierregiments Nr. 6. 1866 führte G. eine Brigade der Division v. Beyer in der Mainarmee, nahm an den Gefechten von Hammelburg, Helmstadt und Roßbrunn teil und erhielt nach dem Feldzug das Kommando der 32. Infanteriebrigade in Trier. An der Spitze der 13. Infanteriedivision nahm er 1870 am Gefecht von Saarbrücken (6. Aug.) teil, indem er auf dem rechten Flügel Forbach eroberte, ferner an den Schlachten des 14. und 18. Aug. und an der Zernierung von Metz, bis er 30. Sept. das Kommando der badischen Division erhielt. Kurz darauf erkrankte der General und konnte erst von Anfang Dezember an wieder am Feldzug teilnehmen. Er befehligte dann die Division bei Nuits (18. Dez.) und namentlich in der entscheidenden Schlacht bei Belfort. Auf der Verfolgung Bourbakis drang G. mit seiner Division bis an die Schweizer Grenze vor. Nach dem Krieg wurde er Kommandeur der 29. Division (Freiburg) und 1873 Gouverneur von Metz, nahm aber bald seinen Abschied und ließ sich in Freiburg nieder. Er führt den Vorsitz im Bunde der deutschen Kriegervereine.

2) Claire von, Schriftstellerin, geb. 18. Okt. 1825 zu Blankenburg am Harz, verbrachte, da ihr Vater als politischer Flüchtling Deutschland verließ, den größern Teil ihrer Jugend in Frankreich, namentlich in Béarn und der Normandie, kehrte 1848 nach Deutschland zurück und lebte als Schriftstellerin bis 1858 in Wolfenbüttel, seitdem in Dresden. Außer einer großen Reihe vortrefflicher Übersetzungen aus dem Französischen, Englischen und Russischen (darunter Romane und die Autobiographie Georges Sands, Lanfreys "Geschichte Napoleons I.", Swifts "Tagebuch in Briefen an Stella", Turgenjews "Väter und Söhne" und "Rauch" etc.) erschienen von ihr: "Aus den Pyrenäen", Skizzen und Schilderungen (Dessau 1853); "Erinnerungen an Wilhelmine Schröder-Devrient" (Leipz. 1862); "Aus der Bretagne", Novellen (Wien 1867); "Düstere Mächte; Erlöst", zwei Novellen (Berl. 1870); "Frau Domina", Novelle (Stuttg. 1873); "Alteneichen" (Berl. 1877); "Aus dem Béarn", Novellen (das. 1878); "Dönninghausen", Roman (Dresd. 1880, 2 Bde.); "Vom Webstuhl der Zeit", vier Novellen (das. 1882); "Lutin und Lutine" (Leipz. 1884).

Glumifloren (Glumaceen, Spelzblütige), Ordnung im natürlichen Pflanzensystem aus der Abteilung der Monokotyledonen, charakterisiert durch kleine, unscheinbare Blüten, welche meist in Ährchen geordnet und zwischen dicht stehenden Deckblättern, hier Spelzen genannt, versteckt sind; das Perigon fehlt ganz oder ist durch Schüppchen oder borstenartige Bildungen ersetzt; die Frucht ist eine oberständige, einsamige, trockne Karyopse; der Same enthält mehliges Endosperm und einen geraden Keimling, der an der Seite des Endosperms liegt. Die G. sind meist grasartige Gewächse mit unterirdischen Rhizomen und aufrechten, oberirdischen Sprossen mit langen, dünnen, oft hohlen Internodien, sogen. Halmen, und bescheideten, langen, linealischen, ganzen, parallelnervigen Blättern, welche zwei- oder dreizeilig stehen. Die Ordnung begreift die Familien der Cyperaceen und Gramineen.

Glurns, Städtchen in Tirol, Bezirkshauptmannschaft Meran, 915 m ü. M., an der Etsch im Vintschgau, Sitz eines Bezirksgerichts, von Mauern und Türmen umgeben, hat eine gotische Pfarrkirche und (1880) 649 Einw. Vom Glurnser Köpfel (2075 m) prachtvolle Aussicht auf die südlich gelegene Ortlergruppe.

Glutäen (Glutaei musculi), Gesäßmuskeln.

Gluten, s. v. w. Kleber.

Glutenfibrin, -kasein etc., s. Kleber.

Glutin, s. Leim.

Glutinantia (Agglutinantia, lat.), Klebmittel für Wunden, am gewöhnlichsten Heftpflaster.

Glutz-Blozheim, Robert, schweizer. Geschichtschreiber, geb. 31. Jan. 1786 zu Solothurn in einer patrizischen Familie, studierte in Landshut, Leipzig und Würzburg die Rechte, entschloß sich nach Joh. v. Müllers Tod 1809, dessen "Geschichte der schweizerischen Eidgenossenschaft" weiterzuführen, lebte anfänglich in seiner Vaterstadt, dann in Zürich und begab sich 1818 nach München, wo er schon 14. April d. J. starb. Seine durch gründliches Quellenstudium ausgezeichnete Fortsetzung erschien in Zürich 1816 unter dem Titel: "Geschichte der Eidgenossen vom Tod Waldmanns bis zum ewigen Frieden mit Frankreich" (1489-1516) und bildet die zweite Abteilung des 5. Bandes des ganzen Werkes.

Glyceria R. Brown (Süßgras, Viehgras, Schwaden, Mannagras), Gattung aus der Familie der Gramineen, Feuchtigkeit liebende, ausdauernde, meist sehr hohe Gräser mit in der Blütezeit