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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Godaweri; Goddam; Goddard; Gödde; Gode; Godeau; Godeffroy; Godefroid

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Godaweri - Godefroid.

Deutschland, wo sein Kompositionstalent bedeutende Anregung erhielt. Er veröffentlichte zuerst 1865 eine Violinsonate, darauf eine Anzahl weiterer Kammermusikwerke (Violinsonaten, ein Trio, Streichquartette), für die er vom Institut de France mit dem Preis Chartier ausgezeichnet wurde, ferner Klavierstücke, Etüden und über 100 Lieder. Die Reihe seiner größern Werke eröffnete das "Concert romantique" für Violine; weiter folgten: ein Klavierkonzert, eine "Symphonie gothique", "Scènes poétiques" für Orchester, eine lyrische Szene: "Diane et Actéon", endlich 1878 die von der Stadt Paris preisgekrönte dramatische Symphonie (mit Soli und Chören): "Le Tasse" (Tasso). An Stelle Pasdeloups zur Leitung der von diesem begründeten Concerts populaires berufen, hat sich G. auch als tüchtiger Orchesterdirigent bewährt.

Godaweri (Godavari), nach Ganges und Indus der mächtigste Fluß Vorderindiens, im Dekhan, mit 1445 km Länge u. einem Stromgebiet von 290,600 qkm (5277 QM.), entspringt aus dem Ostabhang der Westghats, bei Trimbak im Distrikt Nasik, 80 km vom Indischen Ozean, in 1000 m Höhe, durchströmt mit zahlreichen Windungen die ganze Halbinsel in südöstlicher Hauptrichtung, mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 2,5 km in der Stunde, die sich jedoch bei Hochwasser im mittlern Lauf zu 10 km steigert. Nach einem Laufe von 1050 km empfängt die G. links die wasserreichere Pranhita (entstanden aus dem Zusammenfluß der Warda [mit der Painganga] und der Wainganga); andre Zuflüsse sind: rechts im mittlern Lauf die Mandschera, links im untern Lauf Indrawati, Tal und Sabari. Die Uferlandschaft wird von hier ab eine Strecke mit jener des Rheins verglichen, nur fehlen die Burgen und volkreichen Städte. Von der Einmündung der Pranhita an fließt der Fluß durch Engen von 22, 32 und 56 km Länge hindurch; Stromschnellen sperren hier die Schiffahrt. Englischerseits wurden 14 Mill. Mk. auf Umgehung dieser Barrieren genannten Hindernisse mittels Kanäle verwendet, aber ohne allen Erfolg, weshalb das Unternehmen 1871 aufgegeben wurde. Dagegen veränderten den Charakter der Landschaft die Kanalisationsarbeiten im Deltagebiet. Bei Dauleschweram beginnt die G. sich in drei Arme zu spalten. Ein 3840 m langer Querdamm fängt den Strom auf und treibt das Wasser desselben am rechten Ufer im 145 km langen Ellorkanal am Rande der letzten Terrainstufe bis zum Kistnafluß und am linken Ufer im Kokonadakanal und seiner Fortsetzung bis auf eine Entfernung von 100 km. Diese Kanäle dienen durch Verteilungsgräben der Bewässerung von 312,000 Hektar und haben dadurch eine früher in trocknen Jahren der Hungersnot ausgesetzte Gegend sogar zur Ausfuhr von Reis befähigt, der Regierung aber eine bedeutende Grundsteuer aufzulegen gestattet, welche das hohe Baukapital reichlich verzinst. Die gesamte Länge der Hauptkanäle ist 850 km, davon sind 740 km, wenn auch meist nur während vier Monaten, schiffbar. Vgl. Morris, The G.-District (Lond. 1878).

Goddam (eigentlich God damn, spr. goddäm), "Gott verdamm' (es, mich)!" Fluch und Schwur der Engländer, die daher spottweise Goddams genannt werden.

Goddard (spr. góddörd), Arabella, Klavierspielerin, geb. 1840 zu London, erhielt ihre Ausbildung unter andern durch Moscheles und konzertierte bereits 1855 mit Erfolg in Berlin, Leipzig und Paris. 1859 verheiratete sie sich mit Davison, welcher als Musikkritiker der "Times" und Redakteur der Musikzeitung "Musical World" in der Lage war, ihrem übrigens höchst bedeutenden Talent in den weitesten Kreisen zur Anerkennung zu verhelfen. Zahlreiche spätere Kunstreisen, deren eine sie 1873-74 sogar nach Ostindien und Australien führte, haben ihr in der Folge einen Weltruf verschafft.

Gödde (Gudda, Cuddi), arab. Getreidemaß, = 7,57 Lit.

Gode (Goad), altengl. Ellenmaß, = 70,16 cm.

Godeau (spr. goddoh), Antoine, franz. Schriftsteller, geb. 1605 zu Dreux, war ein Verwandter Conrarts (s. d.) und Mitglied von dessen gelehrter Gesellschaft, die seinen Versen großen Beifall spendete. Auch zu den ständigen Gästen des Hôtel Rambouillet gehörte er und erhielt dort seiner niedlichen Gestalt und Galanterie wegen den Beinamen "Nain de la princesse Julie" (d. h. Zwerg des Fräuleins von Rambouillet). 1635 zum Mitglied der Akademie ernannt, erhielt er ein Jahr später von Richelieu für eine Paraphrase des "Benedicite" das Bistum Grasse und starb 21. April 1672 in Vence. Seine "Œuvres poétiques", Oden, Paraphrasen, Psalmen etc. enthaltend (1660-63, 3 Bde.), wurden von seinen Zeitgenossen als Muster angesehen. Auch schrieb er eine "Histoire de l'Église" (Par. 1663-78, 5 Bde.); "Fastes de l'Église", ein Gedicht von über 15,000 Versen (1674), u. a. Vgl. Tisserand, A. G. (Par. 1876).

Godeffroy (spr. -frŏa), Johann Cesar, Kaufmann, geb. 1. Juli 1813 zu Kiel, trat 1830 in das von seinem Großvater errichtete Hamburger Geschäft und verschaffte demselben wohlbegründeten Weltruf. Er errichtete auf den Inseln der Südsee, besonders auf den Samoa- und Tongainseln, 45 Niederlassungen und Agenturen, in denen die Kultur der Kokospalme, der Baumwolle, des Kaffees und Zuckers sowie die Perlmutterfischerei betrieben wurden. Daneben suchte er die Erforschung der Südseeinseln und Nordostaustraliens mit allen Mitteln zu fördern und begründete 1861 ein Museum in Hamburg, für welches er zahlreiche Reisende nach der Südsee entsandte, die lediglich wissenschaftliche Zwecke verfolgen durften. Das zusammengebrachte natur- und kulturhistorische Material wurde den Forschern zur Verfügung gestellt, und es haben unter andern Peters, Finsch, Hartlaub, Günther, Dohrn, Semper, Agassiz, Kölliker, Luerssen die verschiedenen Tierklassen und Pflanzenfamilien bearbeitet. Die Resultate dieser Untersuchungen wurden im "Journal des Museum G." (Hamb. 1871-79, 14 Hefte) publiziert. 1879 trat eine Stockung des Geschäfts ein, der Handel Deutschlands mit den Samoainseln ging an die Deutsche Handels- und Plantagengesellschaft der Südsee über, und seit 1885 begann G. das Museum aufzulösen. Den wertvollen ethnographischen Teil desselben erwarb das Museum für Völkerkunde in Leipzig. G. starb 9. Febr. 1885.

Godefroid (spr. god'frŏa), 1) Jules Joseph, Harfenist, geb. 23. Febr. 1811 zu Namur in Belgien, machte seine Studien auf dem Pariser Konservatorium, widmete sich nach einer kurzen Virtuosenlaufbahn der Opernkomposition, jedoch ohne Erfolg, und starb 27. Febr. 1840.

2) Félix, ebenfalls ausgezeichneter Harfenist, Bruder des vorigen, geb. 24. Juli 1818 zu Namur, erhielt seine Ausbildung im Konservatorium zu Paris, unternahm von 1839 an Kunstreisen durch ganz Europa und ließ sich später in Paris nieder. Von seinen im eleganten Salonstil gehaltenen Kompositionen für Harfe und für Klavier haben namentlich die erstern wohlverdienten Beifall gefunden.