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Gurage – Gurke
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Gura'
Engagement am neuen Stadttheater zu Breslau an. 1870 wirkte er in Leipzig am Stadttheater und zugleich als Lieder- und Oratoriensänger und legte hier den Grund zu
seinem Rufe. Im Sept. 1876 wandte er sich nach Hamburg, nachdem er wenige Wochen vorher in Bayreuth den Günther («Götterdämmerung») gesungen hatte. 1882 wirkte
er in London bei einem von Hans Richter geleiteten deutschen Opernunternehmen. Seit Aug. 1883 ist er Mitglied des Münchener Hoftheaters. G. gehört zu den besten
Wagner-Sängern; sein Hans Sachs, Telramund, Wolfram, Holländer, Wotan und Marke sind prächtige Gestalten, aber auch in andern Opern, klassischen und neuen, leistet
er Vorzügliches. An den Festspielen in Bayreuth war G. oft beteiligt als Amfortas, Marke und Sachs. Als Konzertsänger fand er großen Beifall durch den Vortrag Loewescher
Balladen und der Schubertschen Liedercyklen.
Gurage, Hochland im S. von Abessinien, durch das Land der Soddo und den Hawaschfluß davon getrennt, das Quellgebiet des Waisa oder Webi
mit dem ansehnlichen Suaisee. Die Bewohner (Galla), dem Namen nach Christen, sind in die Barbarei zurückgesunken; sie werden auf etwa 40000 geschätzt. Das Land ist
Abessinien tributpflichtig.
Guramīden, Königsdynastie in Georgien (s. d.).
Gurd oder Kolonialpiaster (colonial dollar), seit 1809 in London
aus Silber für Britisch-Guayana geprägte Kolonialmünze (colonial token) = 3 Kolonialgulden
(Guilders). (S. Gourde.)
Gurgel, der vordere, den Schlundkopf und den Kehlkopf enthaltende Teil des Halses (s. d.).
Gurgeln, das von röchelndem Geräusch begleitete Hin- und Herbewegen einer Flüssigkeit im Rachen, hervorgebracht dadurch, daß man die
Flüssigkeit zur Schlundöffnung laufen läßt, aber durch Ausstoßen des Atems wieder zurückstößt. Bei Rachen- und Halskrankheiten werden besondere Gurgelwässer (s.
Gargarisma) als Heilmittel zum G. benutzt. Am wirksamsten ist das G., wenn man es bei stark zurückgesunkenem Kopf, am besten im Liegen, dergestalt
ausführt, daß man stets nur eine kleine Menge des Gurgelwassers auf einmal in den Rachen einführt. Nachteilig wirkt das G. bei allen tiefern Entzündungen der
Rachengebilde, weil durch die zum G. erforderlichen Muskelbewegungen die Entzündung nur gesteigert wird; in solchen Fällen sind Ausspülungen, Pinselungen,
Einatmungen u.dgl. anzuwenden.
Gurgl, Dorf und Eissee im Ötzthal (s. d.) in Tirol.
Gurgueia (spr. -geĭa), Serra, Gebirge in Nordbrasilien, zieht von den Quellen
des Parahyba unter 9° südl. Br. nach SO., wo es sich in der Serra Boqueirão am Westufer des Rio São Francisco fortsetzt, besteht aus Kreidesandstein und archäischen
Schiefern. Es ist bis 1000 m hoch und bildet die Grenze zwischen dem Staate Piauhy und Bahia.
Gurĭen, Landschaft in Transkaukasien, am Schwarzen Meere, zwischen den Flüssen Rion und Tschoroch (später nur bis zum
Tscholok), bildet den Kreis Osurgeti des Gouvernements Kutais im russ. Generalgouvernement Kaukasien. Sie gehörte ursprünglich zu Georgien (s. d.),
stand dann unter eigenen Fürsten (Gurieli) und kam 1801 zu Rußland. ↔
Gurĭer, die Bewohner von Gurien (s. d.), gehören zu den Georgiern
(s. d.) im weitern Sinne.
Gurjew. 1) Kreis im südl. Teil des russ. Gebietes Uralsk am Kaspischen Meer und vom Fluß Ural
durchflossen, hat 47473,4 qkm (davon 1456,7 qkm Seen) und 98363 E. (Kalmüken und Kirgisen). –
2) G., kalmük. Usjan-Balgasin, Kreisstadt im Kreis G., rechts des Flusses Ural, 17 km vor seiner Mündung, mit Hafen, hat (1885) 5954 E.,
1 Raskolnikenkirche, 1 Moschee, Fischerei und Dampfschiffahrtsverbindung mit Astrachan und Fort Alexandrowsk (auf der Halbinsel Mangischlak).
Gurjunbalsam (Balsamum Copaivae ostindicum, Balsamum Capivi,
Holzöl, engl. Wood oil), ein im Geruch dem Kopaivabalsam sehr ähnlicher Balsam, welcher von
Dipterocarpusarten stammt und hauptsächlich an der Küste von Birma durch Anzapfen der Bäume gewonnen wird. Dünnflüssig, von dunkelbrauner Farbe, im auffallenden
Licht stark fluorescierend. Dient als Ersatz des Kopaivabalsams, zum Lackieren von Holzartikeln u.s.w.
Gurk. 1) Fluß in Kärnten, entspringt am Kaltenebenkopf und fließt zuerst nördlich, dann östlich, durch
eine Schlucht, «Die enge G.», sich windend, von Althofen an südlich, zuletzt wieder östlich und mündet, 89 km lang, gegenüber von Stein in die Drau. Die G. nimmt rechts
die Glan, links die Metnitz und Görtschitz auf. –
2) Fluß in Krain, entspringt unweit Weixelburg im mittlern Krain und mündet, 63 km lang, gegenüber von Rann an der Südgrenze von
Steiermark in die Save.
Gurk, Markt in der österr. Bezirkshauptmannschaft St. Veit in Kärnten, am Gurkflusse, hat (1890) 680, als Gemeinde 729 E.,
Post, Bezirksgericht (342,86 qkm, 5 Gemeinden, 130 Ortschaften, 9223 deutsche kath. E.), einen roman. Dom (1042), eine der historisch
interessantesten Kirchenbauten in den östl. Alpenländern, mit Kreuzabnahme, in Metall gegossen, und Kanzel von Raphael Donner sowie den Statuen Kaiser Heinrichs II.
und Leopolds von Österreich. 1042–1787 war G. Sitz des Bischofs von G., der seitdem in Klagenfurt residiert.
Gurke, zur Gattung Cucumis (s. d.) gehörige Gemüsepflanze. Die wichtigste und bei
uns verbreitetste G. ist die gemeine G. oder Kukumer
(Cucumis sativus L.), eine einjährige, wahrscheinlich aus Indien stammende Pflanze. Wann
sie in Europa eingeführt worden, ist nicht bekannt; man nimmt jedoch an, daß dies schon im grauen Altertum geschehen sei. In Deutschland ist sie seit 1550 verbreitet. Der
deutsche Name ist von dem spätgriech. άγγούριον abzuleiten, dem die Form Angurke und das dän. agurke entsprechen.
Ihre steifhaarigen Stengel laufen über den Boden hin, ohne einzuwurzeln, oder klettern, wenn sich dazu Gelegenheit bietet, mittels einfacher Wickelranken. Blätter
herzförmig, mit fünf spitzen Ecken. Blüten einhäusig, wie bei den verwandten Kürbis und Melone, die weiblichen stehen über dem länglichen oder spindelförmigen
Fruchtknoten, welcher mit stachligen Warzen besetzt ist, die aber bei der reifenden Frucht mehr oder weniger verschwinden. Letztere ist länglich, cylindrisch oder
undeutlich dreieckig, zeitig geworden weiß, gelb oder grün, mit weißem, brüchigem Fleisch von eigenartigem Geschmack. Das Innere der Frucht wird von einem breiigen
Zellgewebe erfüllt und die zahlreichen, übereinander gereihten platten Samen sind an den eingeschlagenen Rändern der Karpellarblätter ange-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 567.