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Hechte – Hecker (Friedr. Karl Franz)
Fleisch ist geringer als das des Kabeljaus (s. d.) und wird meist zu Stockfisch verarbeitet.
Hechte (Esocidae) bilden jetzt unter den Fischen eine besondere Familie der Schlundblasenfische (s. d.). Die hierher gehörigen Fische sind sehr gefräßig, leben vom Raube und haben einen kurzen Darmkanal ohne anhängende Blinddärme. Die Rückenflosse steht sehr weit nach hinten, meist gerade über der Afterflosse, und die Oberkinnlade wird vorn durch den Zwischenkiefer, hinten durch den Oberkiefer gebildet. Die Gattung Hecht (Esox) ist durch flache, stumpfe Schnauze, kleine Zähne im Zwischenkiefer, große Hechelzähne im Gaumen und lange Zähne im Unterkiefer ausgezeichnet. Aus dieser Gattung, von welcher es in Nordasien und Nordamerika noch viele Arten giebt, ist der gemeine Hecht (Esox lucius L.; s. Tafel: Fische Ⅰ, Fig. 1) im mittlern und nördl. Europa allgemein verbreitet, kommt aber in Spanien und Süditalien nicht vor; dagegen wird er noch in Nordasien und Nordamerika gefunden. Seine Gefräßigkeit, Kühnheit und Stärke weisen ihm unter unsern Raubfischen des süßen Wassers die erste Stelle an, denn er wird nicht allein allen mäßig großen Fischen gefährlich, sondern fällt auch junge Schwimmvögel und Wasserratten an. Man fängt ihn meist mit Angeln oder harpuniert auch die großen H. bei Fackelschein. Sein Wachstum geht schnell vor sich; am Ende des ersten Jahres ist er bereits 26 cm, im dritten Jahre 50 cm lang, im höchsten Falle wird er bis gegen 2 m lang. Junge einjährige H. sind meist von vorherrschend grünlicher Färbung (Grashechte). Die größten H. werden jetzt in Südrußland, besonders in der Wolga gefangen, wo sie nicht selten 15‒20 kg schwer sind. Auch soll der Hecht ein sehr hohes Alter erreichen. Die Fruchtbarkeit des Hechtes ist gleichfalls bedeutend; in einem achtpfundigen Hecht hat man 148000 Eier gezählt. Zum Laichen geht er im März oder April gern in seichte Bäche und Gräben. Da, wo der Hecht sehr häufig ist, wie in der Oder, Spree, Havel und an den deutschen Ostseeküsten, wird er auch eingesalzen (Salzhecht) und ist ein nicht unbedeutender Handelsartikel.
Hechtgebiß, bei Pferden eine Gebißform, bei der die Schneidezähne des Unterkiefers über die des Oberkiefers hinwegstehen.
Hechtkaiman, hechtschnauziger Alligator, s. Alligator.
Hechtkopf beim Pferde ist durch eine Einbiegung der Nase charakterisiert und stellt somit den Gegensatz des Ramskopfes (s. d.) vor. Der H. findet sich nur bei edlern Pferden.
Heck, unseemännisch auch Spiegel genannt, die hintere Fläche eines Schiffs. Bis zur Mitte des 17. Jahrh. waren die H. platt und eckig aufgebaut, dann begann man ihre Ecken abzurunden und sie zu wölben, nicht allein wegen des bessern Aussehens, sondern auch aus Sicherheitsrücksichten, da eine bei Sturm von hinten auflaufende und gegen das H. prallende See dieses bei platter Form leichter zerschmetterte als bei runder. Die H. umschließen die Kajüten des Kapitäns und wurden deshalb vielfach mit Fenstern, auf größern Kriegsschiffen auch außen mit Galerien versehen, auf denen man sich in freier Luft ergehen konnte. Die runde Form des H. ist seit den letzten Jahrhunderten beibehalten, nur bei den Panzerschiffen und den modernen Kreuzern baut man das Hinterteil der Schiffe spitz und in ähnlicher Form wie das Vorderteil, damit die feindlichen Geschosse nur unter einem spitzen Winkel aufschlagen können und dadurch bedeutend an Durchschlagskraft verlieren. Die neuen Schnelldampfer haben ein sog. Schildkrötendeck am H., um das Ablaufen der von hinten das Schiff überflutenden Wellen zu erleichtern. Am H. ist gewöhnlich eine Verzierung und der Name des Schiffs angebracht. Unter dem H. liegen der Hintersteven und bei Schraubendampfern noch der Rudersteven (s. Steven). Einzelne Kriegsschiffe haben im H. einen Schraubenbrunnen, worin die Schiffsschraube geheißt wird, wenn das Schiff segeln will.
Heck., bei naturwissenschaftlichen Namen Abkürzung für Joh. Jak. Heckel (s. d.).
Hecke oder lebendiger Zaun, s. Einfriedigung.
Heckel, Joh. Jak., Ichthyolog, geb. 22. Jan. 1790 zu Mannheim, wurde 1820 Präparator am Hofnaturalienkabinett zu Wien, 1836 erster Aufseher, 1851 Kustosadjunkt an demselben und starb 1. März 1857 zu Wien. Er veröffentlichte außer zahlreichen Abhandlungen in Fachzeitschriften: «Fische aus Kaschmir» (mit von Hügel, Wien 1838) und die «Süßwasserfische der österr. Monarchie» (mit Kner, Lpz. 1858).
Heckemünze (Heckemünzstätte), die in Deutschland im 17. Jahrh. sehr häufigen unberechtigten Münzstätten, in denen die Geldfabrikation als gewinnbringendes Geschäft oft mit den unlautersten Mitteln und in großem Maßstabe betrieben wurde. Da zur Beschaffung des nötigen Edelmetalls Bergwerke nicht zur Verfügung standen, wurden die ältern guten Münzsorten massenhaft ausgewechselt, eingeschmolzen und bedeutend geringhaltiger wieder ausgeprägt. Die gegen dieses Unwesen erlassenen kaiserl. Edikte blieben in den unruhigen Zeiten des Dreißigjährigen Krieges und bei der Parteinahme vieler Landesfürsten und sonstigen Münzstände wirkungslos, da die Einnahmen aus der Verpachtung der Münzstätten für die fürstl. Hofhaltungen sehr bedeutend waren. Die Blütezeit der H. war die Periode des tiefsten Verfalls des deutschen Münzwesens. (S. Kipper und Wipper.)
Heckenbraunelle, s. Braunelle.
Heckenfeuer, auch Rottenfeuer, hieß im Gegensatz zum gleichzeitigen Feuer oder der Salve einer Infanterieabteilung diejenige Feuerart, bei der die einzelnen Rotten ihr Feuer ohne Rücksicht auf die Nebenrotten und ohne jedesmaliges Kommando, jedoch so abgaben, daß die Leute derselben Rotte miteinander abwechselten.
Heckenkirschen, s. Lonicera.
Heckenrose oder Hundsrose, s. Rose (botan.).
Heckensame, s. Ulex.
Heckensänger (Sylvia galactodes Tem.), Baumnachtigall, ein lerchengroßer, die Länder um das Mittelmeer bewohnender Singvogel.
Heckenschere, s. Gartengeräte (Bd. 7, S. 556 a).
Heckensträucher, diejenigen Gehölze, die wegen ihrer reichen Verästelung schon von unten auf, sowie wegen ihrer Bewaffnung und ihrer Willigkeit, sich unter der Schere in bestimmten Grenzen zu halten, zur Anlage von Grünzäunen zum Schutze der Gärten geeignet sind. (S. Einfriedigung.)
Heckenweißling, s. Baumweißling.
Heckenwinde, s. Convolvulus.
Heckenzaun oder lebendiger Zaun, s. Einfriedigung.
Hecker, Friedr. Karl Franz, Führer der bad. Revolution, geb. 28. Sept. 1811 zu Eichtersheim im Badischen, studierte in Heidelberg die Rechte und wurde im Dez. 1838 Obergerichtsadvokat zu Mannheim. Im Juli 1842 in die bad. Kammer