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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Hecker; Heckerling; Heckgeschütze; Heckmändl; Heckmann; Heckmŏndwike; Heckmünze; Heckpfennig; Heckscher

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Hecker (Johann Julius) – Heckscher

gewählt, wurde er eins der rührigsten und schlagfertigsten Mitglieder der Opposition. In weitem Kreisen wurde sein Name zuerst genannt, als er im Mai 1845, auf einer mit Itzstein nach Stettin unternommenen Reise, in Berlin angehalten und aus den preuß. Staaten verwiesen ward. 1846 und 1847 lockerte sich bereits das Verhältnis H.s zu seinen konstitutionell gesinnten Freunden, da er im Verein mit Struve bald als Führer der äußersten Linken auftrat. Nach Ablehnung eines von ihm gestellten Steuerverweigerungsantrags legte er im März 1847 sein Mandat nieder und reiste nach Algier. Doch kehrte er bald wieder nach Baden zurück und verteidigte in der Offenburger Versammlung vom Sept. 1847 das Programm der bad. Radikalen. Er ließ sich aufs neue in die bad. Kammer wählen und erklärte sich nach Eintritt der Bewegung von 1848 auf der Versammlung zu Heidelberg (5. März), die das Vorparlament vorbereitete, offen als Republikaner. Als Mitglied des Vorparlaments suchte er im Sinne der Revolution die Permanenz dieser Versammlung durchzusetzen, und als dies nicht gelang, bereitete er eine gewaltsame Schilderhebung vor, durch die er von Baden aus die kleinen süddeutschen Regierungen zu überraschen gedachte. Am 12. April erließen H. und Struve von Konstanz aus die offene Aufforderung zu einem Aufstande, der aber schon 20. April mit dem Zusammenstoß bei Kandern scheiterte. H. floh in die Schweiz und suchte nun durch die Presse für seine Pläne zu wirken. Der bad. Wahlkreis Thiengen wählte ihn zweimal in die Nationalversammlung, die indes seinen Eintritt zurückwies. H. schiffte sich hierauf im Sept. 1848 nach Nordamerika ein, kehrte nach Ausbruch der Mairevolution von 1849 auf kurze Zeit nach Europa zurück und begab sich dann wieder nach Amerika, wo er sich fortan der Bewirtschaftung einer Farm bei Belleville im Staate Illinois widmete und seit 1856 als Agitator für die republikanische Partei auftrat. Als 1860 der Bürgerkrieg ausbrach, führte er dem Unionsgeneral Fremont ein Regiment zu, an dessen Spitze er kämpfte und verwundet wurde. Später befehligte er als Oberst eine Brigade in der Cumberlandarmee unter General Howard, legte aber, im Avancement übergangen, im März 1864 sein Kommando nieder. Seitdem lebte er im Sommer wieder auf seiner Farm und hielt im Winter vor deutsch-amerik. Zuhörern populäre Vorlesungen. Im Mai 1873 kam H. auf kurze Zeit nach Deutschland. Er starb 24. März 1881 in St. Louis. Von seinen publizistischen Arbeiten sind eine Sammlung seiner «Reden und Vorlesungen» (Neust. a. d. H. 1872) und «Betrachtungen über den Kirchenstreit in Deutschland und die Infallibilität» (ebd. 1874) zu nennen.

Hecker, Johann Julius, Pädagog, geb. 2. Nov. 1707 zu Werden a. d. Ruhr, wurde nach Vollendung seines Studiums in Halle, wo er durch Francke für den pädagog. Beruf begeistert worden war, 1729 Lehrer am Pädagogium in Halle, 1735 Inspektor des Militärwaisenhauses in Potsdam, 1739 Prediger an der Dreifaltigkeitskirche in Berlin. Hier gründete er 1747 nach dem Vorbild der von Semmler in Halle gegründeten Realschule eine «ökonomisch-mathem. Realschule», mit der er 1748 zugleich ein Seminar verband, wodurch er auf das Schulwesen seiner Zeit äußerst anregend einwirkte. Im Auftrage Friedrichs Ⅱ. arbeitete er das 12. Aug. 1763 erlassene «General-Landschulreglement» aus, das das preuß. Volksschulwesen regelte und in einzelnen Stücken noch heute Geltung hat. H. starb 29. Juni 1768 in Berlin. – Vgl. Fr. Ranke, J. J. H., Gründer der königl. Realschule (Berl. 1861).

Hecker, Justus Friedr. Karl, Arzt und mediz. Geschichtsforscher, geb. 5. Jan. 1795 zu Erfurt als Sohn des gleichfalls um die Geschichte der Medizin verdienten Professors August Friedrich H. (geb. 1763, gest. 1811), wirkte als Professor der Medizin an der Universität zu Berlin und starb 11. Mai 1850. Er schrieb: «Geschichte der Heilkunde» (2 Bde., Berl. 1822,1829), «Der schwarze Tod im 14. Jahrh.» (ebd. 1832), «Die Tanzwut, eine Volkskrankheit im Mittelalter» (ebd. 1832), «Der Englische Schweiß. Ein ärztlicher Beitrag zur Geschichte des 15. und 16. Jahrh.» (ebd. 1834), «De peste Antoniniana commentatio» (ebd. 1835), «Geschichte der neuern Heilkunde» (ebd. 1839), «Kinderfahrten, eine histor.-pathol. Skizze» (ebd. 1845). H.s Schriften über die Volksseuchen des Mittelalters hat A. Hirsch neu herausgegeben u. d. T. «Hecker, die großen Volkskrankheiten des Mittelalters» (Berl. 1865).

Heckerling, soviel wie Häckerling, s. Häcksel.

Heckgeschütze, s. Jagdgeschütze.

Heckmändl, s. Alraun.

Heckmann, Robert, Violinist, geb. 3. Nov. 1848 zu Mannheim, war Schüler von Ferd. David, wirkte 1867‒70 als Konzertmeister der Euterpe in Leipzig, von 1872 bis 1890 in Köln, dann in Bremen und starb 26. Nov. 1891 in Glasgow. H. war ein bedeutender Sologeiger und als solcher um die Einführung neuer oder unbekannter Konzerte (Svendsen, Bazzini) verdient. Noch mehr aber stützt sich sein Ruf auf das von ihm gegründete und geleitete Quartett, das auf zahlreichen Reisen, die sich auch nach Italien und England erstreckten, als ein Musterensemble bekannt geworden ist.

Heckmŏndwike (spr. -weik), Stadt im West-Riding der engl. Grafschaft York, an der Aire, 16 km im SW. von Leeds, hat (1891) 9709 E., Fabrikation wollener Decken und Teppiche, Maschinenbau, Färberei und Eisengießerei.

Heckmünze, soviel wie Heckemünze (s. d.).

Heckpfennig, s. Heckthaler.

Heckscher, Joh. Gustav Wilh. Moritz, Politiker, geb. 26. Dez. 1797 zu Hamburg, erhielt seine Vorbildung in Schnepfenthal, Genf und Hamburg, machte den Krieg von 1815 als Freiwilliger im hanseatischen Korps mit, studierte in Göttingen und Heidelberg Rechtswissenschaft und ließ sich hierauf in Hamburg als Rechtsanwalt nieder. Seit 1840 redigierte er den polit. Teil der «Hamburger Nachrichten». Nach dem Ausbruch der Revolution von 1848 trat er in das Vorparlament ein, bekämpfte dort die Anträge der demokratischen Partei und wirkte für die Einführung eines Fünfziger-Ausschusses, in den er auch gewählt wurde. Von seiner Vaterstadt in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt, war er zuerst Mitglied der gemäßigten Linken, wandte sich aber immer mehr auf die rechte Seite. Bei der Debatte über die Wahl eines Reichsverwesers stimmte er für dessen Unverantwortlichkeit und für die Wahl des Erzherzogs Johann. Er wurde zum Reichsjustizminister, bald darauf zum Reichsminister der auswärtigen Angelegenheiten ernannt. Als solcher hatte er den von der preuß. Regierung mit Dänemark abgeschlossenen Waffenstillstand von Malmö in der Nationalversammlung zu verteidigen; die heftige Anfeindung desselben führte zu seinem Rücktritt; kaum entging