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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Hen - Hendel-Schütz.

colloquia selecta et Timon, Cebetis tabula, Menandri sententiae morales" (das. 1708, 1732; Basel 1777); "Aristophanis Plutus" (Harling. 1744; vermehrte Ausg. von Schäfer, Leipz. 1811). Außerdem lieferte er Anmerkungen zu Albertis Hesychius (Leid. 1746-66), Ernestis Kallimachos (das. 1761), Burmanns Properz (Utr. 1780) u. a. Aus seinem Nachlaß gab Geel heraus: "Anecdota Hemsterhusiana" (Leid. 1825) und Friedemann: "Orationes et epistolae" (2. Aufl., Weilburg 1839). Vgl. Ruhnken, Elogium Hemsterhusii (Leid. 1768 u. öfter; zuletzt in Frotschers "Eloquentium virorum narrationes de vitis hominum excellentium", Bd. 1, Freiberg 1846).

2) Franz, Philosoph und Archäolog, Sohn des vorigen, geb. 1720 zu Groningen, bekleidete die Stelle eines ersten Kommis bei der Staatskanzlei der Vereinigten Niederlande und gehörte zum Kreis der Fürstin Amalie Galizyn (s. d. 9) in Münster, in dem auch Jacobi und Hamann verkehrten. An die Fürstin (Diotima) ist seine "Lettre de Dioclès à Diotime sur l'athéisme" (Par. 1785) gerichtet. Er starb 1790 im Haag. H. ist von Herder für einen der größten Denker seit Platon erklärt worden; seine Philosophie, aus der Beschäftigung mit den Alten, insbesondere mit Sokrates und Platon, aber auch mit Locke und Shaftesbury hervorgegangen, macht es sich zur Aufgabe, zwischen Rationalismus und Sensualismus eine eklektische Vereinigung zu stiften. Seine Erklärung des Schönen, daß es dasjenige sei, was in kürzester Zeit die größte Menge von Vorstellungen erzeugt, ist von Jacobi und Goethe gelobt und mit unwesentlichen Veränderungen zu der ihrigen gemacht worden. Seine meist dialogischen Schriften zeigen die Klarheit und Anmut eines geschmackvollen Stilisten und Kunstkenners. Einzeln erschienen: "Sur les désirs" (Par. 1770); "Lettre sur l'homme et ses rapports" (das. 1772); "Sophycle, ou de la philosophie" (das. 1773); "Aristée, ou de la divinité" (das. 1779); "Alexis, ou sur l'âge d'or" (das. 1787; deutsch von Jacobi, Riga 1787); "Lettres sur la sculpture, etc." Seine "Œuvres philosophiques" gab Jansen gesammelt heraus (Par. 1792, 2. Aufl. 1809), eine neue Ausgabe derselben besorgte Meyboom (Leeuward. 1846-50, 3 Bde.); deutsch erschienen sie Leipzig 1782-97 in 3 Bänden. Vgl. Tydeman, Proeve eener lofrede op Franz H. (Leid. 1834); Grucker, François H., sa vie et ses œuvres (Par. 1866).

Hen (griech. ἓν), eins; Hen kai pan (ἓν καὶ πᾶν), eins und alles.

Henāde (griech.), s. v. w. Monade (s. d.).

Henāres, Fluß in Spanien, entspringt in der Provinz Guadalajara, nördlich von Siguenza, und mündet nach 150 km langem Lauf links in den Jarama.

Hencke, Karl Ludwig, Astronom, geb. 8. April 1793 zu Driesen, war Postbeamter daselbst, später Postmeister zu Friedeberg in der Neumark, nach seiner Pensionierung Ratsmann in seiner Vaterstadt und starb 21. Sept. 1866 in Marienwerder. Nach 20jähriger Beobachtung entdeckte er 1845 und 1847 zwei Planetoiden, die Asträa und Hebe; auch lieferte er eine der Berliner akademischen Sternkarten.

Henckel von Donnersmark, Wilhelm Ludwig Viktor, Graf, preuß. General, geb. 30. Okt. 1775 als Sohn des preußischen Generalleutnants Grafen Viktor Amadeus H. (geb. 1727, gest. 1793), des Freundes des Prinzen Heinrich von Preußen (seinen militärischen Nachlaß gab Zabeler [Zerbst 1846, 2 Bde.] heraus). H. trat 1789 in ein preußisches Dragonerregiment und wurde 1803 Rittmeister. 1807 zum Major und Flügeladjutanten des Königs avanciert, begleitete er 1810 Kalckreuth nach Paris, um Napoleon wegen dessen Vermählung mit Marie Luise zu beglückwünschen. Am russischen Feldzug nahm er als Adjutant Yorks teil; 1813 wurde er Oberst und Kommandeur der Reservereiterei des 1. Armeekorps. Nach der Schlacht bei Leipzig von York mit der Verfolgung der flüchtigen Franzosen beauftragt, befreite er 20. Okt. bei Laucha 4000 Gefangene. In der Nacht des 1. Jan. 1814 ging er mit seinen Reitern an der Spitze des Yorkschen Korps über den Rhein und brachte mit nur 6 Eskadrons Landwehrreiterei, 1 Bataillon Fußvolk und einer halben reitenden Batterie 7-8000 Franzosen, welche in Simmern als Besatzung lagen, zum Weichen. Nachdem er Trier ohne Schwertschlag genommen, stieß er 27. Jan. wieder zu Yorks Korps und bildete von nun an die Spitze des Vortrabs. Am 30. März zum Generalmajor ernannt, übernahm er im Feldzug von 1815 das Kommando der 4. Infanteriebrigade im 1. Armeekorps, die an der Schlacht von Belle-Alliance geringen Anteil nahm, dann aber zur Verfolgung der Feinde mitwirkte. Abberufen, um den Oberbefehl über die Reservereiterei des 5. Armeekorps zu übernehmen, die bei Halberstadt zusammengezogen wurde, begab er sich später wieder zur Okkupationsarmee in Frankreich, von wo er erst 1819 mit den preußischen Truppen nach Torgau zurückkehrte. Hier war er Divisionskommandeur und Kommandant; doch nahm er schon 1821 mit dem Charakter eines Generalleutnants seinen Abschied und lebte sodann auf seinem Gute Tiefensee bei Düben und seit 1842 in Dessau, wo er 24. Juni 1849 starb. Er schrieb: "Erinnerungen aus meinem Leben" (Zerbst 1846).

Hendaye (spr. angdäh), Dorf im franz. Departement Niederpyrenäen, Arrondissement Bayonne, in schöner Gegend am rechten Ufer des Bidassoa, welcher hier die Grenze zwischen Frankreich und Spanien bildet, gegenüber der spanischen Stadt Fuenterrabia gelegen, Grenzstation der Eisenbahn von Paris nach Madrid, mit (1876) 960 Einw., Fabrikation von Schokolade, Konserven und Likör, einem Zollamt, schönen Villen und besuchten Seebädern.

Hendĕka (griech.), elf; Hendekagon, Elfeck.

Hendekagonalzahl (Elfeckzahl), eine Zahl von der Form n/2(9 n - 7), z. B. (für n = 1, 2, 3) 1, 11, 30; vgl. Polygonalzahl.

Hendekasyllaben (griech.), "elfsilbige" Verse, die in zwei Arten vorkommen:

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Öder Denkstein, riesig und ernst beschaust du -''

und:

^[img]

"Locken, fliegende, trug ich, die wie Ranken

Mich umschatteten, um die Schläfe wallend." (Rückert.)

Die erstere Art ist der sapphische Vers, die zweite der eigentliche Hendekasyllabus oder phaläkische Vers. Catull wandte den letztern zu dichterischen Tändeleien an, Martial benutzte ihn zu Epigrammen.

Hendel-Schütz, Henriette, geborne Schüler, ausgezeichnete mimische Künstlerin und Schauspielerin, geb. 13. Febr. 1772 zu Döbeln in Sachsen, debütierte als zweijähriges Kind zu Breslau, spielte von 1781 bis 1785 Kinderrollen im Ballett am Berliner Nationaltheater und gab dann naive Partien im Schauspiel, Soubrettenrollen in der Oper am fürstlichen Theater zu Schwedt a. d. O., wo sie 1788 den Tenoristen Eunike heiratete. In der Folge in Mainz, Bonn und Amsterdam engagiert, kam sie 1796 abermals nach Berlin und feierte hier in sentimentalen und