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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Isaak; Isabeau; Isabella

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Isaak - Isabella.

des Kaisers Andronikos Komnenos, der ihn selbst hatte töten lassen wollen, 1185 Kaiser. Sein tapferer Feldherr Alexios Branas besiegte in demselben Jahr das nach der Eroberung von Thessalonich gegen Konstantinopel heranziehende Heer des Königs Wilhelm II. von Sizilien und nötigte die Überreste desselben zur Flucht in die Heimat. I. selbst führte ein elendes und verschwenderisches Regiment. Durch seine Erpressungen erbittert, erhoben sich 1186 die Bulgaren und Wlachen im Norden der Balkanhalbinsel und behaupteten sich hinfort unabhängig. Dem Kaiser Friedrich I., welcher 1189 auf dem dritten Kreuzzug durch sein Reich zog, trat I., mit Saladin im Bund, feindlich entgegen; er wurde aber genötigt, Frieden zu schließen und das Kreuzheer über den Hellespont überzusetzen. I. wurde 1195 von seinem eignen Bruder Alexios vom Thron gestoßen, auf der Flucht gefangen, geblendet und in den Kerker geworfen. Während der Belagerung von Konstantinopel durch die von Isaaks Sohn Alexios herbeigeführten Kreuzfahrer und Venezianer 1203 entfloh der Usurpator Alexios III., und I. wurde mit seinem Sohn Alexios IV. zusammen wieder auf den Thron gesetzt; beide wurden aber 1204 während der neuen Belagerung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer, denen sie ihre Versprechungen nicht hatten erfüllen können, aufs neue durch den Großdomestikus Alexios Murtzuphlos gestürzt, und I. starb bald darauf im Gefängnis.

Isaak, Heinrich, Komponist, geboren um 1450 mutmaßlich zu Prag, hielt sich während der 70er Jahre des 15. Jahrh. am Hof Lorenzos des Prächtigen (Magnifico) von Medici zu Florenz auf und wurde später in der Sängerkapelle des Kaisers Maximilian zu Wien angestellt, wo er vermutlich um 1530 gestorben ist. I. ist der erste deutsche Komponist, welcher auf dem Gebiet der von den Niederländern ausgebildeten Kontrapunktik diesen ebenbürtig gegenübertreten konnte. Aber nicht nur war er ihnen in allen damals blühenden Künsten des Tonsatzes gewachsen, er übertraf sie auch an Vielseitigkeit und Reichtum der Erfindung, da er die spezifisch deutsche Gabe, sich den Kunstgeist verschiedener Nationen zu assimilieren, so gut zu verwerten wußte, daß in seinen Kompositionen neben dem deutschen Ernst auch der Reiz der italienischen Melodie zur Erscheinung gelangt. Von seinen Schülern ist namentlich Ludwig Senfl (s. d.) zu hohem Ruhm gelangt. Isaaks Werke (Messen, Motetten und mehrstimmige Lieder) erschienen in den Sammlungen von Petrucci (Vened. 1503-19), von Peutinger (Augsb. 1520) und von Joh. Ott (Nürnb. 1544). Sein Wanderburschenlied "Inspruck, ich muß dich lassen" ging bald nach der Reformation mit dem Text "O Welt, ich muß dich lassen" als Choral in die evangelische Kirche über und wird dort noch jetzt auf den Text "Nun ruhen alle Wälder" gesungen.

Isabeau (spr. -bo, Isabelle), Königin von Frankreich, Tochter des Herzogs Stephan von Bayern, geb. 1371, wurde 1385 mit dem 17jährigen König Karl VI. vermählt und, als derselbe 1392 in Wahnsinn verfiel, nebst ihrem Schwager, dem Herzog von Orléans, und dem Herzog von Burgund Regentin des Reichs. Im Verein mit dem erstern, den sie begünstigte, bedrückte sie das Land mit großen Auflagen zur Befriedigung ihrer Verschwendung und Prachtliebe. Nach Orléans' Ermordung (1407) hielt sie es mit Johann von Burgund und wurde deshalb, als die Armagnacs über die Bourguignons siegten, 1417 nach Tours unter strenge Aufsicht gebracht. Aber von Johann bald befreit, schloß sie aus tödlichem Haß gegen ihren Sohn, den Dauphin Karl, der ihr ihr sittenloses Leben zum Vorwurf gemacht, mit Heinrich V. von England 21. Mai 1420 den Frieden von Troyes, in dem dieser nach seiner Verlobung mit Isabeaus Tochter Katharina als Erbe und Regent von Frankreich anerkannt wurde. Doch nach Heinrichs V. und Karls VI. Tod (1422) verlor sie allen Einfluß und starb verachtet und vergessen 1435.

Isabella (span. u. portug., s. v. w. Elisabeth), Königinnen von Spanien: 1) I. von Kastilien, Tochter des Königs Johann II. von Kastilien und Leon, geb. 22. April 1451, vermählte sich 1469 mit Ferdinand V., dem Katholischen, von Aragonien und bestieg nach dem Tod ihres Bruders Heinrich IV. 1474 den kastilischen Thron. Zwar erhob Johanna, die Tochter Heinrichs IV., die der Vater für illegitim erklärt, Anspruch auf die kastilische Krone und wurde von einem Teil des Adels und von Portugal dabei unterstützt; aber I. besiegte diese Gegner, und die Schlacht von Toro 17. März 1476 sicherte ihre Krone. I. und Ferdinand nahmen nach Vereinigung der Reiche Aragonien und Kastilien 1479 den Namen König und Königin von Spanien an, obwohl I. fortfuhr, die Regierungsgeschäfte in Kastilien allein zu verwalten; der Papst verlieh ihnen den Titel der "katholischen Könige". Um den Übermut der Großen zu zügeln, führte I. die heilige Hermandad ein. Die Eroberung von Granada und die gänzliche Vertreibung der Mauren aus Spanien war großenteils ihr Werk. Ihrer Verwendung verdankte Christoph Kolumbus die Unterstützung der Krone zu seinem Unternehmen, das die Entdeckung von Amerika zur Folge hatte. Ihr aber muß auch die Einrichtung der Inquisition besonders zugeschrieben werden, denn ihr kirchlicher Eifer kannte keine Grenzen. I. war eine tüchtige Regentin; verbunden mit Ferdinand, einem Realpolitiker ersten Ranges, legte sie den Grund zur Großmacht Spanien. Sie hatte fünf Kinder, von denen drei Töchter sie überlebten; der Tod ihres Sohns Don Juan, Prinzen von Asturien, und ihrer ältesten Tochter, der Königin von Portugal, trübte ihre letzten Regierungsjahre. Sie starb 26. Nov. 1504 in Medina del Campo. Vgl. Prescott, Geschichte Ferdinands und Isabellas (deutsch, Leipz. 1843, 2 Bde.); Nervo, I. la Catholique, reine d'Espagne (Par. 1874).

2) I. II. Maria Luise, Tochter des Königs Ferdinand VII. und dessen vierter Gemahlin, Maria Christine, geb. 10. Okt. 1830, folgte 29. Sept. 1833 ihrem Vater, der am 29. März 1830 durch Aufhebung des sogen. Salischen Gesetzes die alte kastilische kognatische Erbfolge wiederhergestellt hatte, unter Vormundschaft ihrer Mutter auf dem Thron. Gegen die Empörung der Anhänger des von der Thronfolge ausgeschlossenen Don Karlos, der Karlisten, sicherte die Königin-Mutter Christine durch ihre Verbindung mit den liberalen Parteien ihrer Tochter den Thron; mußte sie auch selbst 1840 Spanien verlassen, so blieb unter der Regentschaft Esparteros doch I. Königin von Spanien; sie wurde 8. Nov. 1843 durch Beschluß der Cortes für majorenn erklärt. Die Frage ihrer Verheiratung war eine europäische Angelegenheit, weil Ludwig Philipp von Frankreich es so einzurichten wünschte, daß seine Dynastie in Spanien zur Herrschaft gelange, während England dagegen Einspruch erhob. I. vermählte sich 10. Okt. 1846 mit ihrem Vetter Franz d'Assisi Maria Ferdinand, dem Sohn des Infanten Franz de Paula, einem kränklichen Mann, wobei zugleich die Vermählung ihrer Schwester mit dem Sohn Ludwig Philipps, dem Herzog