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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Jeffreys; Jefremow; Jegenye; Jegher; Jegorjewsk; Jehol; Jehotte; Jehovah; Jehovahblümchen; Jehu; Jeilak; Jeisk; Jeitteles

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Jeffreys - Jeitteles.

letzt 1879). Vgl. Cockburn, Life of Lord J. (2. Aufl., Edinb. 1874).

Jeffreys (spr. dschesfris, Jefferys), Sir George, später Lord J. of Wem, Richter und Lord-Kanzler unter Jakob II., geb. 1643 zu Acton in Wales, ward, nachdem er als Sachwalter und richterlicher Beamter zu London sich durch seine Härte und Roheit hervorgethan hatte, 1680, als das Parlament viele Anhänger des Hofs (abhorrers) zur Haft bringen ließ, von Karl II. zum Oberrichter der King's Bench ernannt. Mit der ungerechten Verurteilung des Republikaners Algernon Sidney begann er seine Wirksamkeit und übte in den folgenden Jahren unter dem Deckmantel des Rechts, und indem er auf die Geschwornen mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln einwirkte, die furchtbarsten Greuel aus; so ließ er z. B. 1685, nach Unterdrückung der Empörung des Herzogs von Monmouth, während der "blutigen Assisen" in den westlichen Provinzen 320 angebliche Rebellen hängen. Jakob II. ernannte ihn hierfür zum Peer und zum Lord-Kanzler und 1686 zum Leiter der sogen. Hohen Kommission, in welcher Stellung er sich namentlich durch brutale Behandlung der widerspenstigen Bischöfe auszeichnete. Bei der Landung Wilhelms von Oranien 1688 versuchte er zwar eine Änderung der Politik Jakobs II. herbeizuführen, aber es war zu spät. Er ward 12. Dez. 1688, als er in Matrosenkleidung zu fliehen versuchte, gefangen und in den Tower gebracht, wo er 18. April 1689 an den Folgen seiner Trunksucht starb.

Jefremow (spr. jefrémoff), Kreisstadt im russ. Gouvernement Tula, an der Krassivaja-Metscha (zum Don) und an einem Zweig der Eisenbahn Wjasma-Rjashsk, 247 m ü. M., hat 6 Kirchen, eine Bank, Handel mit Honig, Hanf, Getreide und namentlich Buchweizengrütze, 6 Jahrmärkte und (1881) 8538 Einw. Der Kreis ist flach, mit reinem Humusboden, daher Ackerbau (bedeutende Kultur von Zuckerrüben), Vieh- und Bienenzucht die Hauptbeschäftigung der Bewohner.

Jegenye (spr. jégenje), Bad im ungar. Komitat Klausenburg, an der Bahnlinie Großwardein-Klausenburg, mit erdig-kalkhaltigem Wasser und erst kürzlich entdecktem, außergewöhnlich starkem Eisenmoor. Ersteres wird bei Rheuma und Gicht, letzterer bei Anämie und Frauenleiden benutzt.

Jegher, Christoph, Holzschneider, geboren zwischen 1580 und 1590 in Deutschland, ging nach den Niederlanden und wurde 1627/28 als Meister in die Lukasgilde zu Antwerpen aufgenommen, wo er bald mit Rubens in Verbindung trat, nach dessen Zeichnungen er eine Reihe durch große Kraft in der malerischen Wirkung ausgezeichnete Holzschnitte ausführte. Die bedeutendsten derselben sind: der Liebesgarten, Jesus als Knabe mit dem kleinen Johannes spielend, die Versuchung Christi, die Ruhe auf der Flucht, Herkules die Wut und die Zwietracht vernichtend. J. hat auch nach andern Meistern geschnitten (Kreuzigung nach F. Franck) und Clairobscurschnitte angefertigt. Er starb um 1652 in Antwerpen.

Jegorjewsk, Kreisstadt im russ. Gouvernement Rjäsan, an der Gußlenka und einem Zweig der Eisenbahn Moskau-Rjäsan, mit 4 Kirchen, einem Progymnasium, 20 Fabriken mit jährlichem Umsatz von über 3 Mill. Rubel (hauptsächlich Baumwollspinnereien, Webereien, Färbereien) und (1880) 5101 Einw.

Jehol, s. Dschehol.

Jehotte (spr. scheótt), Louis, belg. Bildhauer, geb. 7. Nov. 1803 zu Lüttich als Sohn eines Münzgraveurs, machte seine Studien in Paris, Florenz und Rom, wo er sich anfangs an Th. Kessels, dann an Thorwaldsen anschloß. In die Heimat zurückgekehrt, führte er das marmorne Grabdenkmal des Erzbischofs Grafen Méan in der Kirche St. Romuald zu Mecheln, die Bronzestatue des Herzogs Karl von Lothringen vor dem Palais de l'Industrie in Brüssel (1846), die bronzene Reiterstatue Karls d. Gr. in Lüttich, eine Bronzestatue Kains, mehrere Porträtbüsten u. a. aus.

Jehovah (hebr., "der da ist, war und sein wird"), moderne Aussprache des hebräischen Gottesnamens, aufgebracht durch den um 1500 lebenden Franziskaner Galatin, an welchen sich Luther anschloß. Die Juden hielten nämlich den im Alten Testament mit den vier Konsonanten J h v h bezeichneten Gottesnamen, welcher die Idee der absoluten Beständigkeit Gottes verkörpert, so heilig, daß sie mit Ausnahme des Hohenpriesters, der ihn einmal im Jahr beim Gottesdienst am Versöhnungstag über die Lippen brachte, ihn nie aussprachen. Daher las man stets, wo in den heiligen Schriften der Name J. vorkommt, entweder das Wort adonai (der Herr) oder, wenn er neben adonai stand, elohim (s. d.) und sprach später die Konsonanten Jhvh mit den Vokalen des erstern Wortes aus, wodurch der Name J. entstand; denn die etymologisch richtigere Form ist, wie Ewald und Hengstenberg festgestellt haben, Jahveh, was man gewöhnlich mit Berufung auf 2. Mos. 3, 14 als "den Seienden" erklärt.

Jehovahblümchen, s. Saxifraga.

Jehu, Feldherr des israelit. Königs Joram, ward vom Propheten Elisa zum König von Israel gesalbt und durch eine von den Propheten geleitete Revolution auf den Thron gehoben. Als König eröffnete er eine neue Dynastie, die fünfte, und regierte von 843 bis 815 v. Chr. Zwar rottete er die ganze dem Prophetenorden so verhaßte Familie Ahabs und alle Baalspriester aus, auch den mit Joram verbündeten König Ahasja von Juda ließ er töten und 42 seiner Brüder und Verwandten niedermetzeln, um auch die Herrschaft über Juda zu erlangen. Doch dies glückte ihm nicht, und auch in Israel war seine Herrschaft nicht erfolgreich. Obwohl er sich durch knechtische Unterwürfigkeit den Schutz Assyriens zu verschaffen suchte, entrissen ihm doch die Syrer von Damaskus, den Zustand der Schwäche im Reich Israel durchschauend und benutzend, das ganze Ostjordanland.

Jeilak (türk.), Sommerwohnung der Nomaden, auch Weideplätze im allgemeinen; in der Türkei die als Weiden dienenden Plateaus und Bergrücken.

Jeisk, Kreisstadt des Kubangebiets der russ. Provinz Kaukasien, an der Mündung der Jeja in das Asowsche Meer, wurde erst 1848 gegründet, entwickelte sich aber seitdem dank seiner günstigen Lage und den gewährten Freiheiten so schnell, daß es 1879 bereits 23,726 Einw. zählte, welche Wollweberei, Gerberei, Ziegelbrennerei, namentlich aber lebhaften Handel mit Getreide, Wolle und Leinsamen betreiben. Doch können größere Schiffe sich der Küste nur auf 3 km Entfernung nähern, wo sie in 4 m Ankergrund finden.

Jeitteles, Name einer Familie israelit. Abstammung in Prag, aus welcher zahlreiche Gelehrte und Schriftsteller hervorgegangen sind. Bemerkenswert:

1) Aloys, geb. 20. Juni 1794, studierte in Wien Medizin, vertauschte später die ärztliche Praxis daselbst mit der Redaktion einer politischen Zeitung; starb 16. März 1858. Bekannt wurde er besonders dadurch, daß der ihm befreundete Beethoven Gedichte von ihm ("An die entfernte Geliebte") in Musik setzte und somit der Nachwelt überlieferte. Auch "Der Schicksalsstrumpf", eine Travestie der Schicksals-^[folgende Seite]