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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Julienne; Julier; Julifloren; Julin; Julirevolution; Julische Alpen; Julius

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Julienne - Julius.

contrées occidentales" 1857-58, 2 Bde.). Außerdem veröffentlichte er lexikalische und grammatische Arbeiten (darunter "Syntaxe nouvelle de la langue chinoise", 1869-70, 2 Bde.) sowie Übersetzungen chinesischer Schriften über Seidenzucht und Porzellanfabrikation und das wichtige Werk "Méthode pour déchiffrer et transcrire les noms sanscrits qui se trouvent dans les livres chinois" (1861). Seit 1863 war J. Kommandeur der Ehrenlegion.

Julienne (franz., spr. schü-), in der Kochkunst kleine, feine Streifen verschiedener Eßwaren, besonders getrockneter Gemüse (berühmte Fabrik in Frankreich: Firma Tayeux). Daher Juliennesuppe (potage à la j.), sogen. französische Suppe: mit klein geschnittenem Gemüse darin.

Julier, ein seit 1828 fahrbar gemachter Paß der Graubündner Alpen, 2287 m hoch, zwischen Piz Lungen, einem Vorposten in der Gruppe des Averser Weißbergs, und Piz Munteratsch, einem Vorposten der Err-Gruppe, verbindet die beiden Thäler des Oberhalbstein und (Ober-) Engadin, d. h. in Verbindung mit Maloja oder Bernina den Bodensee und den Comersee. Im Sommer ist der Paß als Hauptzugang zu den Kurorten St. Moritz, Samaden, Pontresina etc. außerordentlich belebt. Den Fuß der eigentlichen Paßstrecke bezeichnet einerseits Bivio (1776 m) im Oberhalbstein, anderseits Silvaplana (1816 m) im Engadin.

Julier, röm. Geschlecht, s. Julius.

Julifloren, s. Amentaceen.

Julin, bedeutender Handelsplatz der Obotriten im Mittelalter, wahrscheinlich das heutige Wollin; vgl. Vineta.

Julirevolution, der Aufstand, welcher in Paris infolge der Juliordonnanzen König Karls X., die 26. Juli 1830 publiziert wurden, 27. Juli ausbrach und am 29. mit dem Sieg der Aufständischen, dem Sturz der Bourbonen und der Errichtung des Julikönigtums (1830-48) endete; ihm zu Ehren wurde auf dem Bastilleplatz in Paris die Julisäule errichtet. Vgl. Frankreich, S. 562.

Julische Alpen (nach der röm. Stadt Forum Julii, dem jetzigen Cividale del Friuli, benannt), alte Bezeichnung des äußersten südlichen Teils der Ostalpen, vom Pontafelpaß und dem Tagliamento im W. und der Save im O. begrenzt. Zum letztenmal zeigt sich hier dem Karst gegenüber der Alpencharakter, zum letztenmal treten hier die romantischen Thäler mit Seen (Veldeser, Wocheiner See) und Wasserfällen, die über den Wäldern sich erhebenden pflanzenreichen Alpenweiden, die schneegekrönten Berghäupter auf. Der höchste Gipfel der Gruppe ist der Terglou oder Triglav (Dreikopf), dessen drei zuckerhutartige Spitzen aus dem Schnee zu 2865 m emporsteigen. Nordwestlich von ihm erhebt sich der Mangart (2675 m); südlich vermitteln niedrigere Erhebungen (Bergland von Idria) den Übergang zum Karst. S. Karte "Alpen".

Julius, röm. Mannesname. Die Gens Julia war ein römisches Geschlecht, das aus Albalonga stammte. Ihren Namen trug sie von Iulus, einem angeblichen Sohn oder Enkel des Äneas, in welchem sie ihren Ahnherrn verehrte. Während der ganzen Dauer der Republik finden wir die Julier in den höchsten Staatsämtern, vornehmlich in den ersten und in den letzten Jahrhunderten. Merkwürdige Mitglieder dieses Geschlechts und Männer mit diesem Vornamen s. unter den betroffenen Familien- und Zunamen.

Julius, Name von drei Päpsten: 1) J. I., Papst von 337 bis 352, bekämpfte die Arianer und ward auf der Synode zu Sardica 343 als Schiedsrichter appellierender Bischöfe proklamiert. - 2) J. II., vorher Giuliano della Rovere, geb. 1443 zu Albizuola, Neffe des Papstes Sixtus IV., wurde von diesem zum Bischof und Kardinal erhoben und nach dem Tod Pius' III. 30. Okt. 1503 auf den päpstlichen Stuhl gesetzt; ein großer Krieger und Politiker, dabei ein Freund der Künste und Wissenschaften. Die Herstellung und Befestigung des Kirchenstaats war sein Werk. Er vertrieb Cesare Borgia, eroberte Bologna, Perugia und andre Städte. Sein weiteres Ziel war die Befreiung Italiens von der Herrschaft der Fremden; im Wechsel der Parteistellung versuchte er es zu erreichen. Er schloß gegen die Republik Venedig mit dem Kaiser Maximilian I., Ferdinand von Aragonien und Ludwig XII. von Frankreich 10. Dez. 1508 die Liga von Cambrai. Als aber Venedig ihn durch Abtretung der Städte in der Romagna, Steuerfreiheit des Klerus u. a. zufriedengestellt hatte, vereinigte er sich mit dieser Republik gegen Frankreich zu der sogen. "heiligen Liga" (Oktober 1511) und befehligte die Truppen in eigner Person. Dem von Ludwig XII. und dem Kaiser Maximilian I. Behufs einer Reform des Papsttums 1511 nach Pisa berufenen Konzil stellte er 1512 eine allgemeine Kirchenversammlung im Lateran entgegen. Mitten unter großen Entwürfen starb er 20. Febr. 1513. Vgl. Brosch, Papst J. II. und die Gründung des Kirchenstaats (Gotha 1877). - 3) J. III., vorher Gianmaria Giocchi, geb. 1487 zu Rom, nannte sich aber nachher del Monte, nach dem Stammort seiner Familie. 1536 zum Kardinal erhoben, wurde er 1545 als Prinzipallegat zum Konzil nach Trient gesendet, wo er mit Eifer das päpstliche Interesse vertrat; wider Erwarten wurde er Papst 7. Febr. 1550. Ein zur Vertreibung des Octavio Farnese aus Piacenza mit dem Kaiser Karl V. abgeschlossenes Bündnis gegen Frankreich gab er bald wieder auf. Er berief das ins Stocken geratene Konzil 1551 nach Trient zurück, aber ohne großen Erfolg. Er starb 23. März 1555.

Julius, Herzog von Braunschweig, vierter Sohn Herzog Heinrichs des jüngern, geb. 29. Juni 1528, schon als Kind Domherr von Köln, erhielt 1553 das Bistum Minden, auf welches er 1554 verzichtete, und folgte 1568 seinem Vater, der ihn ursprünglich zu gunsten seines unehelichen Sohns Eitelheinrich von der Succession ausschließen wollte. Er war seit 1560 vermählt mit Hedwig, der Tochter des Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg, stiftete die Universität Helmstädt, erbte 1582 einen Teil der Besitzungen der Grafen von Hoya sowie 1584 das Fürstentum Kalenberg und starb 13. Mai 1589 in Wolfenbüttel.

Julius, Nikolaus Heinrich, ein um das Gefängniswesen verdienter Arzt, geb. 3. Okt. 1783 zu Altona von jüdischen Eltern, studierte in Heidelberg und Würzburg, ließ sich 1809 nach seinem Übertritt zum Katholizismus als praktischer Arzt in Hamburg nieder, machte in der hanseatischen Legion die Feldzüge von 1813 bis 1815 mit und unternahm 1825 eine Studienreise durch die drei britischen Reiche, auf der er seine Aufmerksamkeit vorzugsweise den Gefängnissen zuwendete. Seitdem machte er die Reform derselben im Sinn der amerikanischen Einzelhaft und der sogen. Rettungshäuser zu seiner Lebensaufgabe. Durch seine in Berlin gehaltenen Vorlesungen ("Vorlesungen über die Gefängniskunde", Berl. 1828) begründete er die Gefängniskunde, für welche er auch mit Unterstützung der Regierung ein eignes Organ in den "Jahrbüchern der Straf- und Besserungs-^[folgende Seite]