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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Keule – Keyser (Hendrik de)

Eigenschaft in Rom akkreditiert, 1876 zum Botschafter am ital. Hofe ernannt. Anfang April 1887 erfolgte auf seinen Antrag seine Abberufung und einstweilige Versetzung in den Ruhestand unter gleichzeitiger Ernennung (16. März) zum Wirkl. Geheimrat. Er lebt auf seinem Gute Hohen-Lübbichow in der Neumark. 1890‒93 vertrat er im Reichstag den Wahlkreis Stralsund-Rügen und 1888‒93 im Landtage den Kreis Flatow-Deutsch-Krone.

Keule, eine vor Einführung der Feuerwaffen allgemein verbreitete, wirksame Handwaffe aus hartem Holze, Eisen, Kupfer, Messing. Auch jetzt noch wird sie bei wilden Völkern geführt. Neuerdings hat das auf deutschen Turnplätzen eingeführte, bruststärkende Turnen mit der K. verdiente Beachtung gefunden. – Vgl. Zettler, Das Turnen mit der K. (2. Aufl., Lpz. 1891); Wortmann, Das Keulenschwingen (2. Aufl., Hof 1892).

Keulen, Ludolf von, Mathematiker, s. Ceulen.

Keulenbaum, deutscher Name der Pflanzengattung Casuarina. (s. d.).

Keulenhungerwespe, s. Evaniidae.

Keulenpilz, s. Clavaria.

Keulenpolyp, s. Hydroidpolypen.

Keulenrochen, s. Rochen.

Keulenscheide, s. Seescheiden.

Keulenwespe (Cimbex), Knopfhornwespe, Gattung der Blattwespen (s. d.) mit 14 deutschen Arten, zu denen die größten einheimischen Blattwespen gehören. Die Fühler sind 1‒3gliederig, keulig, das letzte Glied am längsten.

Keuler, s. Keiler.

Keuper, ursprünglich provinzielle Benennung für gewisse thonige Mergel in der Gegend von Coburg, jetzt Bezeichnung einer Gruppe von Gesteinsschichten, die die obere Abteilung der deutschen Triasformation über dem Muschelkalk bildet. Der K. besteht hauptsächlich aus bunten Mergeln mit Gips, Anhydrit und zuweilen auch mit Einlagerungen von Steinsalz, Sandstein und Schieferthon. Doch finden sich tiefer auch Schichten von Kalkstein und Dolomit sowie sog. Lettenkohle, die sich jedoch noch nirgends recht abbauwürdig gezeigt hat. Die Schilfsandsteine Süddeutschlands (Stuttgarter Werksandstein) gehören dem K. an. Letzterer besitzt große oberflächliche Verbreitung in Schwaben und Franken sowie in Thüringen zwischen Harz und Thüringerwald; er enthält verhältnismäßig wenig Versteinerungen, vorzugsweise Reste von Landpflanzen, Muscheln (s. Tafel: Petrefakten der Mesozoischen Formationsgruppe Ⅰ, Fig. 14, beim Artikel Mesozoische Formationsgruppe), Fischen und Sauriern. In den Alpen erreichen die Äquivalente des K. große Mächtigkeit in gänzlich anderer Ausbildungsweise. (S. Triasformation und Bonebed.)

Keuschbaum (Vitex L.), zur Familie der Verbenaceen (s. d.) gehörende Gattung von immergrünen Holzgewächsen, deren Arten langgestielte, gegenständige Blätter und in Quirle gestellte Blüten mit glockigem Kelch und zweilippiger Blumenkrone haben. Die meisten der etwa 60 bekannten Arten sind in den Tropen verbreitet, eine Art jedoch, der gemeine K., Abrahamsstrauch, Mönchspfeffer, Müllen, auch Keuschlamm (Vitex agnus castus L.), wächst in den Mittelmeerländern. Er bildet einen bis 2 m hohen Strauch mit vierkantigen, graufilzigen Zweigen, fünf- bis siebenteiligen, oberseits dunkelgrünen, unterseits gelblichgraufilzigen Blättern und bläulichvioletten Blumen und muß, als Zierpflanze kultiviert, in Norddeutschland im Kalthaus überwintert und deshalb in einen Kübel gepflanzt werden. In Süddeutschland hält er den Winter in günstiger Lage unter Bedeckung aus. Er verlangt schweren und feuchten Boden. Dieser Strauch ist seit Hippokrates berühmt gewesen wegen der angeblichen Wirkung der innerlich genommenen Samen, jede geschlechtliche Regung zu unterdrücken, woher der Name der Pflanze.

Keuschberg, Dorf im preuß. Reg.-Bez. und Kreis Merseburg, unmittelbar an die Saline Dürrenberg (s. d.) stoßend, an der Saale, hat (1890) 923 evang. E. Hierher verlegt die Sage den Sieg König Heinrichs Ⅰ. (s. d.) über die Ungarn (15. März 933).

Keuschlamm, s. Keuschbaum.

Kevelaer (spr. -lahr), Marktflecken im Kreis Geldern des preuß. Reg.-Bez. Düsseldorf, an der holländ. Grenze, unweit der Niers, an der Linie Köln-Cleve der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 4507 meist kath. E., Post, Telegraph; Schuhwarenfabrikation und Werkstätten für kirchliche Kunst, Paramenten u. s. w. Hier wurde 1642 ein Marienbild aufgestellt, welches sich großer Verehrung erfreut und jährlich von mehr als 300000 Wallfahrern besucht wird.

Kew (spr. kjuh), Dorf in der engl. Grafschaft Surrey, 8 km westlich von London, mit dem es durch Dampfer und drei Bahnlinien in Verbindung steht, an der Themse, hat (1891) 2076 E. und den reichhaltigsten botan. Garten der Welt. Für die Entwicklung des Gartens, der, früher Privatbesitz, erst 1730 durch Kauf an die Krone kam, waren von großer Bedeutung Aiton (s. d.) und sein Sohn William Townsend Aiton. Seit 1838 Nationalinstitut, gewann der Garten seine jetzige Bedeutung, als 1840 der berühmte Botaniker Sir William Hooker (s. d.) als Direktor an die Spitze gestellt wurde. Das Areal, zur Zeit Georgs Ⅲ. nur 2 ha, ward 1875 auf 110 ha geschätzt: davon entfallen 71 ka auf das Arboretum. Das Herbarium der Sammlung bestand schon 1851 aus 150000 Arten. Besonders schön ist das Palmenhaus (110 m lang, 20 m hoch) und der Wintergarten (1865 eröffnet). – Vgl. Olivers, Guide to the Royal Botanic Gardens and Pleasure Grounds (London).

Kewir, Große Salzsteppe, s. Chorassân.

Kexholm, finn. Käkisalmi. 1) Kreis im östl. Teil des finn. Län Wiborg, an der Nordwestküste des Ladogasees, hat 2751,4 qkm (davon 536,5 qkm Seen), gegen 85000 E., Ackerbau und Fischerei. – 2) Kreisstadt im Kreis K., auf einer Insel der Mündungsarme des Wuoxen in den Ladogasee, hat (1892) 1409 E., Post, Telegraph, eine russ., eine evang. Kirche und alte Festungswerke, früher Staatsgefängnis, jetzt Irrenanstalt.

Keyser, Hendrik de, holländ. Baumeister und Bildhauer, geb. 1567 zu Utrecht, gest. 15. Mai 1621 zu Amsterdam, lernte bei Cornelis Bloemaert, kam früh nach Amsterdam, wo er vielfach im Wohnhausbau und für die Stadt beschäftigt wurde, aber auch das Denkmal für Wilhelm von Oranien in Delft (1621), das Hafenthor zu Dordrecht (1618), die Zuiderkirche (1603‒18), die Westerkirche (1620), die Noorderkirche (1620‒23) und zahlreiche andere monumentale Bauten in Amsterdam aufführte. Er erweist sich dabei als ein geschickter, im Geist der Renaissance schaffender Meister. Als Bildhauer schuf er das Grabmal Hagherbeets in Amsterdam, das Bronzestandbild des Erasmus in Rotterdam (1622) und andere realistisch gehaltene Werke. –

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