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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Krippe; Krippensetzer; Kris; Krisa; Krischna; Krisenversicherung; Krishanitsch; Krīsis; Krist; Kristall

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Krippe - Kristall.

fängt in neuester Zeit die K. an, sich zur Unterhaltung der Kinder auch in protestantischen Kreisen einzubürgern, während umgekehrt der Christbaum auch bei den Katholiken mehr und mehr Eingang findet. - Mit dem Wort K. bezeichnet man außerdem Warteanstalten für kleine Kinder armer Mütter (s. Kleinkinderschulen). - Im Wasserbau heißt K. ein zum Schutz von Ufern oder Brückenpfeilern dienendes, aus eingetriebenen Pflöcken und Ruten bestehendes Flechtwerk.

Krippe (Praesepe), Name eines Sternhaufens im Sternbild des Krebses.

Krippensetzer (Krippenbuster, Barrenbeißer, Setzer), Pferde, welche die üble Gewohnheit des Koppens haben (s. Koppen der Pferde).

Kris, dolchartige Waffe der meisten malaiischen Volksstämme auf den Inseln des hinterindischen Archipels, ist 50 cm lang, doppelschneidig, fast immer schlangenförmig gekrümmt, oft von vorzüglichster Schmiedearbeit und bisweilen damasziert. Der Handgriff ist von Holz, Elfenbein und oft sehr kunstreich geschnitzt, die hölzerne Scheide ist bei Reichen und Vornehmen mit Gold und Diamanten geschmückt.

Krisa, im Altertum Stadt in Phokis, südwestlich von dem ihm unterthänigen Delphi, beherrschte den Unterlauf des Flusses Pleistos und erhob von den nach Delphi ziehenden Pilgern schweren Zoll. Infolgedessen wurde K. und seine Hafenstadt Kirrha von den Amphiktyonen im ersten Heiligen Krieg (596-586 v. Chr.) zerstört, seine Einwohner als Sklaven verkauft und sein Gebiet dem pythischen Apollon geweiht. Ruinen beim heutigen Chryso.

Krischna ("der Schwarze"), Name des ind. Gottes Wischnu (s. d.) während seiner achten Inkarnation; auch ein andrer Name des Flusses Kistna (s. d.) in Ostindien.

Krisenversicherung wird zuweilen die bis jetzt freilich noch nicht praktisch gewordene Versicherung Erwerbsfähiger (Arbeiter) gegen Erwerbslosigkeit genannt.

Krishanitsch, Jurij, der frühste panslawist. Schriftsteller, Südslawe, geb. 1617, widmete sich dem geistlichen Stand in Rom, wo er der Kongregation der Hieronymiten angehörte und gegen das Schisma schrieb. Seine panslawistischen Bestrebungen führten ihn 1659 nach Rußland, wo er jedoch schon 1661 nach Tobolsk verbannt wurde. In Sibirien verfaßte er mehrere Schriften, darunter ein umfassendes Werk, in welchem er die durchgreifendsten Reformen für das russische Reich in Vorschlag bringt, ferner eine Schrift gegen die Sektierer, eine Abhandlung "Über die Vorsehung" etc., die von Genialität, Ideenreichtum und vielseitiger Bildung zeugen. Von einer Wirkung seiner Schriften auf die Zeitgenossen ist, obgleich sie an die Zaren Alexei und Feodor gerichtet sind, jedoch nichts bekannt geworden. Seine Begeisterung für Rußland, in welchem er den Vorkämpfer für die slawischen Interessen im Kampf gegen die Türkei und die Deutschen erblickte, war schrankenlos. In der Geschichte der Sprachforschung ist sein Versuch einer slawischen Grammatik von Interesse. Seine Schriften wurden erst in neuerer Zeit herausgegeben, die wichtigsten von P. Bessonow (Mosk. 1859-60). Von seinem spätern Leben ist nur die Rückkehr aus der Verbannung im J. 1676 bekannt geworden. Über ihn haben Jagič und Kukuljewič in den Schriften der Akademie zu Agram Abhandlungen veröffentlicht sowie Bessonow in der Zeitschrift "Orthodoxe Revue" ("Prawoslawnoje Obosrjenije" 1870).

Krīsis (griech., Krise, "Urteil, Entscheidung"), in der ältern Medizin der Ausgang einer Krankheit in Genesung, wenn derselbe rasch und vollständig geschieht, während eine allmähliche Beseitigung einer Krankheit Lysis genannt wurde. Man hielt die K. für eingetreten, wenn nach hohem Fieber und andern bedrohlichen Erscheinungen der Kranke schnell ruhig geworden, zum Bewußtsein gekommen war und das Fieber nachgelassen hatte. Zum Begriff der K. oder der kritischen Entscheidung der Krankheit gehörte aber noch, daß der Ausgang in Genesung von einer gesteigerten Thätigkeit der Absonderungsorgane und einer merklichen Vermehrung der Produkte derselben begleitet sei. Zu diesen kritischen Ausscheidungen rechnete man den nach fieberhaften Krankheiten, auf welche man die kritischen Erscheinungen vorzugsweise beschränkte, ausgeschiedenen dunkeln Urin, welcher beim Erkalten einen starken Niederschlag fallen ließ, einen reichlichen, aber warmen und anhaltenden Schweiß, einen Auswurf von besonderer Beschaffenheit etc. Das Auftreten dieser kritischen Ausleerungen glaubte man wohl auch als die Ursache des Nachlassens einer Krankheit annehmen zu dürfen. Zu der alten Krisenlehre gehört auch noch die Lehre von den kritischen Tagen. Schon Hippokrates nahm an, daß gewisse Krankheiten nur an bestimmten Tagen (am 5., 7., 9., 11. Tag) sich entscheiden; Galen hat diese Ansicht auf die Nachwelt überliefert, und heutzutage noch ist der Glaube daran im Publikum gäng und gäbe. Alle diese Annahmen jedoch haben sich im Lauf der Zeiten als unrichtig erwiesen, und man versteht gegenwärtig unter K. nur das plötzliche, meist unter reichlichem Schweiß erfolgende Aufhören des Fiebers, welches dann alle andern Erscheinungen hinreichend erklärt, und mit welchem auch die größte Gefahr beseitigt zu sein pflegt. Zu den fieberhaften Krankheiten, welche mit einer K. abschließen, gehören die Lungenentzündung, Malariafieber, und vor allem ist der Rückfalltyphus durch öftere kritische Fieberanfälle ausgezeichnet. Vgl. Spieß, Pathologische Physiologie (Frankf. 1857). - Im volkswirtschaftlichen Sinn bezeichnet man mit Krisen starke Störungen im Verlauf von Produktion und Verkehr, insbesondere im Gleichgewicht zwischen Bedarf und Erzeugung (s. Handelskrisis).

Krist, Titel der Evangelienharmonie des Mönchs Otfried (s. d.) von Weißenburg.

Kristall (v. griech. krýstallos, "Eis", zunächst auf den Bergkristall, den man für im höchsten Grad gefrornes Wasser hielt, übertragen und von diesem auf alle übrigen Kristalle), eine regelmäßige, den Körpern von bestimmter chemischer Zusammensetzung wesentlich zukommende, ebenflächig begrenzte Form. In den Fällen vollkommensten Zustandes, der unter besonders günstigen Verhältnissen der Bildung entsteht, ist die ebenflächige Begrenzung eine allseitige, wie sie (wenn auch nicht häufig) an den eingewachsenen natürlichen Kristallen und an sorgsam hergestellten künstlichen beobachtet werden kann. Genügender Raum (Bildung in einer nachgiebigen Matrix, freies Hängen in der die kristallisierende Substanz gelöst enthaltenden Flüssigkeit) und langsamer Verlauf des Kristallisationsprozesses sind im allgemeinen die zur Hervorbringung großer und vollkommener Kristalle günstigen Bedingungen. Von diesen allseitig ebenflächig begrenzten Körpern bis zu den kristallinischen Körnern, die oft nur noch einige, öfters gar keine gesetzmäßigen Flächen mehr erkennen lassen, kommen die mannigfachsten Übergänge vor, ebenso wie in Bezug auf die Dimensionen von metergroßen Kristallen bis zu mikroskopischer Kleinheit derselben (Kristall-^[folgende Seite]