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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kyklos; Kyknos; Kyle; Kylix; Kyll; Kyllene; Kyllmann; Kylon; Kyma; Kyme; Kymi; Kymmene-elf; Kymographion; Kymren; Kymrische Sprache und Litteratur

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Kyklos – Kymrische Sprache und Litteratur

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Kyklopen'

oder Erbauer der argivischen kyklopischen Mauern erschienen, wie sich auch aus andern Göttergestalten der Vorzeit Titanen entwickelten. – Vgl. M. Mayer, Die Giganten und Titanen (Berl. 1887).

Kyklos, s. Cyklus.

Kyknos (lat. Cygnus), nach der griech. Sage ein Sohn des Ares und der Pyrene, beraubte und tötete die Reisenden in Thessalien. Er wurde trotz des Beistandes seines Vaters von Herakles getötet, der nach einem dem Hesiod beigelegten Gedicht von Apollon gegen K. ausgesendet war, weil dieser den Prozessionen zum Heiligtum des Gottes auflauerte. Wie es scheint, ist K. (d. h. Schwan) ursprünglich ein Symbol der stürmischen Meeresflut.

Kyle (spr. keil), mittlerer Teil der schott. Grafschaft Ayr (s. d.).

Kylix, altgriech. flache Trinkschale mit niedrigem Fuß und zwei Henkeln am Rand.

Kyll, linker Nebenfluß der Mosel, entspringt am Nordabhange der Schnee-Eifel (s. Eifel), in der Nähe von Kronenburg, fließt in südl. Richtung und mündet, 142 km lang, unterhalb Trier bei Ehrang; sie wird oberhalb Bitburg flößbar. Durch ihr schönes Thal führt die Eifelbahn. – Vgl. Rehm, Das Kyllthal in der Eifel (Prüm 1889).

Kyllene, jetzt Ziria, das östlichste und höchste (2374 m) der nordarkadischen Gebirge (Peloponnes), das in mächtigen Stufen vom Golf von Korinth zu einer kahlen Gipfelmasse aus Kalkstein emporsteigt. In einer Höhle soll Hermes geboren sein. – K. hieß auch im Altertum ein Vorgebirge an der Küste von Elis; danach führt jetzt der Ort Klarenza (s. d.) offiziell den Namen K.

Kyllmann, Walter, Architekt, s. Heyden, Adolf.

Kylon, ein vornehmer Athener, der als Schwiegersohn des Tyrannen Theagenes von Megara die Erbitterung des attischen Volks gegen die drückende Adelsherrschaft zur Gewinnung der Tyrannis in Attika zu benutzen gedachte und daher mit Hilfe seines Schwiegervaters (nach Wright [«The date of Cylon», Boston 1892] in einem der olympischen Festjahre zwischen 636 und 624 v. Chr.) die Akropolis überrumpelte. K. hatte aber sein Unternehmen politisch nur ungenügend vorbereitet, und das Volk schloß sich bei dem Anblick der fremden Truppen auf der Burg sofort dem Adel und dem Archonten Megakles an. Die Burg wurde belagert, K. ergriff die Flucht, und seine Anhänger wurden trotz der Zusage freien Abzugs niedergemetzelt.

Kyma, Kymatĭon (grch., «Welle»), in der griech. Baukunst ein in verschiedenen Formen vorkommender Karnies (s. vorstehende Fig. 1–3).


Figur 1–3:

Kyme, die älteste und größte unter den äol. Städten Kleinasiens, an der Südseite des Elaitischen Meerbusens (bei dem jetzigen Namurtköi) von Lokrern gegründet, angeblich die Mutterstadt des weiter südlich gelegenen Smyrna. Der Sage nach ist K. die Heimat des Vaters des Hesiod, und auch Homers Geburtsstadt wollte K. sein. Unter ihren Bürgern verdient der Historiker Ephorus Erwähnung. Historisch hat sie niemals eine bedeutende ↔ Rolle gespielt. K. wurde 17 n. Chr. von einem furchtbaren Erdbeben heimgesucht. – Eine zweite, sehr alte, aber frühzeitig in Verfall und Vergessenheit geratene Stadt K. lag auf Euböa an der Stelle des jetzigen Kumi oder Kymi (s. d.). Dies war ohne Zweifel die Mutterstadt des unterital. Cumä (s. d.).

Kymi oder Kumi, das alte Kyme (s. d.), Stadt in der Nähe der Ostküste der Insel Euböa, in der Eparchie Karystos, bekannt durch die Braunkohlenlager in der Nähe, hat (1889) 4417, als Gemeinde 6551 E. Einige Reste des alten Kyme sind erhalten.

Kymměne-elf, Fluß in Südfinland, 208 km lang, bildet den Abfluß vieler Seen, deren größter der Païjänne ist, fließt südlich und mündet in fünf Armen zwischen Fredrikshamn und Lowisa in den Finnischen Meerbusen. An den östl. Mündungen liegt Kotka. Das Flußgebiet hat 35000 qm. Die K. ist nicht schiffbar, aber wichtig für Holzflößerei.

Kymographĭon (grch.), ein Instrument zur Messung und bildlichen Darstellung des Arterienpulses.

Kymren, einheimischer Name der kelt. Bewohner von Wales (s. d.).

Kymrische Sprache und Litteratur. Das Kymrische (auch Welsch, engl. Welsh genannt, s. die Artikel Welsch und Wales) gehört zu dem brit. Zweige der Keltischen Sprachen (s. d.). Die Sprache, deren älteste Denkmäler ins 8. Jahrh. n. Chr. zurückgreifen, ist am besten bearbeitet in der Grammatik von Rowland (4. Aufl., Lond. 1876) und dem Werke von J. Rhys, Lectures of Welsh philology, lexikalisch von Owen (welsch-englisch, 2 Bde., Lond. 1793; 3. Aufl. 1861) und Evans (englisch-welsch, 2 Bde., Denbigh 1852–58; welsch-englisch, Camarthen 1887 fg.); für die ältere Sprache ist das Hauptwerk Zeuß, Grammatica celtica (2. Aufl., von Ebel, Berl. 1871). – Die Litteratur ist ziemlich reich. Die alten Gedichte, die von der Überlieferung den halbmythischen Dichtern des 6. Jahrh. Aneurin, Taliesin, Llywarch-Hen und Merddin (Merlin) zugeschrieben werden, scheinen bedeutend spätern Ursprungs zu sein. Eine Blütezeit der Poesie (1080–1194) bilden die Dichter Meilyr (der Barde des um die Poesie verdienten Fürsten Gruffyth-ap-Cynan), Gwalchmai und Dafydd Benfras. Der größte Dichter der folgenden Periode war Dafydd ab Gwilym (geb. um 1340). Seitdem geriet die kymrische Poesie in Verfall. Außer Jolo Goch (im 14. Jahrh.), Gwilym ap Jeuan Hen (um 1450), Dafydd ab Edmund, Lewis Glyn Cothy, Jeuan Deulwyn, Sion Tudor sind als die letzten Dichter von Bedeutung nur noch Huw Morris (gest. 1709) und vor allen Goronwy Owen (gest. 1780) zu nennen; als bester Dichter des 19. Jahrh. gilt David Owen (1784–1841). Unter den Prosawerken stehen voran die Chroniken von Tyssilio und Caradawg, das Gesetzbuch des Howel-Da, die «Mabinogion» und «Ystorian» (Kindererzählungen und Geschichten) des 14. bis 15. Jahrh. und die vielgelesenen «Vision of the sleeping bard» von Elis Wynn (1703), welche die Immoralität ihrer Zeit geißeln. In neuerer Zeit sind viele für das eigentliche Volk bestimmte periodische Schriften sowohl in Wales selbst wie auch in Nordamerika erschienen; namentlich nimmt die religiöse Litteratur eine große Stellung ein. Auch wird die Erforschung der ältern Kulturverhältnisse des Landes mit Eifer betrieben; die poet. Produktion erhält durch die öffentlichen Preisbewerbungen (Eisteddfod, s. Barden) Anregung. – Vgl. Stephens, History of the Welsh literature (Lond. 1847; 2. Aufl., durch Evans, 1876;

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 860.

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