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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lasiocampa; Läsion; Lasionit; Lasisch; Lasistan; Lask; Laskaren; Laskaris; Lasker

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Lasiocampa - Lasker.

ein Gebirgsengpaß bei Abendbeleuchtung, eine niederländische Landschaft (1852) und ein Cyklus von großen Bildern nach Motiven aus den hohenzollerischen Landen, die er für die Höfe von Portugal und Rumänien ausführte.

Lasiocampa, s. Glucke (Schmetterling).

Läsion (lat.), Verletzung, Beschädigung, besonders im Rechtswesen als Voraussetzung für die "Wiedereinsetzung in den vorigen Stand" (s. d.) von Wichtigkeit; Laesio ultra dimidium, L. enormis, Verletzung über die Hälfte, übermäßige Verletzung, die Benachteiligung über die Hälfte des Wertes, wenn der Kaufpreis weniger als die Hälfte des Wertes beträgt, das dem Verkäufer gegebene Rechtsmittel zur Aufhebung des Kaufs, wird meist auch dem Käufer, wenn der Preis mehr als das Doppelte des Wertes beträgt, und bei gleichem Mißverhältnis zwischen Leistung und Gegenleistung auch bei andern Verträgen eingeräumt, findet aber nach dem allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuch, Art. 286, bei Handelsgeschäften nirgends statt und ist in den Königreichen Bayern und Sachsen überhaupt aufgehoben. Bei gerichtlichen Verkäufen, Expropriationen und Vergleichen kommt dies Rechtsinstitut nicht zur Anwendung.

Lasionit, s. Wavellit.

Lasisch, die Sprache der Lasen (s. Lasistan), gehört zur südkaukasischen Sprachfamilie; s. Kaukasische Sprachen.

Lasistan, Küstenlandschaft am Südostende des Schwarzen Meers, zum größern Teil zum türkischen Wilajet Trapezunt, zum kleinern (seit 1878) zum russischen Gouvernement Kars gehörig, ist im allgemeinen nur längs der Küste in ihren Hauptortschaften bekannt. Die Flüsse sind ausnahmslos kurze Küstenflüsse. Der Kamm der Küstenkette ist 15-20 km vom Meer entfernt. Die Küste selbst, durch Reichtum an Nußbäumen, Kern- und Steinobst ausgezeichnet, erscheint als Heimat des Obstes, namentlich der Kirschen und Birnen. Die Einwohner, deren man etwa 68,000 männlichen Geschlechts zählt, sind die Lasen (Lazen), die ihre Verwandtschaft mit den dem Kaukasus zunächst wohnenden Völkerschaften weniger durch ihre Körper- und Gesichtsbildung als vielmehr durch ihre Sprache (Lasisch), durch die Roheit ihrer Sitten und mohammedanischen Fanatismus verraten. Wegen ihres leidenschaftlichen und räuberischen Charakters sind sie bei den Türken und Georgiern verschrieen. - Die Römer nannten den Küstenstrich Lazica und stritten sich mit den neupersischen Königen um den Besitz des als Vormauer gegen den Kaukasus wichtigen Landes; doch knüpfte die christliche Religion, welche im Anfang des 6. Jahrh. Eingang gefunden, die Lasen von selbst mehr an Byzanz. Später teilte L. meist die Schicksale Georgiens. Im Frieden von San Stefano (3. März 1878) von der Türkei an Rußland abgetreten, wurde L. im Mai gegen den Willen der Bevölkerung in Besitz genommen.

Lask, Kreisstadt im russisch-poln. Gouvernement Piotrkow, an der Newolka, hat (1884) 5298 Einw. Im Kreis, namentlich im Flecken Pobjäniza, sind bedeutende Tuch-, Baumwoll- und Leinenfabriken.

Laskaren, indische Matrosen oder Kanoniere; davon Laskar, ein aus Infanterie, Artillerie und berittenen Ordonnanzen bestehendes Korps der britisch-indischen Kolonialtruppen, 278 Mann stark, auf Ceylon und in Hongkong.

Laskaris, 1) Johannes, als Kaiser von Byzanz Johannes IV., s. Johannes 4).

2) Theodor I. u. II., Kaiser von Nicäa, s. Theodor.

3) Konstantin, berühmter griech. Gelehrter, stammte aus einer edlen Familie Bithyniens, kam nach Eroberung Konstantinopels 1454 nach Italien, wurde Lehrer der Prinzessin Ippolita Sforza in Mailand, lebte dann zu Rom als Günstling des Kardinals Bessarion, hierauf zu Neapel und Messina als öffentlicher Lehrer der griechischen Sprache und starb hier nach 1500. Unter seinen zum größten Teil unedierten Schriften gewann seine "Griechische Grammatik", auch "Erotemata" ("Fragen") betitelt, das erste griechische Buch, welches gedruckt worden ist (zuerst Mail. 1476), die weiteste Verbreitung (vgl. Inkunabeln).

4) Andreas Johannes oder Janos, geboren um 1445 zu Rhyndakos in Kleinasien (daher auch Rhyndakenos), ebenfalls gelehrter Grieche, Bruder oder Vetter des vorigen, kam mit demselben nach Italien und lebte am Hof Lorenzos von Medici, der ihn nach Griechenland schickte, um alte griechische Handschriften und Kunstwerke zu kaufen. Später wurde L. vom König Karl VIII. als Lehrer der griechischen Sprache nach Paris berufen, dann vom Papst Leo X. zum Vorsteher eines Lehrinstituts für junge Griechen und einer griechischen Druckerei ernannt. Eine Gesandtschaft führte ihn 1518 nach Paris an den Hof des Königs Franz I., wo er die königliche Bibliothek gründete, später nach Venedig, wo er sich niederließ, bis Papst Paul III. ihn wieder nach Rom rief. Hier starb er 1535. Außer manchen Ausgaben und Erläuterungen griechischer Schriftsteller, besonders der "Anthologia Planudea" (Flor. 1494), der "Scholien zur Ilias" (Rom 1517) u. a., verdanken wir ihm mehrere grammatische Abhandlungen und eine Sammlung griechischer Epigramme und Briefe (Basel 1537). Unsterblich machte er sich durch Herausgabe der fünf berühmten Editiones principes. Vgl. Villemain, L., ou les Grecs du quinzième siècle (Par. 1825; deutsch, Straßb. 1825).

Lasker, Eduard, deutscher Politiker, geb. 14. Okt. 1829 zu Jarotschin (Posen) von jüdischen Eltern, studierte seit 1847 in Breslau und in Berlin Mathematik und Rechtswissenschaft, beteiligte sich im Oktober 1848 an den Kämpfen der akademischen Legion in Wien gegen Windischgrätz, wurde 1851 Auskultator am Berliner Stadtgericht und begab sich nach Ablegung des zweiten Staatsexamens auf drei Jahre nach England. 1856 kehrte er als Referendar in den preußischen Staatsdienst zurück und wurde 1858 Assessor an dem Stadtgericht in Berlin. Zuerst lenkte er die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich durch mehrere gediegene Abhandlungen in Oppenheims "Deutschen Jahrbüchern" (1861-64), welche später unter dem Titel: "Zur Verfassungsgeschichte Preußens" (Leipz. 1874) gesammelt erschienen. 1865 trat er als Vertreter des vierten Berliner Wahlbezirks in das Abgeordnetenhaus ein, wo er seinen Sitz bei der Fortschrittspartei nahm. Von vorn herein entwickelte L. eine solche Schlagfertigkeit der Rede und Gewandtheit der Debatte, daß er alsbald zu den hervorragendsten Persönlichkeiten der Partei zählte. Besonders zeichnete er sich durch seine gründliche und scharfsinnige Behandlung von Verfassungsfragen aus. 1866 war L. einer der Gründer und seitdem einer der Führer der nationalliberalen Partei im Abgeordnetenhaus, in welchem er 1868-1874 Magdeburg, 1874-79 Frankfurt a. M. vertrat, und im norddeutschen wie im deutschen Reichstag, in welchen ihn der zweite Meininger Wahlkreis wählte. An den zahlreichen organisatorischen Gesetzen für Deutschland und Preußen, wie den großen Justizgesetzen, der Kreisordnung etc., hatte L. einen hervorragenden Anteil. In den Fragen der hohen Politik vertrat er mit gleichem Eifer die Sache der na-^[folgende Seite]